Autor Thema: Osterlamm  (Gelesen 999 mal)

Erich Kykal

Osterlamm
« am: April 20, 2019, 12:52:47 »
Wieder ist die Zeit gekommen,
seines Gottes Hand zu halten,
die Gehirne auszuschalten
mit den Betenden und Frommen.

Wieder soll man ihm gedenken,
jenem Sohne, der auf Erden
leibhaft und ein Opfer werden
musste nach des Vaters Ränken.

Echt, das finden wir erträglich?
Dass ein Vater seine kranke
Schöpfung mehr liebt als sein Kind?

Ach, was ist das Glauben kläglich!
Nichts zählt eigener Gedanke
vor dem Wahnsinn, der wir sind.
« Letzte Änderung: April 20, 2019, 12:56:17 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Osterlamm
« Antwort #1 am: April 25, 2019, 17:44:13 »
Ich stimme dir zu, lieber Erich. Das ist der Punkt, mit dem ich mich nie anfreunden konnte, die dazugehörige Auferstehung und jüngferliche Zeugung ebenso. Ich denke, die Bibel ist ein Buch von Legenden, da die Menschen früher ja keine Bücher hatten. Ich habe es mir immer so erklärt, dass Jesu Gedankengut starb, auferstand, also weiterlebte. Immerhin wurde das Christentum zu einer Weltreligion.
Natürlich ist das eine Brücke, die  nicht wirklich tragen kann.
Darum kann ich auch der Kirche nicht mehr angehören. Zu viel Jesus, zu wenig Gott.
Im Grunde, wenn jemand  an Gott glauaben will ohne Jesus glauben, bleibt nur der Islam. Dot ist Jesus ein Prophet, ein Mann mit heilender Kraft. Diese Religion wiederum ist aber mit Regeln behaftet, die unserem Grundgesetz widersprechen und für ein Leben im Orient gedacht sind.
Also glaube ich, meinen eigenen Glauben, der keiner Gemeinschaft angehört.
LG von Agneta

Erich Kykal

Re: Osterlamm
« Antwort #2 am: April 25, 2019, 23:20:48 »
Hi Agneta!

Der Mensch denkt so beschränkt und kurz! Seit  über 1700 Jahren wird niedergeschrieben, was damals geschah. Zig Versionen wurden verworfen oder über die Jahrhunderte bewusst korrigiert, umgedeutet, umgeschrieben, falsch übersetzt - und das über ein Geschehen, das an die 300 Jahre vor der ersten schriftlichen Niederlegung geschah. Es gab mal an die 20 Evangelien verschiedenster Autoren, und die 4 überlebenden wurden stark verändert über die Zeitenläufte. Sie widersprechen sich teilweise oder was in einem steht, wird im anderen nie erwähnt - oder wurde gestrichen? ZB. die Auferstehung.

Wie auch immer, dieses "Wort Gottes" ist in all der Zeit durch so viele "tätige" Menschenhände gegangen, wurde so oft mehr oder weniger dezent an die jeweiligen Bedürfnisse zeitnaher Moral oder Politik angepasst, dass der Text mittlerweile eher einem Gefälligkeitsgutachten gleicht, das von einem willfährigen Drogenzerrütteten ausformuliert wurde!

Jedes Jahr finden Bibelforscher, Historiker und Wühler mehr heraus über die Entstehungsgeschichte der Bibel, und welche möglicherweise tatsächlich wahren Begebenheiten dem salbadernden Gewäsch zugrunde liegen! Immer deutlicher blättert die Vergoldung der Gottesseligkeit ab, und die nackte Geschichtsfälschung und das "heilige Wunschdenken" treten deutlicher zu Tage: Mythologisierung ohne Ende!
Wer sich kritiklos solch einem Text verschreibt und wer ihn vor allem wörtlich deuten möchte, hat entweder nicht alle Tassen im Schrank, ist strunzdumm - oder verbietet sich bewusst klare Gedanken, um auf den Trost seines paradiesschwangeren Weltbildes nicht verzichten zu müssen.

Und der Koran des Islam ist im Grunde nur das schmale Kampfbüchlein eines selbsternannten Propheten, der sich frech auf die Schultern anderer stellte.

LG, eKy
« Letzte Änderung: April 27, 2019, 18:44:27 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Osterlamm
« Antwort #3 am: April 26, 2019, 11:25:10 »
deine Argumentation teile ich, Erich. Auch, wenn ich nicht Bibel und theologischgeschichtlich gebildet genug bin, um sie nachzuprüfen.
Dennoch gehen sie an Gläubigen, die von den religiösen Institutionen wie hirngewaschen wurden, vorbei. Und darin liegt die Krux.
Warum akzeptieren Menschen z.B. einen Papst als Mittler zwischen Gott und sich selbst? Er ist eine erschaffene Figur, die ein Gott nicht gewollt haben kann und die auch niemand braucht. Denn wenn Gott überall ist und besonders da "wo sich Menschen in seinem Namen versammeln", dann braucht es keinen Papst.
Institutionen manipulieren Menschen und führen sie sogar zu Gewalt im Namen des jeweiligen Gottes. Gewalt gegen Frauen (Inquisition), Gewalt gegen Andersgläübige(Islam Kranker geht es ja wohl nicht.
Vielleicht schreibe ich noch einen Kommentar dazu. Im TV lief gestern eine Talkrunde mit dem Titel "Krieg der Religionen?" angesichts der Vorfälle in Sri Lanka. Ich halte diese Sprache für sehr gefährlich.
Mal sehen, ob ich die Zeit dazu finde.
LG von Agneta

gummibaum

Re: Osterlamm
« Antwort #4 am: April 26, 2019, 17:54:20 »
Schönes Sonett, lieber Erich, zu den Zumutungen, die der Glaube bedeutet. Viel Unglaubliches und eigentlich Empörendes wird da wird geheiligt und fröhlich gefeiert.

Sehr gern gelesen.

LG gummibaum


Erich Kykal

Re: Osterlamm
« Antwort #5 am: April 27, 2019, 18:51:46 »
Hi Agneta!

Das Papsttum (oder Priestertum überhaupt) wurzelt in einer Zeit, da weiteste Teile der europäischen Bevölkerung keinerlei Zugang zu Bildung hatten. Kaum einer konnte lesen, daher brauchte es eine oberste Institution, der die Deutungshoheit oblag, die den Menschen vermittelte, was Gott wollte.
Zu Beginn hilfreich für die Ungebildeten, mutierte dies rasch zu einer Möglichkeit der Manipilation zur Ausünung von weltlicher Macht. Die Menschen wurden von da an bewusst in Unwissenheit gehalten (zB. die katholische Messe wurde bis weit in die Renaissance hinein ausschließlich auf Lateinisch gehalten), um sie der klerikalen "Weisheit" und Überlegenheit auszuliefern.
Oder wie ein Spruch es auf den Punkt bringt: Der König spricht mit dem Bischof (oder der Kaiser mit dem Papst) und sagt: "Halt du sie dumm, ich halt sie klein - so werden wir beide zufrieden sein!!"


Hi Gum!

Vielen Dank für dein positives Feedback!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.