Autor Thema: Erleuchtung  (Gelesen 1025 mal)

Sufnus

Erleuchtung
« am: M?RZ 02, 2019, 16:35:38 »
Erleuchtung

Ins Auge springt mit hartem Nein
das große Minuszeichen Nacht,
Blackout, wir sehen blindlings ein:
sind nicht für freie Sicht gemacht.

So zeigt der Zeiger auf Zuspät -
Umnachtung, Dämmern, her und hin,
wenn uns kein Lichtblick jäh verdreht
den Kopf, den Mut, den siebten Sinn.


wolfmozart

Re: Erleuchtung
« Antwort #1 am: M?RZ 02, 2019, 18:55:37 »
Ein kleines aber in sich geschlossenes philosophisches Werk.
Beinahe jede Formulierung ausgefallen, der Inhalt geht in die Tiefe und läßt sich auch mir nicht ganz entschlüsseln.
Jeder Punkt sitzt, also:

Sehr hochwertige Lyrik, ein Gedicht dass ich in meine persönliche (aus Mangel imaginäre) Favoritenliste aufnehme.

LG wolfmozart

Erich Kykal

Re: Erleuchtung
« Antwort #2 am: M?RZ 02, 2019, 20:17:10 »
Hi Suf!

Toll geschrieben, aber müsste es in der letzten Zeile nicht logischerweise heißen: "... je verdreht // den Kopf zu Mut und freiem Sinn."

Die Sätze sind stilistisch gerafft, hingeworfen, beinahe in einer Art lyrischem Telegrammstil, aber hochverdichtet und voller interessanter Kopfbilder (zB "Muniszeichen Nacht" oder "Zeiger auf Zuspät")!

Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Erleuchtung
« Antwort #3 am: M?RZ 07, 2019, 09:35:39 »
Vielen lieben Dank, Ihr beiden!
Dein Hinweis, wolf, dass sich der Inhalt nicht gänzlich entschlüsseln lässt, ist (wenn ich Dich richtig verstehe) als Lob gemeint und i. d. T. würde ich es auch als positive Eigenschaft eines Gedichts (aber auch einer "Hervorbringung" aus anderen ästhetischen Bereichen) auffassen, wenn sich keine vollständig-abschließende Lesart in den Vordergrund drängt. :)
Dieser Aspekt der "Mehrdeutigkeit" gefällt nicht jedem - man kann die "Inkommensurabilität" eines kreativen Werks auch als Flucht ins Rätselhafte kritisieren, als Feigheit davor, Position zu beziehen. Ich glaube aber, dass es eine grundlegende "Unschärfe" der Wirklichkeit gibt und man sich bei der Auseinandersetzung mit "der Welt" immer zwischen Eindeutigkeit und Vollständigkeit entscheiden muss.
In diesem Sinne würde ich auch die letzte Zeile nicht zu "logisch" gestalten wollen, eKy. Du hast vollkommen recht, dass der Formulierung "den Kopf, den Mut, den siebten Sinn" eine gewissen "Ungenauigkeit" anhaftet. Ich würde aber hier das Ziel der "unscharfen Vollständigkeit" verfolgen und es mal so stehen lassen. :)
Liebe Grüße!
S.