Autor Thema: Noch ein Kind  (Gelesen 730 mal)

wolfmozart

Noch ein Kind
« am: November 23, 2019, 13:14:17 »
Des Morgens auf und in die Arbeit
Leistung und Druck: Das ist die Wahrheit
Coole Geschäftsmänner, die zynisch sind:
Habt doch Erbarmen, ich bin noch ein Kind

Schöne Frauen tanzen im Dunkel
Greifen mich an im lauten Geschunkel
Heiß spür ich Eros, den launigen Wind:
Habt doch Erbarmen, ich bin noch ein Kind

Abgrund der Seele und heimliche Sünden
Wie oft, Gewissen, mußt Du Dich winden
Dann wieder scheint's von oben so lind:
Hab doch Erbarmen, ich bin noch ein Kind.

Sufnus

Re: Noch ein Kind
« Antwort #1 am: Januar 16, 2020, 14:46:46 »
Oje... Reim und Metrum sind wacklig...
Das kann man natürlich als gewollten Effekt deklarieren, aber es lenkt unweigerlich den Blick um so stärker auf die Aussage des Textes... und mit der hab ich diverse Probleme.
Denn irgendwie ist der Inhalt ein ziemliches Durcheinander - es geht ja wohl nicht um Kinderarbeit (S1) oder Sex mit Minderjährigen (S2), sondern um eine Art kindliche Regression des Lyrischen Ichs, oder?
Soweit komm ich noch mit einem Interpretationsversuch, aber dann verließen sie ihn (also mich)...
Und die Tatsache, dass die coolen Geschäftsleute männlich, die notgeilen Disco-Geschöpfe aber weiblich sind, stößt mir doch gallig auf... was sind denn das für schräge Rollenbilder?!
Mag ja sein, dass in der Geschäftswelt Männer (noch) dominieren, aber das muss ja doch wenigstens nicht als gegebene Tatsache lyrisch nachgepinselt werden - eine Minimalhinterfragung wär da nicht ganz unangebracht. Und die "schönen Frauen" als erotische Lockwesen find ich jetzt wirklich so was von vorgestrig - da steig ich dann endgültig aus...
Allerdings reagiere ich beim Thema der Geschlechterbilder und -rollen auch potentiell empfindlich - ein gutes Stichwort, um mich auf die Palme zu bringen ;)
Also trotz gewisser Schwierigkeiten, die ich mit diesen speziellen Zeilen habe, ganz liebe Grüße vom
Sufnus
« Letzte Änderung: Januar 16, 2020, 15:43:24 von Sufnus »

wolfmozart

Re: Noch ein Kind
« Antwort #2 am: Januar 19, 2020, 16:48:56 »
Oje... Reim und Metrum sind wacklig...
Das kann man natürlich als gewollten Effekt deklarieren, aber es lenkt unweigerlich den Blick um so stärker auf die Aussage des Textes... und mit der hab ich diverse Probleme.
Denn irgendwie ist der Inhalt ein ziemliches Durcheinander - es geht ja wohl nicht um Kinderarbeit (S1) oder Sex mit Minderjährigen (S2), sondern um eine Art kindliche Regression des Lyrischen Ichs, oder?
Soweit komm ich noch mit einem Interpretationsversuch, aber dann verließen sie ihn (also mich)...
Und die Tatsache, dass die coolen Geschäftsleute männlich, die notgeilen Disco-Geschöpfe aber weiblich sind, stößt mir doch gallig auf... was sind denn das für schräge Rollenbilder?!
Mag ja sein, dass in der Geschäftswelt Männer (noch) dominieren, aber das muss ja doch wenigstens nicht als gegebene Tatsache lyrisch nachgepinselt werden - eine Minimalhinterfragung wär da nicht ganz unangebracht. Und die "schönen Frauen" als erotische Lockwesen find ich jetzt wirklich so was von vorgestrig - da steig ich dann endgültig aus...
Allerdings reagiere ich beim Thema der Geschlechterbilder und -rollen auch potentiell empfindlich - ein gutes Stichwort, um mich auf die Palme zu bringen ;)
Also trotz gewisser Schwierigkeiten, die ich mit diesen speziellen Zeilen habe, ganz liebe Grüße vom
Sufnus
Hi Sufnus,
"kindliche Regression des Lyrischen Ichs" ist eine gute Bezeichnung für diesen Dichtversuch.
Coole Geschäftsfrauen gibts logischerweise auch, aber die erleb ich viel weniger zynisch als ihre männlichen Kollegen.
Wenn mich Menschen erotisch angreifen sind es nur Frauen, weil ich mich mit meiner geschlechtlichen Rolle als Mann stark indentifiziere.

War wohl nicht für dich gemacht dieses Poem  :)

LG wolfmozart