Autor Thema: Eis-Worte (Ghasele)  (Gelesen 1273 mal)

Agneta

  • Gast
Eis-Worte (Ghasele)
« am: August 07, 2017, 20:23:39 »
Eis-Worte (Ghasele)

Aus fahlem Licht versprenkelt sich zu Funken,
als würde Schatten man ins Golden tunken,
der Wintersonne unterkühltes Schmeicheln.

Aus ihrem Becher schlürfst du worte-trunken
vereiste Düfte, die die Sinne streicheln,
du stolze Rose, wie im Traum versunken.

Verschwendest du dich an die harsche Kost,
hast gar die Funken noch herangewunken?
Das Wort-Sorbet rinnt schwer wie süßer Most,
gebettet in ein Meer von tausend Funken.
« Letzte Änderung: August 09, 2017, 09:17:58 von Agneta »

Erich Kykal

Re: Eis-Worte (Ghasele)
« Antwort #1 am: August 08, 2017, 00:40:12 »
Hi Agneta!

Ein sehr lyrisch- weich geschriebenes Werk mit großer Sprache! Ganz mein Ding!  :)

Das "wortetrunken" in S2Z1 würde ich einfach zusammen schreiben - wozu da ein Bindestrich?

"Funken" kommt im Werk dreimal vor, was mir etwas zu oft ist, vor allem in der letzten Str., wo sie nur zwei Zeilen auseinander liegen - dort fällt die Wiederholung durchaus auf, zumal auch der Binnenreim in S3Z2 mit "herangewunken" dort etwas zuviel des Guten sein mag. Diese "Funken" würde ich durch ein anderes, vergleichbares Wort ersetzen.

In S1Z2 habe ich noch Probleme mit "Golden": DAS "Golden" als Nomen gibt es meines Wissens nicht. Es gibt "das Gold", "das Gold(e)ne", "Goldige", "Güldne" usw. - aber "golden" ist mE. wie "goldig" nur als Adjektiv/Adverb tauglich: zB. "etwas funkelt golden". Wäre es bei "fahlem Licht" nicht ohnehin besser, die Schatten "in Silber" zu tunken?

Die Conclusio verstehe ich leider gar nicht - was meint das "Wort-Sorbet", bzw. das "wortetrunken" in S2Z1? Ich sehe hier das Bild einer mit Raureif überzogenen Rose in einer blassen schattigen Frühwinterlandschaft. Rosen sind Worte egal, und ein Winterbild passt nicht zu "süßem Most". Der Reif scheint die "harsche Kost" für die Blume zu sein, die sie sich mit Träumen verblendet, aber wie kann die Rose das Funkeln im Licht der Sonne heranwinken? Am Ende von S3Z2 müsste übrigens ein Fragzeichen stehen.

Ich würde auf die seltsamen "Worte"- Bilder verzichten und bei der wunderschönen Naturbeschreibung bleiben:

Aus fahlem Licht versprenkelt sich zu Funken
- als würde Schatten man in Silber tunken -
der Wintersonne unterkühltes Schmeicheln.

Aus deinem Becher fallen raureiftrunken
vereiste Düfte, die die Sinne streicheln,
du stolze Rose, wie im Traum versunken.

Vergeudest du dich hier, du letzte Blüte,
hast gar das Funkeln noch herangewunken?
So geht dahin, was noch im Frost erblühte,
gebettet in ein Meer von tausend Funken.


Das mag deiner Intention vielleicht nicht entsprechen, aber es wäre inhaltlich in sich schlüssig und lyrisch bündig formuliert. Wer das liest, dem stehen die lyrischen Bilder klar vor Augen - und keine Fragezeichen.

Das soll allerdings nur ein Beispiel sein, um dir zu verdeutlichen, worauf ich hinaus wollte - kein mutwilliger Eingriff.

Gerade wenn die Sprache so "blumig" ist, sollte man es inhaltlich einfacher und geradliniger halten, sonst kommt ein Leser zuweilen einfach nicht mehr mit. Ich zB habe keine Ahnung, worauf du mit deinem "Wort-Sorbet wie süßer Most" eigentlich hinaus willst! Eine Metaebene? Eine Reflektion über den lyrischen Stil, in dem die Naturbeschreinung gehalten ist, also quasi eine literarische Inversion?
Wie auch immer - es stört hier eher, als hilfreich zu sein (finde ich).


Insgesamt dennoch sehr gern gelesen!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Eis-Worte (Ghasele)
« Antwort #2 am: August 08, 2017, 10:27:28 »
Lieber Erich,

ich werde mir Gedanken machen über deine Anmerkungen, die die Symbolik des Werkes ansprechen.
Lieben Dank für "Ein sehr lyrisch- weich geschriebenes Werk mit großer Sprache! Ganz mein Ding!  :)"-
ja, meins auch. Auch wenn ich mal einen Ausflug in die moderne Prosadichtung gemacht habe, zog es mich nun  mit Macht wieder zur klassischen und poetischen Dichtung ( ich wusste, dass das nicht lange anhält ;D).
Dieses schrieb ich 2016, habe immer wieder daran gefeilt. Die Rose als Symbol ( für den Menschen) war mir die Versinnbildlichung des Stolzes, der Schönheit, aber auch der Zerbechlichkeit. Der Frost das Symbol für die Worte, mit denen ein Mensch den anderen zerstören kann.
Darum auch der Titel "Eisworte".
Insofern aber hast du recht: eine Rose kann die Funken nicht herbeiwinken, vom Bild her geht das nicht. Ein Fragezeichen könnte hier hilfreich sein, Da stimme ich dir zu. Das werde ich ändern. Und das Funkeln wäre , da drei Mal Funken-  stimmt, habe ich gar nicht gesehen, besser.

