Bisexuell

[Curd Belesos]

Ich litt heut Nacht wohl hunderttausend Schmerzen,
als ich vor Wut und Scham um uns geweint,
da er den Wunsch nach Kindern kalt verneint,
und mich verlachte unter derben Scherzen.

Warum ist mir kein Mutterglück beschieden,
was ist es, das uns beide so tief trennt,
obwohl in uns ein heißes Feuer brennt,
ist keiner mit dem Anderen zufrieden.

Ich konnte nun den Sinn des Nein ergründen,
der in dem Satz aus deinem Munde steckt,
und mich ganz tief im Innersten erschreckt,
doch auch sein wahrer Grund war bald zu finden.

Er hat mich schon die ganze Zeit belogen,
da seine Liebe einem Mann gehört
und mir damit den Kindertraum zerstört,
ich fühle mich verletzt, beschmutzt, betrogen.

© Curd Belesos

[Erich Kykal]

Hi Curd!

Warum müssen die nicht der Norm Entsprechenden immer die "Bösen" sein? Warum kann die Frau nicht teilen oder ihr Mutterglück mit einem anderen finden? Heutzutage ist Scheidung ja kein Problem mehr. Und wenn man das nicht will, hilft ein kleiner Seitensprung leicht aus der Patsche!
Oder handelt es sich um eine dieser verhuschten Erzkatholikinnen, so beweglich in Geist und Moral wie die Moräne eines Gletsches?  Ich finde, wer so vernagelt durchs Leben stolpert, hat es nicht besser verdient!  Ich finde, ein wenig mehr Verständnis für ihren Mann, der sich vergeblich um ein normgerechtes Leben bemühte, es dadurch aber, ohne es zu wollen, nur schlimmer machte; für die Hölle der gesellschaftlich verordneten Selbstverleugnung, durch die er ein Leben lang gegangen sein muss, stünde dieser "beschmutzten" Dame besser zu Gesichte als dieses egozentrische Lamento! Eine solche Reaktion wie die ihre aber gemahnt eher an verletzte Eitelkeit als an eine Beziehung aus Liebe!

Dass die Tat des Mannes kein Heldenstück war, ist klar, aber MUSS man sich dadurch gleich "beschmutzt" fühlen? Verletzt und betrogen durchaus - aber "beschmutzt"!? Das riecht nach Homophobie, oder zumindest nach zutiefst gefühlter übernommener Verachtung für diese Spielart menschlichen Miteinanders.
Mein Kompliment dagegen an den "bösen" Mann, der den Mut und die Kraft hatte, sich nicht lebenslänglich zu verleugnen, sondern das gesellschaftliche Normenkorsett irgendwann doch noch zu sprengen.
Einziger Vorwurf an ihn: Er hätte seiner Frau von Anfang an reinen Wein einschenken sollen! Dazu war der Mut dann wohl doch wieder nicht groß genug! - Wer kann's ihm verdenken, bedenkt man die soziale Hexenjagd, die teils heute noch mit derlei "Abweichlern" veranstaltet wird!
Schade, dass die Welt so vieler Menschen auch heute noch so klein ist! Die kleingeistige, besitzergreifende und "beschmutzte" Frau hier tut mir aber überhaupt nicht leid! Ihre überkandidelt theatralisch selbstbemitleidende Art, über "Schmutz" zu denken, ist mir unsympathisch.

LG, eKy

[Seeräuber-Jenny]

Hallo Curd,

ich stimme Erich zu.

Denke, dein Gedicht ist ironisch gemeint.

Lieben Gruß
Jenny

[Curd Belesos]

Schade, dass die Welt so vieler Menschen auch heute noch so klein ist!

moin moin Erich,

"so viele" sind es ja nicht mehr, denn sonst hatte "Die Ehe für alle" nicht im Bundestag beschlossen werden können. Die Flower Power Generation hat Kinder bekommen und schon damals für eine freie Liebe und ein buntes Miteinander gelebt und gekämpft.

