Autor Thema: Talentlage  (Gelesen 1804 mal)

Erich Kykal

Talentlage
« am: September 21, 2017, 17:17:05 »
So mancher schreibt so vor sich hin und findet,
er sei der Gipfel lyrischen Talentes
bereits, der allergrößten Eindruck schindet
und nicht mehr hören muss, was andre raten!
Das Bild der eitlen Hybris, ach man kennt es -
nur keiner der „Perfekten“ riecht den Braten!

Im Gegenteil: Wie kann man sich erfrechen,
das offenkundig Große nicht zu sehen,
das all die eignen Verse täglich sprechen,
und sich verweigern der erwiesnen Güte,
darin die selbsterkannten Künste stehen
in großer Geste und erhabner Blüte!?

Sie glauben fest, dass sie sich nicht vertiefen
und größer werden müssen als sie gelten
im eignen Licht. Gleich lyrischen Kalifen
erdulden sie die Dummheit aller andern
und ignorieren jene, die sie schelten.
Der starre Geist vermag nicht mehr zu wandern.


Dann gibt es jene auch, die hochgestochen
herab sich lassen, dich zu kommentieren,
doch hast auf jeden Fall du was verbrochen,
nach ihrer Lesart schmählich dich verstiegen!
Das Untalent geht ihnen an die Nieren:
Sie treten die, die schon am Boden liegen!

Von jenen hörst du nie, was zu verbessern
und wie dein Text denn zu verschönern wäre!
Sie wollen nur dein klares Bild verwässern,
erhöhen sich auf Kosten deiner Werke.
Ihr Selbstdarstellertum ist eine Schwäre
im Angesicht der Kunst – und keine Stärke!

Sie tun gern intellektuell und meinen,
ihr Urteil wäre süß wie reife Trauben!
In Wahrheit werfen sie nur gern mit Steinen
auf jene, die sie nie erreichen werden
wie jene, die sie unterlegen glauben.
Auf ewig Ungeschaffene auf Erden!
« Letzte Änderung: Dezember 20, 2017, 10:35:22 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Curd Belesos

Re: Talentlage
« Antwort #1 am: September 21, 2017, 22:17:14 »
In Wahrheit werfen sie nur gern mit Steinen
auf jene, die sie nie erreichen werden
wie jene, die sie unterlegen glauben.


moin moin Erich,

meiner Meinung nach hast du den Nagel auf den Kopf getroffen und das auch noch lyrisch sehr gekonnt  ;)

Erfreut gelesen und gegrinst  :)

CB
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Günter

Re: Talentlage
« Antwort #2 am: September 22, 2017, 08:58:20 »
Lieber Erich,
ein oft anzutreffendes Phänomen, was Du hier sehr trefflich beschrieben hast.
Du siehst mich begeistert ;D!
Doch jene, die es treffen sollte, werden es zustimmend auf andere münzen.
Ich frage mich bei derlei Kritiken immer, inwieweit ich selbst davon betroffen bin -
und leider bleibt auch meist etwas hängen :-[.
Danke für den Text!
LG Günter


Erich Kykal

Re: Talentlage
« Antwort #3 am: September 22, 2017, 19:39:04 »
Hi Curd, Günter!

Keiner von hier ist gemeint! Ich schreibe neuerdings wieder "anderswo" in einem Forum, das ich lang gemieden hatte, aber dort treiben sich leider einige seltsame bis - höflich ausgedrückt - starrsinnige Gemüter herum, die den beiden im Gedicht beschriebenen Typen von Usern (Oder Mis-Usern) gleichen:

Entweder starrsinniges Beharren auf Unbelehrbarkeit, weil man ja schon so toll sei - bei gleichzeitigem Spielen der beleidigten Leberwurst, wenn man etwas anderes zu behaupten wagt - oder (von gewissen anderen Elementen) arrogante Hirnwixerei und intellektuelle Herablassung, gemischt mit ätzendem Zynismus - einzig zur Selbstbeweihräucherung zelebriert, ohne je praktischen Rat oder brauchbare Alternativen anzubieten: nur destruktives Geblaffe mit möglichst vielen Fachausdrücken und Fremdwörtern, damit man sich auch so richtig klein und schäbig vorkommt vor diesen genialen Kommentatoren von eigenen Gnaden!  ::) >:D

Ich ignoriere diese User, aber diesen kleinen Seitenhieb habe ich mir gestattet, nachdem ein Herr Unbelehrbar mich zuerst mit einem Schmähgedicht bedacht hatte. Bringt nix, das ist mir schon klar - aber ich habe es genossen, und darauf kommt es an!  ;) Zudem mag es User geben, die würden MICH sofort BEIDEN Kategorien zuordnen - also mag es auch ein Stückweit Selbstkritik gewesen sein, die mich zu diesen Zeilen trieb ...  ;D 8)

LG, eKy
« Letzte Änderung: September 23, 2017, 13:34:26 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Günter

