Lieber Erich -
"Ein Weniges herbeizusehnen,
noch unbenutzt von müden Sinnen,
die schmale Zeit daran zu dehnen -
was anders bleibt noch zu gewinnen,
wenn wir an späten Jahren lehnen,
bewusster spürend, dass sie enden?
Ein Weniges, belebensmüde
der nackten Hoffnung abgerungen,
der letzten Zuversicht, die prüde
sich bleiern spannt um welke Lungen,
aus denen jede Attitüde
entwich - wie jede Lust aus Lenden.
Ein Weniges, das herzentlegen
noch auftut, was die Jahre schlossen,
noch fühlen macht, was wie ein Segen
in klamme Seelen ward gegossen
aus zarten Bildern, die erregen -
ein Weniges … zu treuen Händen."
Was ich hervorgehoben habe (Fettdruck), sind betörende Stellen in einem wunderlich vertrauten Gedicht.
Aber trotz allem vermagst Du es in meinen Augen nicht, altersweise zu tönen.
Da ich Dich kennenlernen durfte, klingen die Verse beinahe wie Koketterie.
Aber Du selbst hast ja betont, daß ich Dich nicht i m m e r hinter den Versen zu vermuten habe.
Ich habe mich sofort in das Gedicht verliebt.
Und ich habe es nicht nur dreimal gelesen!
Und sehe doch Dein Gesicht hinter den Versen auftauchen.
hab Dank und laß Dich grüßen
von
Cyparis