Zweifel eines Gläubigen (Doppelsonett)
Und war es ein Verbrechen, dich zu kennen,
ach, deinen schönen Körper zu begehren,
sich zu ergeben, sich nicht sehr zu wehren
und dennoch sich zum Glauben zu bekennen?
Und war es eine Sünde, dich zu fassen,
sich ganz mit deinem Dufte einzuhüllen,
sich jede Pore reich damit zu füllen
und diese Bilder nie mehr loszulassen?
Ich werde deine Haare nie vergessen,
so goldig schimmernd auf gebräunter Haut,
und hat mein Glauben Mauern mir gebaut,
so hab ich dennoch sehnend hingeschaut.
Nein, niemals hab ich Ähnliches besessen.
Dich so zu lieben, war denn das vermessen?
-
Und war es ein Vergehen, nah zu sein,
wenn dein Gott doch problemlos es erlaubte,
als das Gefühl uns alle Sinne raubte?
Das weiß nur dieser eine Gott allein.
Ich sah die weißen Monde hell uns streifen,
gebettet in der Sterne blaues Zelt.
Es war, als wollten wir ein Licht begreifen
als ein Versprechen, das uns ewig hält.
Du ließest Steine in der Wüste blühen,
im Salzsee fremde, süße Sonnen sinken.
Sah Hand in Hand uns diese Bilder trinken,
die heute noch in meiner Seele glühen.
Doch leere Nächte lassen Schnuppen blinken,
als wären sie dein stetig letztes Winken.