Autor Thema: Zutunlicher Feind  (Gelesen 975 mal)

Erman

Zutunlicher Feind
« am: Dezember 07, 2017, 10:49:18 »
Wie die feinste Birke unter der Rinde,
wie Schmand auf der gekochten Milch
von der Innenseite,
wie der bedachte Mond, voll und verrückt,
wie das gefrorene Auge des Blinden
in der blauen Nacht über dem schwimmenden
Eisberg des Südpols,
wie der Bulbus Oculi einer eben beschlafenen Afrikanerin,
auf dem anderen Grad der geografisch südlichen Weite,
auf dem goldenen Meridian,
wie auf dem Trapez, wie auf der Klinge des Barbiermessers,
umschließt mich heute Nacht das Weiße Deiner Schenkeln,
während die untergehende Sonne, wie ein blutiger Vogel,
sie auf ihre wunderbaren Schultern empfängt.

Niemals schöner umschlingt.
Du zutunlicher Feind,
wie Du bis in den Knochen vordringst …
Wie ein Schwamm saugt mein Knochenmark
das Weiße Deines Körpers,
die Fundamente sind untergraben.
Fallen werde ich, wie Konstantinopel,
die Kaiserstadt Auge im Auge,
Nachzeitig.
Eine schwarze Wolke besucht und berührt
meine Stirn wie ein Mühlstein,
wie ein Millenniumsstein des Drucks ...

Eifersüchtig bin ich auf Deine Umschlingung
Du zutunlicher Feind,
Fallen werde ich, was dann?
Ein Lächeln zeigt die einzig ungerade Linie,
die viele Dinge gerade biegen kann. - Erman

Curd Belesos

Re: Zutunlicher Feind
« Antwort #1 am: Dezember 12, 2017, 21:11:27 »
moin moin Ermann,

auf den Armen und Beinen standen mir die Haare zu Berge, nachdem ich dein Gedicht das zweite Mal gelesen habe.

Mir kamen Bilder von meinem Freund in den Sinn, den der zutunliche Feind zu Fall brachte.

Er hat es zu spät bemerkt. Nach 40 Jahren wurde unsere Freundschaft von einen Tag auf den anderen beendet.

Deine Gedanken haben mich berührt, danke.

LG
CB
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch