Hi Agneta!
Ein sehr lyrisch- weich geschriebenes Werk mit großer Sprache! Ganz mein Ding!
Das "wortetrunken" in S2Z1 würde ich einfach zusammen schreiben - wozu da ein Bindestrich?
"Funken" kommt im Werk dreimal vor, was mir etwas zu oft ist, vor allem in der letzten Str., wo sie nur zwei Zeilen auseinander liegen - dort fällt die Wiederholung durchaus auf, zumal auch der Binnenreim in S3Z2 mit "herangewunken" dort etwas zuviel des Guten sein mag. Diese "Funken" würde ich durch ein anderes, vergleichbares Wort ersetzen.
In S1Z2 habe ich noch Probleme mit "Golden": DAS "Golden" als Nomen gibt es meines Wissens nicht. Es gibt "das Gold", "das Gold(e)ne", "Goldige", "Güldne" usw. - aber "golden" ist mE. wie "goldig" nur als Adjektiv/Adverb tauglich: zB. "etwas funkelt golden". Wäre es bei "fahlem Licht" nicht ohnehin besser, die Schatten "in Silber" zu tunken?
Die Conclusio verstehe ich leider gar nicht - was meint das "Wort-Sorbet", bzw. das "wortetrunken" in S2Z1? Ich sehe hier das Bild einer mit Raureif überzogenen Rose in einer blassen schattigen Frühwinterlandschaft. Rosen sind Worte egal, und ein Winterbild passt nicht zu "süßem Most". Der Reif scheint die "harsche Kost" für die Blume zu sein, die sie sich mit Träumen verblendet, aber wie kann die Rose das Funkeln im Licht der Sonne heranwinken? Am Ende von S3Z2 müsste übrigens ein Fragzeichen stehen.
Ich würde auf die seltsamen "Worte"- Bilder verzichten und bei der wunderschönen Naturbeschreibung bleiben:
Aus fahlem Licht versprenkelt sich zu Funken
- als würde Schatten man in Silber tunken -
der Wintersonne unterkühltes Schmeicheln.
Aus deinem Becher fallen raureiftrunken
vereiste Düfte, die die Sinne streicheln,
du stolze Rose, wie im Traum versunken.
Vergeudest du dich hier, du letzte Blüte,
hast gar das Funkeln noch herangewunken?
So geht dahin, was noch im Frost erblühte,
gebettet in ein Meer von tausend Funken.
Das mag deiner Intention vielleicht nicht entsprechen, aber es wäre inhaltlich in sich schlüssig und lyrisch bündig formuliert. Wer das liest, dem stehen die lyrischen Bilder klar vor Augen - und keine Fragezeichen.
Das soll allerdings nur ein Beispiel sein, um dir zu verdeutlichen, worauf ich hinaus wollte - kein mutwilliger Eingriff.
Gerade wenn die Sprache so "blumig" ist, sollte man es inhaltlich einfacher und geradliniger halten, sonst kommt ein Leser zuweilen einfach nicht mehr mit. Ich zB habe keine Ahnung, worauf du mit deinem "Wort-Sorbet wie süßer Most" eigentlich hinaus willst! Eine Metaebene? Eine Reflektion über den lyrischen Stil, in dem die Naturbeschreinung gehalten ist, also quasi eine literarische Inversion?
Wie auch immer - es stört hier eher, als hilfreich zu sein (finde ich).
Insgesamt dennoch sehr gern gelesen!
LG, eKy