Hi Martin!
Ich bin verblüfft. Ein "komisches Brieflein" ist mir nicht erinnerlich.
Das Gedicht hingegen verstehe ich als eine Art Stoßseufzer über das Geschehen in Lyrikforen, und dass man mit all der "wohlgesitteten Gutmenschlerei" dort am Ende nichts erreicht, außer die kreischenden Dunkelheiten, die der Menschheit ebenso immanent sind wie das Milde, damit zu kaschieren und zu bemänteln.
Nun, das hängt von der Herangehensweise ab: Siehte man sich als hehrer Streiter für eine (aus meiner Sicht) gerechte Sache, der die Welt aufrütteln, belehren oder bekehren will, so wird man sich früher oder später an jenem Scheitern wiederfinden, das solche lyrischen Aufschreie wie den obigen generiert.
Wenn man, so wie ich hingegen, nur an sich selbst arbeiten will, die Gedichte als psychisches Ventil und seelisches Abführmittel nutzend, um sich selbst aufgestauter Frustrationen zu entschlagen, so stellt sich die obige Frage, bzw, das zwangsläufige Versagen auf diesem Weg, erst gar nicht, denn mir ist im Grunde herzlich egal, was andere aus meinen literarischen Ergüssen machen, oder was sie dort hineinlesen, oder was sie für sie bedeuten.
Mein eremitäres Leben spiegelt nur die innere hermetische Versiegelung gegenüber dem Weltgeschehen und den sozialen Zwängen menschlichen Interagierens.
Nun, da kann ich natürlich nur für mich sprechen. Es mag viele Beweggründe geben, sich der Dichtkunst zu verschreiben und seine Werke einer nicht immer gnädigen Öffentlichkeit anheimzustellen.
Egal aber, warum man es tut - es bleibt immer einem gewissen kulturell fundierten moralischen Anspruch unterworfen, denn ansonsten wird man ganz schnell "abgeschoben", weil zu "deutlich" oder aus Sicht des jeweiligen ethischen Konsenses einer Gesellschaftsordnung allzu verschroben. Diesbezüglich hast du dich ja schon öfter eindeutig als Grenzgänger definiert. Letztlich könnte es sein, dass du aus diesem "Anderssein", welches das sonst so sittsam Verschwiegene immerzu so deutlich anspricht, sogar einen Teil deines künstlerischen (und vielleicht sogar persönlichen) Selbstwertgefühls beziehst.
Was das alles aber mit dem Mühlviertel (oder meiner dort lebenden Person) zu tun hat, entzieht sich meinem Verständnis. Ich habe keine Ahnung, worauf das anspielt, und - wie gesagt - von einem Briefchen irgendeiner Art weiß ich nichts.
LG, eKy