Tatsächlich ist das "gewunken" der Form der Ghasele geschuldet, die einen weiteren Reim erwartet auf "...unken). Vielleicht wäre es tatsächlich besser, es beim Naturbild zu lassen. Mal überlegen. Vielleicht mag jemand anderes ja auch noch etwas dazu sagen.
Das Wort-Sorbet jedoch ( Sorbet ist ja eine halbgeforene Süßspeise) finde ich persönlich toll.
Aber leider hast du recht mit deiner Kritik.
Werde mir deine Version mal kopieren und nachdenken. Im Moment bin ich grippig, da will mein Kopf nicht so recht.Ich leg es mir hin und arbeite noch mal daran, versprochen...
 Danke dir und lG von Agneta




« Letzte Änderung: August 08, 2017, 10:30:48 von Agneta »

Agneta

  • Gast
Re: Eis-Worte (Ghasele)
« Antwort #3 am: August 09, 2017, 09:17:10 »
Hbe nochmals nachgefeilt , lieber Erich und da ich die Bildhaftigkeit der "Eisworte" gerne behalten wollte, oben gemäss deiner Tipps nachjustiert.
So sollten die Bilder stimmig sein., denn deine Kritik war berechtigt. Vielen Dank nochmals.
LG von Agneta

Erich Kykal

Re: Eis-Worte (Ghasele)
« Antwort #4 am: August 09, 2017, 09:59:02 »
Hi Agneta!

Tja, ich kann eben mit dem "worte-trunken" und dem "Wort-Sorbet" da drin absolut nichts anfangen. Was soll das für ein Bild sein? In welchem Zusammenhang stehen sie überhaupt mit der Naturbeschreibung mit der Rose? Für mich sind das einfach Fremdkörper in diesem Gedicht, ich bringe das und den Rest in kein gemeinsames Bild ...

Und das "Golden" halte ich für eine falsche hauptwörtlich gebrauchte Form. Es müsste "Goldne" heißen.

Ansonsten ein wirklich sehr schönes Werk.

LG, eKy
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Agneta

  • Gast
Re: Eis-Worte (Ghasele)
« Antwort #5 am: August 09, 2017, 20:26:13 »
danke, lieber Erich, aber gerade die Symbolik ist mir wichtig. Dass sie dir nicht eingängig sein will, muss ich so respektieren. Ist auch nicht schlimm. :) Vielleicht bist du zu nah an dem zauberhaften Naturbild, dass das Werk beschrieben hätte, wenn ich es so umschreiben würde.
Wie gesagt, ich habe deines noch gespeichert. Ich lass es erst mal liegen. Wie sagte mein Dichterfreund Jürgen immer: Reifen lassen. Vielleicht klappt das ja nicht nur bei Schüttelreimen. GGG und lG von Agneta

Erich Kykal

Re: Eis-Worte (Ghasele)
« Antwort #6 am: August 09, 2017, 21:05:09 »
"Golden" ist hier trotzdem falsch verwendet, egal wie lange es reift ...  ;)

LG, eKy
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Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Günter

Re: Eis-Worte (Ghasele)
« Antwort #7 am: August 11, 2017, 10:13:09 »
Hallo Agneta,
auch ich bin von der Sprache tief beeindruckt. Es wirkt auf mich wie ein weiches Kissen, auf das ich mich gern legen möchte. Zum Inhalt und zur Form vermag ich nicht so viel beizusteuern wie Erich, deshalb versuche ich es nicht erst.
Ich kann sehr wohl nachvollziehen, dass Dir beim Schreiben ein Sinn vorschwebt, der den Kern des Gedichtes darstellten soll. Was Erich sagt, ist durchaus richtig und dennoch... Auch ich befinde mich oft in derselben Problematik.
Einerseits soll die Schönheit der Sprache unberührt bleiben, andererseits soll eine Botschaft transportiert werden.
Viel Spaß und weiter so!
LG Günter

Agneta

  • Gast
Re: Eis-Worte (Ghasele)
« Antwort #8 am: August 12, 2017, 18:09:36 »
 :)ja, lieber Erich, Goldne, Goldene wären richtig...aber Golden klingt mir poetischer...Können wir es nicht als Wortneuschöpfung sehn ;) ;) ;), komm, lass es durchgehen.
Lächeln von Agneta

Lieber Günter,

danke dir für deine netten Worte. Sicherlich ist diese Ghasele in ihrere Symbolik schwieriger nachzuvollziehen als die anderen, die ich schrieb. Aber sie ist mein erklärter Liebling... ;).
Übrigens habe ich ein Haibun eingestellt...
LG von Agneta

Erich Kykal

Re: Eis-Worte (Ghasele)
« Antwort #9 am: August 12, 2017, 23:06:59 »
Hi Agneta!

Das kann ich leider nicht durchgehen lassen, weil es sprachlich eben unkorrekt ist in dieser Anwendung: "golden" ist nur als Adjektivform anwendbar, nicht im hauptwörtlichen Gebrauch.
Aber ich kann eh zetern, wie ich will - du wirst es ja doch ignorieren ...  ::)

LG, eKy
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Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Eis-Worte (Ghasele)
« Antwort #10 am: August 13, 2017, 10:14:37 »
ach, Erich- du bist ja strenger als mein Mathelehrer ;D ;D ;D. Mal sehen, ok? Lächeln von Agneta