Es
Es drängt.
ES, das ist das Phänomen Merkel, das scheinbar immer bleibt wie der kahle Weihnachtsbaum von 2015, den man damals vergessen hat, in die Grünabfuhr zu geben. Irgendwann hatte man den Termin verpasst, ihn loszuwerden, und nun bleibt er. Egal, was kommt, egal, was passiert.
Das Phänomen, das noch nach der Wahl sagte: „ Ich wüsste nicht, was wir hätten anders machen sollen.“ und “Ohne uns kann keine Regierung gebildet werden.“ Auch mit nadellosen Zweigen ein Weihnachtsbaum, der meint, sich Arroganz leisten zu können auf Grund seiner ehemaligen Ausstrahlung, auf Grund seines Glanzes, seiner auf ihn von einem ganz Großen fälschlich projizierten, mädchenhaften Unschuld, die sicherlich immer schon einzig im Auge des Betrachters lag. Des Betrachters, den es als ersten zu Fall brachte.
Ein hoffärtiger Baum also, vielleicht auch nur ein selbstblinder, einer, der nicht verstanden hat, dass das Glitzern von Weihnachten für ihn längst vorbei ist. Zwei Parteien hat das Phänomen schon verschlissen, die FDP und die SPD und meint immer noch, in der Position zu sein, drängen zu können. Die Phrase von Verantwortung hängt wie Heiligenschein über der Nacht der Entscheidung, die Hirten auf dem Felde sahen einen Stern und alle latschten ihm nach. Könige und Weise brachten Weihrauch und Myrrhe, weil sie gerne zum Kreis der Erlauchten dazugehören wollten. Ja, der Stern am Weihnachtsbaum…
Phrasen, verstreut mit dem Lächeln von Katzengold, von Lametta, das längst in kleinen Fetzen von kahlen Ästen hängt. Schuld sind und waren immer die anderen. Flüchtlingskrise, Sozial- und Pflegenotstand, Wohnungsnot, all das geht scheinbar spurlos an dem Phänomen vorbei. An Merkel bleibt nie etwas hängen, weil ihre Schwesterpartei CSU ihr immer ein sicherer Stimmenbeschaffer zu Mehrheiten ist. Diese werden zwar kleiner, aber so lange es noch Mehrheiten sind, behängen ihre hündisch Ergebenen den kahlen Baum immer wieder mit bunten Kugeln. Ein Phänomen eben, eine Erscheinung fast.
Die junge Union rebelliert, bezweifelt wie viele ihrer Kritiker Merkels angebliche Erfolge, die sie eher der globalen Wirtschaftserstarkung und der Agenda 2010 von der SPD zuschreibt. In den Nachrichten hört man davon nichts und deshalb ist es sicherlich auch nur eine Weihnachtsfakenews.
Noch vor kurzem sondierte die CDU ganz grün, Umwelt über alles, dann war sie gelb vor Begeisterung über die Forderung der FDP, den Soli abzuschmelzen. Nun spielt sie die Karte des einfachen Malochers und will, ganz im Sinne der SPD mehr für Familien, Wohnungsbau und gegen soziale Not tun. Obwohl sie es doch ist, die all diese Probleme in den letzten 12 Jahren angerührt hat. Katzengold.
Alternativlos? Nein. In einer Minderheitsregierung müsste sich Merkel bei jedem Schritt mit dem Parlament auseinandersetzen – Demokratie pur, nach mehr und mehr Merkel-Autokratie. Mehr Demokratie braucht das Land - das wär doch mal ein schönes Geschenk zu Weihnachten. Und Schulz sollte sich nicht als Damenbinde von Merkel vorlegen lassen.
Ein alter, abgetackelter Weihnachtsbaum liegt im Garten, der einfach nicht verrotten will und unbedingt bleiben.
Wer jetzt dazu beiträgt, diesen Baum wieder in die gute Stube zu holen und ihm wieder eine vergoldete Spitze aufsetzt, der ist selbst schuld daran, wenn die Bude wegen der vertrockneten Äste am zweiten Weihnachtstag abfackelt.