Doch die ewig Gestrigen haben nicht mitbekommen, das der § 175 des deutschen Strafgesetzbuches vom 1. Januar 1872 mit der Wiedervereinigung am 11. Juni 1994 ersatzlos gestrichen wurde.

Auslöser für mein Gedicht war diese Umfrage 

Ehe für alle

Im Bundestag wurde über das Recht auf Ehe für gleichgeschlechtliche Paare abgestimmt. Das Ergebnis ist eindeutig, der Bundestag stimmte der Gesetzesvorlage zu, in Kraft könnte es bereits im Oktober treten. Für viele kommt das Gesetz einem Befreiungsschlag gleich, einem Ende der Diskriminierung. Hättest Du dafür oder dagegen gestimmt?

Ergebnisse der Umfrage in einem Seniorenforum

843 abgegebene Stimmen

Ich hätte dafür gestimmt 40.7%

Ich hätte dagegen gestimmt 59,3 %


Womit ich wieder beim Einfluss der Religionen bin, denn wenn der Tod Thema des Lebens wird, fragt sich der Mensch schon, ob man nicht sicherheitshalber doch auf die Ge- und Verbote der Heilsverkünder hören sollte, da sich Himmel oder Hölle ja demnächst öffnen werden. Und- schließlich hat der liebe Gott ja Frau und Mann erschaffen, damit sie sich vermehren und nicht, damit sie sich mit Gleichgeschlechtlichen nur vergnügen 

Ich freue mich darauf, bald wieder Sternenstaub zu sein 

LG
CB

[Curd Belesos]

Liebe Jenny,

ich stimme euch beiden zu 

Zustimmenden Gruß

von
Curd

[Phoenix-GEZ-frei]

Ja ja die Auslöser lieber Curd,

und diese Statistiken, Umfragen sind doch nichts anderes als gut zu manipulierende Bilder
für Gruppen die bestimmten Interessen nachhängen.

Ich verstehe von dem Thema (Sexualität) so gut wie garnichts. Bin ich doch völlig auf mich
Selbst zurückgeworfen. Immer wieder in Flammen, Asche und Wiederauferstehung. Auf Dauer
Ist dies auch nicht gerade ein Honigschlecken. Was ich so über alle Zeit in der Entwicklung
Des (Menschen) beobachtete ist ein Trauerspiel. Anstatt sich ihrer individuellen Freuden hingebungsvoll
(ohne dabei zuverletzen) zuverschreiben  ...

Aber das mit dem "Auslöser" kenne ich.

LG
Phoenix

[Curd Belesos]

Anstatt sich ihrer individuellen Freuden hingebungsvoll (ohne dabei zu verletzen) zu verschreiben

Ach, lieber Phoenix,

das mit dem Auslöser ist wirklich so eine Sache, seit ich einen saftigen, weichen, duftenden Pfirsich geschenkt bekam, schreibe ich vorzugsweise Liebesgedichte 

und gehe meinen individuellen Freuden hingebungsvoll und voller Lust nach 

Doch manchmal möchte ich wie du aus der Ascher neu erstehen, um mich mit frischen Kräften diesem köstlichen Obst zu widmen 

Einen lebensfrohen Gruß sendet dir

CB

[wolfmozart]

Also abgesehen von der Diskussion über sexuelle Ausrichtungen (wo es immer verschiedene Meinungen gibt) finde ich dieses Gedicht erstklassig.

Technisch einwandfrei, inhaltlich sehr ansprechend.

Sehr gern gelesen wolfmozart

[Curd Belesos]

moin moin wolfmozart,

danke für deine Einschätzung, die Protagonistin ist in ihrer Weltanschauung gefangen, Erziehung lässt sich nicht so einfach verdrängen und Neues ist nicht immer dem eigenen Werteverständnis vermittelbar. Wir lernen eben ein Leben lang mit unterschiedlichen Ergebnissen.

Einen lieben Gruß aus der Ferne.

Curd