Autor Thema: Höhlenerlebnis  (Gelesen 2378 mal)

Erich Kykal

Höhlenerlebnis
« am: September 20, 2017, 09:32:44 »
Im Reiche der hallenden Tropfen befangen
besucht uns die Stille der großen Gedanken,
und Sagen beschreiben, worum sie sich ranken
im lichtlosen Dunkel, an steinernen Wangen.

Wie Echos im Garten der Felsen entgleiten
die täglichen Gesten: Verkümmerte Posen!
Wir werden getragen vom schweigenden Tosen
des Blutes in Einkehr und innere Weiten.

Unendlich berührt dieses zeitlose Schweigen
im Schoße der Erde, begleitet die Sinne
und will uns erreichen: Halt inne! Beginne
gleichwohl dich der eigenen Tiefe zu neigen.
« Letzte Änderung: November 24, 2022, 00:36:15 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Curd Belesos

Re: Höhlenerlebnis
« Antwort #1 am: September 20, 2017, 12:52:59 »
moin moin Erich,

ja, es regt zum Nachdenken an und so erscheinen vor meinem geistigen Auge Stalaktiten und Stalagmiten. Für mich bin ich somit im Reich der "steinernen Tropfen"  ;)

Gerne gelesen

LG
CB

Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Laie

  • Gast
Re: Höhlenerlebnis
« Antwort #2 am: September 20, 2017, 13:22:36 »

Hi eKy,

tolles Gedicht! Noch tollere Conclusio! Der Rhythmus lässt den Leser mit hinabsteigen.

An einer Stelle komm ich leider nicht mit: Wie ist das "Verhalte!" gemeint? Und kommt es vom Verb oder vom Adjektiv?

Sehr gern gelesen!


Gruß,
Laie

Erich Kykal

Re: Höhlenerlebnis
« Antwort #3 am: September 20, 2017, 17:46:00 »
Hi Curd!

Vielen Dank für die Beifallstropfen!  :)

Hi Laie!

Auch dir vielen Dank für die Blumen!  :)

"Verhalte" bedeutet "halt inne" oder "halte dich zurück", abstammend vom Wort "Verhaltenheit" wie in "verhalten lächelnd". Ich weiß nicht, ob es da einen Imperativ geben kann, aber als ich es schrieb, erschien es mir wie selbstverständlich passend.
Jetzt, wo du nachfragst, bin ich mir unsicher. Ich werde es ändern.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re: Höhlenerlebnis
« Antwort #4 am: September 25, 2017, 22:16:42 »
Lieber Erich,

darf ich Dir für den letzen Vers ein Komma empfehlen?
Die letzte Strophe ich hinreißend, steht noch über dem erhabenen Rest.

Lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re: Höhlenerlebnis
« Antwort #5 am: September 26, 2017, 01:08:12 »
Hi Cypi!

Vielen Dank für das Lob. Ich glaube, die letzte Zeile kommt ohne Komma aus. Ich verwende das Wort hier als Adverb:

http://www.duden.de/rechtschreibung/gleichwohl_jedoch_allerdings

in der Bedeutung von "in gleicher Weise", also eigentlich einer sehr ursprünglichen Bedeutung des Wortes.

"Beginne gleichwohl dich der eigenen Tiefe zu neigen."

Du siehst, es kann als Satz ohne Komma, als Aufforderung/Imperativ in dieser Bedeutung funktionieren.

Ehrlich gesagt, ob die Verwendung in dieser Bedeutung statthaft ist, weiß ich nicht genau. Ich gehe das Risiko aber ein, bis mich jemand eindeutig widerlegt.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re: Höhlenerlebnis
« Antwort #6 am: September 26, 2017, 18:55:34 »
 ;) :-*

Es wird ja alles wieder gut...

Lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
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Fridolin

Re: Höhlenerlebnis
« Antwort #7 am: September 27, 2017, 08:54:21 »
Großartig! Mit oder ohne Komma, wobei ich auch mehr für ohne bin.

LG Friedhelm

wolfmozart

Re: Höhlenerlebnis
« Antwort #8 am: September 30, 2017, 12:13:11 »
Große Lyrik Erich, Hut ab.

Wortgewaltig, tiefe philosophische Aussage.

Habs zu meinen (inneren) Favoriten hinzugefügt.

