Stadtrand: Die ungeschaffene Erde
Wo Häuserfluchten an die Felder branden,
die Wege sich verlieren zwischen Bäumen,
und ohne Lampen, die ihr Schwinden säumen,
in Ackerfurchen kaum genutzt verlanden,
wo Fuchs und Hase ihren Frieden fanden
und keine Menschen mehr vom Tage träumen -
in diesen ungewissen, leeren Räumen
sind Spuren einer Schöpferkraft vorhanden,
die jenen, die im Dämmern sie betreten,
ein großes „Bald Vielleicht“ ins Fühlen tragen:
Als beugten selbst die Gräser, um zu beten,
im Winde sich, der ihre Halme spreitet,
für eine Nacht, die ihre tausend Fragen
dem Reich der Möglichkeiten unterbreitet.
Stadtrand: Die verlorene Natur
Wo Wälder zwischen Häuserkanten brechen,
zersplittern an der Gärten Zucht und Enge,
die Zaun an Zaun ein metrisches Gedränge
von klarer Ordnung bieten: tote Flächen,
wo selbst die Blumenbeete Hochdeutsch sprechen,
wenn sie die sittsam auferlegten Zwänge
als Heil beschreiben, das nach Wunder klänge,
verriete nicht ihr Dünkel das Verbrechen,
das sie erschuf: Dem großen Kreis entrissen,
der lebt und atmet unter Moos und Nadeln -
als ob ein Unverstand ermächtigt werde
zu tun, als wäre er Naturgewissen
der fremd Gewordenen, die alles tadeln,
was ungezähmt gedeiht auf dieser Erde.