Autor Thema: Vom Glück der flüchtigen Momente  (Gelesen 1133 mal)

a.c.larin

Vom Glück der flüchtigen Momente
« am: Dezember 23, 2018, 16:54:24 »
Vom Glück der flüchtigen Momente

Dem Anfang, sagt man, wohnt ein Zauber inne,
den jeder weitre Tag nicht halten kann!
Blumen verblühen, leiser wird die Minne,
und aus den Kindern werden Alte, irgendwann.

Es morschen Bäume, selbst ein Fels verwittert,
Sonnen verglühen, Galaxien vergehn,
doch wirkt der Augenblick, in dem das Leben zittert,
erlösend freudvoll, sichernd Neubestehn.

Es ist das Glück der flüchtigen Momente,
das uns ein Ewiges erahnen lässt.
So wünschen wir der Seligkeit die Dauer,

und blieben gern zu Gast in ihrem Fest,
denn ihr Verwelken füllt uns an mit Trauer,
weil uns das Abschiednehmen nie verlässt.

Erich Kykal

Re: Vom Glück der flüchtigen Momente
« Antwort #1 am: Dezember 23, 2018, 22:58:54 »
Hi Larin!

Ein wunderschönes Sonett auf höchstem lyrischen Niveau! Chapeau!  :-*

Ein paar Details:

Dem Anfang, sagt man, wohnt ein Zauber inne,
den jeder weitre Tag nicht halten kann!
Die Blumen welken, leiser wird die Minne, Deine Version hatte betonten Auftakt!
aus Kindern werden Alte irgendwann. Zeile hatte sechs Heber statt fünf! Komma vor "irgendwann" unnötig.

Es faulen Bäume, selbst ein Fels verwittert, "Morschen" klingt gemeinsprachlich und kindlich neologistisch.
die Sterne altern, Galaxien vergehn, Noch ein betonter Auftakt!
doch wirkt der Griff, in dem das Leben zittert, Zeile hatte sechs Heber!
erlösend freudvoll, sichernd Neubestehn.

Es ist das Glück der flüchtigen Momente,
das uns ein Ewiges erahnen lässt.
So wünschen wir der Seligkeit die Dauer,

und blieben gern zu Gast auf ihrem Fest, Man bleibt "auf" einem Fest, nicht dar"in".
denn ihr Verwelken füllt uns an mit Trauer,
weil uns das Abschiednehmen nie verlässt.


Es steht dir natürlich frei, andere - eigene - Versionen für die monierten Stellen zu suchen, korrigiert werden sollten sie aber.  ;)

Sehr gern gelesen und bearbeitet!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Vom Glück der flüchtigen Momente
« Antwort #2 am: Dezember 28, 2018, 09:56:50 »
gern schließe ich mich Erich an. Ja, dem erse Moment wohnt ein Zauber inne. nicht nur bei der Liebe, auch bei anderen Dingen. Könnte man ihn doch verschließen wie den geist in der Flasche.
LG von Agneta

Sufnus

Re: Vom Glück der flüchtigen Momente
« Antwort #3 am: Dezember 29, 2018, 21:18:37 »
Liebe Larin! :)

Als Archiv-durchstöbernder Forenneuling bin ich auf so viele schöne Gedichte von Dir gestoßen - wie schön jetzt eine Fortsetzung zu erleben! Yeah!!!! :) Dementsprechend geh ich bei "wunderschönes Sonett" und "höchstem lyrischen Niveau" mit eKy voll mit! :)

Nur bei eKys Anmerkungen zu den Auftakthebern würde ich doch widersprechen wollen: Ich finde den metrischen Bruch hier gerade reizvoll! Vor allem "Blumen verblühen, leiser wird die Minne" gewinnt durch die Auftakthebung beträchtlich an Punch - das würde sich nach meinem Dafürhalten in glattgebügelter Fassung allzuleicht in plätschernder Harmlosigkeit verlieren. Auch der Sechsheber am Ende von S1 stört mich überhaupt nicht; nur beim Sechsheber in S2Z3 fände ich (glaube ich) einen Fünfheber schöner.
Und das "sichernd Neubestehn" klingt für mich etwas sperrig. Vielleicht gibt es da noch geschmeidigere Formulierungsmöglichkeiten?
Wie dem auch sei: sehr sehr gern gelesen. :) Meeehr! :)
S.

gummibaum

Re: Vom Glück der flüchtigen Momente
« Antwort #4 am: Dezember 30, 2018, 12:28:59 »
Sehr schön, liebe Larin!

Habe ja lange nichts mehr von dir lesen dürfen. Um so mehr erfreut mich dies kostbare Gedicht.

Liebe Grüße und alles Gute im neuen Jahr

gummibaum