Lieben Wochenendgruß wolfmozart

cyparis

Lieber Erich -
« Antwort #9 am: Oktober 04, 2017, 12:47:04 »
Sie treten aus dem Wald, verhalten und wittern.
Für mich bedeutet das stillestehn, bevor die Schritte wieder gewagt werden.
Schönes Bild!

LG
von
Cypi
Der Schönheit treu ergeben
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Erich Kykal

Re: Höhlenerlebnis
« Antwort #10 am: Oktober 04, 2017, 15:04:46 »
Hi Cypi!

Passt dieser Kommi zum obigen Gedicht? Was meinst du damit?

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re: Höhlenerlebnis
« Antwort #11 am: Oktober 05, 2017, 16:04:38 »
Lieber Erich,


das ist nur eine kleine Anmerkung.
Bezog sich wahrschweinlich auf das Urgedicht - vor der Änderung.
Verhalten = still stehn.

Lieben Gruß
von
Cypi
Der Schönheit treu ergeben
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Erich Kykal

Re: Höhlenerlebnis
« Antwort #12 am: Oktober 05, 2017, 17:15:50 »
Hi Cypi!

Hier muss ein Irrtum vorliegen. Dieses Gedicht habe ich nie umgeschrieben. Hier geht es um Höhlen, da ist nichts mit "aus dem Wald treten, verhalten und wittern". Wald kommt da gar nicht vor.

Ist jetzt aber auch nicht so wichtig, dass wir endlos drüber reden müssten.  ;) 8)

LG, eKy

(Nachtrag 2020: War ich bescheuert? Ich hatte die Änderung von "Verhalte" zu "halt inne" da wohl völlig vergessen! Peinlich ...)
« Letzte Änderung: September 18, 2020, 10:21:02 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Höhlenerlebnis
« Antwort #13 am: April 15, 2020, 01:31:50 »
Tolles Gedicht, lieber Eirich, das von der äußeren in die innere Höhle führt, Tiefe fühlen und Staunen aufkommen lässt.

Mit großer Freude gelesen.
gummibaum

Erich Kykal

Re: Höhlenerlebnis
« Antwort #14 am: April 15, 2020, 12:50:34 »
Hi Gum!

Danke für die Auferstehung dieses älteren Werkes - anlässlich des Höhlengleichis-Gedichtes, das ich kürzlich kommentierte? Passt zumindest vom Schauplatz her ...  ;)

Das Werk entstand dank meiner Erinnerung an einen meiner Besuche in den Höhlen der Kalkalpen - Dachstein-Eishöhlen oder Koppenbrüllerhöhle. Schon als Kind liebte ich es, unterirdisch zu erforschen! Ich erinnere mich, dass ich als Zehnjähriger mal einen der Bäche der Umgebung verfolgte, bis er unterirdisch weiterfloss. Ich zwängte mich von oben in eine kleine Felsenöffnung (damals hatte ich kaum Übergewicht und war immer der Kleinste in der Klasse) und schlängelte mich gute 10 Meter weit in den engen Gang, in dem der Bach durch den Granit sprudelte, in etwa 2 Metern Tiefe - für einen Erwachsenen wäre es unmöglich gewesen.
Ich war allein unterwegs, gute 3-4 Kilometer von daheim entfernt, und niemand wusste, wo ich war, Handys gab es noch nicht - hätte ich festgesteckt, es hätte mich garantiert nie jemand gefunden! Und hätte es zu regnen begonnen, ich wäre womöglich jämmerlich ersoffen, denn ich war stellenweise nur Zentimeter über dem Wasser. Aber als Kind denkt man natürlich nicht über Sterblichkeit nach ... All das aus purer Neugier, "wie's weitergeht"! Ich war schon einer ...  ::) >:D
Am Ende ging es nicht mehr weiter. Es gelang mir gerade so, mich umzudrehen und zurückzukriechen - Mann, war ich dreckig! Meine gute Mutter war nicht begeistert - ich erzählte ihr wohlweislich, ich hätte gerauft. Die Wahrheit hätte ihr wahrscheinlich Albträume beschert, aber damals hatte ich eher Angst, Hausarrest zu bekommen! Kinder denken auch kaum über die Gefühle nach, die sie anderen machen ...

LG, eKy
« Letzte Änderung: Februar 13, 2021, 18:47:35 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.