Hi letreo!
Es hat sich mittlerweile "eingeschliffen" ... - dennoch danke für dein Verständnis!
Als Teenager war ich ein seltsames Mischwesen: Sensibel und völlig egomanisch zugleich, leidend und dennoch arrogant, intellektuell, aber emotional unbeholfen, allein mit mir und dennoch nach Anerkennung hungernd.
Ich liebte meine Eltern und vielleicht ein oder zwei Freunde (zumindest mit was ich glaubte, dass es Liebe sein sollte) - der Rest der Menschheit hätte jederzeit tot umfallen können, und es hätte mich ein Achselzucken gekostet - und bei nicht wenigen hätte ich sogar dankbar aufgeatmet!
Aber jede überfahrene Katze, jeder tote Igel, ein versehentlich totgetretenes Hasenjunges (ich war 11 und "erschlug" gerade Fantasiefeinde im Wald) oder einfach nur ein ebenso versehentlich von mir getötetes Heupferdchen (da war ich vier) - und ich konnte stundenlang mit wundem Herzen über soviel Unrecht und aus Mitleid Rotz und Wasser heulen!
Ebenso erging es mir mit Rilke's Panther, als ich 12 war - meine Initialzündung in Sachen Lyrik! Seit damals wollte ich das auch mit Sprache machen! Der arme an der Gefangenschaft zerbrochene Panther ließ mich heiße Tränen vergießen!
Wenn nahestehende Menschen starben, dann waren sie eben einfach nicht mehr da. Als mein Vater starb, weinte ich gar nicht, und als meine Mutter starb, zwei Mal. Vor etlichen Jahren weinte ich kurz über den frühen Tod meines ehemaligen Schuldirektors, den ich sehr gemocht und als Mensch hoch respektiert hatte.
Aber jede meiner Katzen kostete mich tiefste Trauer und minutenlange Weinkrämpfe, selbst nach Wochen noch!
Nun, ein wenig seltsam bin ich wohl heute noch!
Ich kann in Gedichten tiefe Gefühle abrufen, beschreiben und bei anderen auslösen - aber selbst bleibe ich stets beherrscht, klar und weitgehend nüchtern - so als gäbe es keine störenden Emotionen. Schon als Knabe war meine erklärte Lieblingsfigur und mein großes Vorbild in Sachen menschliche Interaktion - na, wer wohl - Mister Spock aus "Raumschiff Enterprise"! Sein Hochziehen nur einer Braue habe ich damals als Junge stundenlang vor dem Spiegel geübt, wochenlang - bis ich es perfekt beherrschte!
Ich beneidete ihn um seine vermeintliche Seelenruhe und Emotionslosigkeit! Erst viel später begriff ich, was uns verband: auch er unterdrückte seine Gefühle nur - und ihm half wenigstens, dass er Halbvulkanier war! Ich habe es als purer Mensch geschafft, so zu werden! Zumindest weitgehend innerlich, nach außen bin ich freundlich unverbindlich bis humorig zynisch oder kühl nüchtern bis miesepetrig muffig, je nach Lage und Befindlichkeit. Aber es bleibt immer eine Fassade. Vielleicht sind die Gedichte mein Überdruckventil ...
LG, eKy