Autor Thema: Hinübergeträumt  (Gelesen 664 mal)

gummibaum

Hinübergeträumt
« am: August 02, 2017, 12:53:19 »
Mein Bett steht zwischen harten Wänden.
Ich schlafe reglos wie ein Stein.
Doch plötzlich Schatten wie von Händen,
und langsam sinkt die Decke ein.

Wie sind die Wände weich geworden
und streichen über meine Haut.
Die heißen Träume überborden
und schon entringt sich mir ein Laut.

Da reißt das Treiben ab. Die Decke
schließt wieder glatt das Zimmer ab.
Die Mauer weicht und wird zur Hecke,
und was sie säumt, ist nun mein Grab…

Erich Kykal

Re: Hinübergeträumt
« Antwort #1 am: August 02, 2017, 16:29:29 »
Hi Gum!

Düster, düster! Vor allem die Conclusio macht eine Gänsehaut, bringt die Unausweichlichkeit aller Begierden und Wünsche zum Ausdruck: Alles stirbt. Alles endet in Resignation.

Der Traum, der zum Alp wird, steht als Metaebene für das Leben allgemein: Der ruhige Schlaf der Kindheit, das Erwachsenwerden und die Schatten erster Schuld, das Verlangen und die Liebe, das Alter, das auf den Boden zurückholt - alles weicht zurück und lässt zuletzt nur eine Aussicht: das Ende.

Sehr gern gelesen, weil lyrisch wunderbar transzendiert!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Hinübergeträumt
« Antwort #2 am: August 02, 2017, 22:54:11 »
Wunderbarer Kommentar. Danke, lieber Erich.

LG gummibaum
« Letzte Änderung: August 02, 2017, 23:07:58 von gummibaum »