Hallo Erich,
entschuldige bitte, aber, da ich bereits einige Diskussionen, in der Art hatte, sage ich, bis zu welchem Punkt sie immer gewachsen sind und wo sie endeten.
Dagegen sein ist leicht. Man ist gegen: Dogmatiker, gegen Radikale, überhaupt gegen alle, die Anti-Demokraten sind. Bravo!
Aber leider sind alle diese Fanatiker und Wirrköpfe Teil unserer Gesellschaft. Was tun? Sie ignorieren? Wie lange geht das gut? Sprich: Wie lange hält das eine Demokratie aus, bis sie kippt?
Oder: Man redet mit ihnen. Und da fängt es an: das ist das eigentliche Problem. Gegner ernst nehmen. Ihnen zugestehen, dass sie Erfahrungen haben, die sie zu bestimmten Meinungen bringt.
Nehmen wir Trump. Einer deiner Lieblingsfeinde. Wie würdest du, falls du es könntest, mit ihm reden? Ernsthaft. Du könntest mit ihm reden und er würde dir zuhören. Glaubst du, euer Gespräch ginge lange, wenn du ihm, freundlich gesagt, an den Kopf werfen würdest, was für ein hirnloser Idiot er ist?
Überlege mal: America first! Was heißt das? Es heißt: Die Welt soll sich um sich kümmern, Amerika hat andere Sorgen. Amerika sorgt sich um sich. Das Wohl der eigenen Leute geht vor. Der Umsatz des eigenen Landes ist wichtiger, als der von Europa oder China. Überhaupt alles, was das eigene Land betrifft.
Das war es, was der kleine Amerikaner auf der Straße hören wollte und genau das hat Trump Stimmen gebracht. Und ja: Trump hat das gewusst und ausgenutzt. Aber war alles nur Show? Ich glaube nicht. Trump verstand/ versteht sich als Patriot. Wenn man das nicht begreifen will, redet man nur an ihm vorbei (und an vielen, die so denken wie er).
Ich bin mir sicher, dass all diese Leute (Querfront, AfD usw.) Erfahrungen gemacht haben, die sie zu ihren Einstellungen gebracht haben. Was sie daraus für Schlüsse gezogen haben, ist ein anderes Kapitel, aber, sie haben Standpunkte. Nämlich: ganz reale Sichtweisen auf die Gesellschaft, von dem Punkt aus, auf dem sie in der Gesellschaftsordnung stehen.
Wer immer nur gegen ist, verkennt das. Aus diesem Grunde würde ein Gespräch mit Trump oder einem Anhänger der NPD zu einer Katastrophe.
Muss man mit solchen Leuten reden? Ich glaube: ja. Denn sonst schaffen sie die Demokratie ab.
Aber wie soll man reden?
Ein erster Schritt: Sie ernst nehmen. Und auch ihre Realität und ihre Erfahrungen. Um mal ein krasses Beispiel zu nehmen: Deine Freundin wird von einem Schwarzen vergewaltigt. Vielleicht bringt er sie auch noch um. Und jetzt? Sind alle Schwarzen Abschaum und gehören gelyncht?
Das eine ist die Erfahrung und das andere die Schlussfolgerung.
Wer das verstanden hat, der findet auch Worte, die ein Wirrkopf versteht.
Würde er sich sofort ändern? Wohl kaum, aber durch einen ständigen Dialog käme er auf andere Gedanken. Ja, davon bin ich überzeugt. Und so könnte man auch mit Trump reden.
Das geht nicht? Wer bitte hat es denn versucht?
Leider haben wir nur den Verstand, der uns sagt, was richtig und falsch ist. Und leider funktioniert er nicht bei jedem gleich gut. Aber jeder hat einen und das müssen wir akzeptieren und nutzen.
Tut mir leid, das ich eine Predigt gehalten habe, aber nun kennst du mein Fazit aus X Diskussion zum Thema "Wirrköpfe".
Und leider endeten manche Diskussion weit vorher. Denn: "Mit Idioten kann man nicht reden."
Dir einen schönen Abend
Rocco