Lieber Erich, lieber Thomas,
ich sehe hier zwar kein Alexandriner-Sonett(wo wäre die Zäsur?) aber dennoch ein fantastisches Sonett.
Ungaublich tolle Formulierungen, die Kopfkino starten und einen direkt in die Stadt versetzen, in denen biedere Schlipsträger, wenn sie auf Messen sind, mutieren. Das geheuchelte Angepasstsein unserer Gesellschaftsträger ist dem Autor sehr wichtig, in vielen Bildern zeigt er die Diskrepanz: die ersten beiden Zeilen sehr stark mit dem abgeschminkten Tag, Abrieb, betäubte Diener, wesenlose Schatten.
Auch, dass es sich hier um Sexualtität m weitesten Sinne handelt, wird mit starken Bildern belegt, seelentiefe Kissen , erhebt, geschwellte Flügel.
Hier ist dir ein Meisterwerk gelungen, Erich, das ich schon mehrfach gelesen habe, aber erst jetzt kommentiere, weil ich mir Zeit dafür nehmen wollte.
Die negative Wertung, die das Werk enthält, heucheln, sich anpassen und dann geheim eine andere Seite zeigen, da gehe ich mit.
Bezüglich des sexuellen Auslebens, das gerade die Stadt in einigen Vierteln bietet, das sehe ich nicht so negativ, denn das ist eine Konsumbasis, von der beide Beteiligten wissen. Ob man da ein schlechtes Gewissen haben muss und sich schämen, das sehe ich auch nicht so eng. Prostitution hat Nachfrage, wie gesagt, ein Geschäft. Männer, die nicht gebunden sind finden dort einen Ausgleich.
Über Zwangsprostitution müssen wir nicht reden, das ist schändlich. Bei nicht gebundenen Männern, naja, da wären wir wieder beim Heuchen…
Dein Werk hat also ein großes Spektrum zum Nachdenken.
Siehst mich begeistert.
LG von Agneta