Re: Talentlage
« Antwort #4 am: September 23, 2017, 13:25:14 »
Lieber Erich,
ich hoffte natürlich, nicht angesprochen zu sein ;)! Nein, nicht wirklich!
Aber der Typus begegnet mir auch ständig. Da fällt mir eine DDR-Kabarett-Szene über den Holzhammer ein.
Der eine hat eine große Platte, um die Politiker zu treffen, einer ist schräg für die Jugend und einer hat Watte drunter für die Künstler usw.
Gedichte oder Texte sind wie Kinder und welche Eltern lassen gern ihre Kinder schlagen? Egal wie ungezogen sie sind!
Um gegenüber eigenen Texten eine objektive Stellung einnehmen zu können, bedarf es schon einiger Größe und Erfahrung. Ich empfand meine ersten xxx Gedichte auch als recht gelungen. Heute sehe ich das nicht mehr so!!!
Wir verstehen uns! ;D
LG Günter

Erich Kykal

Re: Talentlage
« Antwort #5 am: September 23, 2017, 13:42:32 »
Hi Günter!

Geht mir genauso! Wenn ich 10 Jahre alte Werke von mir lese, steigen mir mitunter die Grausbirnen auf - jetzt habe ich ja genug Abstand, um die Schwächen objektiv zu erkennen! Wer diese Erfahrung (noch) nicht gemacht hat, regt sich viel leichter über jede Kritik auf.
Wer allerdings einfach nicht die lyrische Kapazität hat, um diese Erfahrung je zu machen - der schreibt dann jahrzehntelang so weiter und quält die Sprache und etwaige Leser immer weiter, ohen es überhaupt mitzukriegen.
Er bekommt kaum Kritik, weil kaum einer seinen Humbug liest, und interpretiert das als eine Art schweigende Zustimmung und Übereinkunft. Wenn er dann aber mal Gegenwind kriegt, weil jemand offen seine Schwächen anspricht, dann sieht er sich zu Unrecht angegriffen und fühlt sich aus reiner Gehässigkeit abgewertet.

An diesem Punkt erübrigt sich jede weitere Dikussion mit ihm oder über ihn. Lassen wir den armen Fisch weiterdümpeln in seiner seligen kleinen Blase ...

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re: Talentlage
« Antwort #6 am: September 25, 2017, 13:50:26 »
Lieber Erich,

den Wortvergewaltiger und Lyrikmißhandler hast Du aufs i-Tüpfelchen beschrieben.
Früher hatte ich Mitleid mit ihm, weil ein andrer User immer auf ihn eindrosch - jetzt nicht mehr.
Er schreibt greulich schlechte Gedichte. Unverdrossen, Tag fütr Tag. Ohne die geringste Ahnung von Syntax, Metrik oder Rhytmus zu haben
Wohlwollende oder scharfe Kritik gleiten von ihm ab wie Wasser von der Ente.
Ob er borniert ist, oder sich nur gibt - das Ergebnis ist das gleiche.

Sie glauben fest, dass sie sich nicht zu vertiefen
und größer werden brauchen als sie gelten
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erdulden sie die Dummheit aller andern
und ignorieren jene, die sie schelten.
Der starre Geist vermag nicht mehr zu wandern.


Darüber bin ich gestolpert. Aber wie läßt es sich hier oder im nächsten Vers einbauen?

Lieben süffisanten Gruß
von
Cyparis
« Letzte Änderung: September 25, 2017, 14:17:43 von cyparis »
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re: Talentlage
« Antwort #7 am: September 25, 2017, 18:38:19 »
Hi Cypi!

Ach, da könnte ich im nämlichen Forum mehrere Namen nennen, sowohl was die ersten drei, als auch was die hinteren drei Strophen anbelangt!  ;D >:D

Von wegen "zu":

Ach, das ätzt jetzt bloß, weil ich in der Folgezeile das "müssen", das ich zuerst dort hatte, durch "brauchen" ersetzt habe, weil es sich besser anhört. Dass das "müssen" besser mit "vertiefen" geht als das "brauchen", daran habe ich dann nicht mehr gedacht.

Ich nehme wieder "müssen", dann ist kein "zu" nötig.

Vielen Dank für deine Adleraugen!  :)

LG, eKy
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cyparis

Re: Talentlage
« Antwort #8 am: September 25, 2017, 20:14:58 »
 :-*
Der Schönheit treu ergeben
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copyright auf alle Texte

Agneta

  • Gast
Re: Talentlage
« Antwort #9 am: Dezember 20, 2017, 10:07:42 »
wir kennen sie alle, Erich und müssen damit leben. Wie im realen Leben so in den Foren auch.
Du hast es sehr auf den Punkt verdichtet.
LG von Agneta

Erich Kykal

Re: Talentlage
« Antwort #10 am: Dezember 20, 2017, 10:27:02 »
HI Agneta!

Vielen Dank für die freundlichen Worte!  :)

Das Werk datiert vom September, kann aber als allgemeingültig gelten!  ;D

LG, eKy
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Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
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