Autor Thema: Happy Hour: Himalaya der Haifischbecken  (Gelesen 1021 mal)

Martin Römer

  • Gast
Happy Hour: Himalaya der Haifischbecken
« am: September 30, 2018, 23:08:01 »
Aschen, Augenschlemmer, Anarchisten,
Kranke, Kranke, Kranke, Krieg für Krieg,
Seuchen, Seuchen, Seuchen, Stalinisten,
Schergen, Schergen, aber: mir den Sieg –
Sauerstoff entglüht aus schmalem Spalt.
Bisschen schwerer, als die steifen Buben,
schwimme ich durch Grützen und Gewalt,
glimme selig ich durch Schnee und Stuben.

Wenn ich stapfe, sinkt die Welt hernieder.
Wenn ich schnarche, steigt die Welt empor.
Weh, ich schnupf und saufe Wanderlieder.
Was ich schmückte, siech im Weh verlor?
Schlechthin eine Schlangen-Spur hinaus.
Schlechthin eine Schlangen-Spur dahier.
Schlechthin aller Sklaven Streitgebraus.
Schlechthin Syrinx um ein Schmusetier.

Horror: hie die Hunde. Harn des Heute.
Horror: sieh des Herzens blasse Hände.
Grauen reift und ist nicht ein Geläute.
Grauen schweift um jegliches Gelände.
Sonnen flicht die Salsa jäher Schwingen,
Sonnen bricht das Schiff aus Sindelfingen:
Sehnsucht habe ich nach Schmetterlingen,
Sehnsucht grabe ich, mein Stück zu singen.

Glücks ein Gran den Gärten voller Gold –
Ghettos wuchern, aber Ghettos wanken.
Martin mag die Mahd gern hehr wie hold,
Martin misst ob Menschen Mordgedanken.
Meerstrom wetzt gewiss kein Schneckenhaus:
Schwestern, wartet endlich euren Scheich.
Corpus Christi, schlimme Cherubsmaus:
Rest der Ruh und Ruh im neuen Reich.

Agneta

  • Gast
Re: Happy Hour: Himalaya der Haifischbecken
« Antwort #1 am: Oktober 16, 2018, 10:24:58 »
Hi Martin,

ein gekonnt geschriebenes Gedicht mit starken Bildern und gleichen Anlauten. Erinnert mich an einen Schreiber, den ich unter vielen Namen kannte...
Kleines , gestohlenes Glück in einer kaputten Welt. Das sagt es mir.
Die letzte Strophe mit Martin finde ich nicht so glücklich,und Ghettos wanken leider nicht...
Das neue Reich mag mir nichts sagen: Ist es christlich gemeint oder braun?
Es gibt kein neues Reich, es sei denn, die Menschen würden sich grundsätzlich ändern. Tun sie aber nicht.
Grüße von Agneta

Martin Römer

  • Gast
Re: Happy Hour: Himalaya der Haifischbecken
« Antwort #2 am: Oktober 17, 2018, 07:03:43 »
Agneta auf der Aue:

gekonnt geblutet! Artig haben sich damals auf dem Ausflug bestimmte Dinge auch erfüllt.

Kleines Glück, das schmeckt mir natürlich gar nicht – möchte ich lediglich Aspirin oder Hustenmittel bedeuten?

Insofern ist schließlich Martins neues Reich die Kulmination von Glücksgefühlen in Verbindung mit dem Anspruch auf eine gewisse Wahrhaftigkeit; fünf Freunde und ein Mädchen…

Ein gewisser Faschismus reicht in Aggression und im Modus der Menschenjagd über die Brachialität der Braunen hinaus. Menschenleben sind nicht gegeneinander auszuspielen, im Allgemeinen aber verlangen eher Stalin und die Pinken mit den Katz-und-Maus-Spielen, den Ghettos als Geschmack, dem Schlamm des Sterbens als Stolz bei mir nach dem unrühmlichen Pendel.

Viele Grüße
M.