Herzensangelegenheit

[Erich Kykal]

Wie ist das Herz mir voll an manchen Taumeltagen
von Weltenweh und unerfülltem Sehnen,
und will sich dennoch in die Stunden dehnen,
als wüsste es die Antwort dort auf alle Fragen.

Und immer wieder will es mich ins Leben tragen
aus Dunkelheiten, die es nachts erlebte,
und den Momenten, da es bang erbebte,
entfliegt es hoffnungsvoll, um für den Tag zu schlagen.

O Weisheit meines Herzens, unterweise meine
so zynisch untergrabenen Gedanken,
ersetze ihre kalte Last, die ich beweine,

durch deine Wesenswärme, lass mein Weltbild wanken,
und hebe mich in jenes Wunderreine,
darum sich gute Taten und Erfüllung ranken.

[Curd Belesos]

moin moin Erich,

"schön" traurig und melancholisch, doch von dem Wunsch nach mitfühlender Wärme getragen.

Doch vielleicht ist es besser nüchtern die Welt zu betrachten, als an aller Freude und allem Leid Anteil zu haben.

Sehr gerne und herzberührend gelesen.

LG
CB

[Erich Kykal]

HI Curd!

Ein Sonettexperiment, wie du vielleicht weißt.

Ich wählte hier das Hebungsschema 6556 - 6556 - 656 - 656, um den Inhalt mehr epische Breite und erzählerische Dichte zu verleihen. Richtig gelesen harmonisieren die unterschiedlich langen Zeilen überraschend gut, wie ich finde.

Inhaltlich mal was Positives von mir - oder zumindest nichts eindeutig Negatives oder Trauriges - das ist doch schon mal was ... 

Vielen Dank für dein Wohlwollen! 

LG, eKy

[gummibaum]

Das ist eine schöne Auseinandersetzung mit dem eigenen Herz, lieber Erich. So, wie es wie sich tapfer gegen Traurigkeit und Schmerz behauptet, sollte man es im Glauben an seine guten Ziele anrufen, feiern und unterstützen.

Sehr gern gelesen.

LG gummibaum

[Curd Belesos]

Richtig gelesen harmonisieren die unterschiedlich langen Zeilen überraschend gut, wie ich finde.

moin moin Erich,

ja, ich schrieb es schon bei einem anderen Gedicht von dir, dass mir diese "epische Breite" gefällt.

Ich habe es auch versucht, aber verworfen, als Lehrling soll man auch nicht alles auf einmal versuchen 

Inhaltlich sehe ich es als Versuch an, das Monopol der Ratio im Denken und Handeln nicht auf alle Gebiete zulassen zu wollen.

LG
CB

[cyparis]

Lieber Erich,

ich verstehe von der "Feintechnik" des Dichtens soviel wie eine Katze vom Schafscheren -
aber wenn ein Sonett von himmlischer Schönheit daherkommt, merke ich das sehr wohl.
Wer hat je sein Herz so besungen?

Lieben Gruß
von
Cyparis

[Erich Kykal]

Hi Cypi!

Das ist der Knackpunkt! Puristen würden obiges Gedicht nicht als Sonett bezeichnet wissen wollen - für sie hat es strikt fünfhebig zu sein, mit unbetontem Auftakt und weiblichen Kadenzen sowie dem ganzen anderen Brimborium: Teilung in These/Antithese/Synthese, kein Paarreim in der Conclusio, umarmende Reime in den Quartetten, die sich daselbst wiederholen, ... usw., falls es noch mehr gibt.
Solche Leute sind offenbar nicht glücklich ohne ein möglichst enges Korsett, und einmal beschlossene Regeln sind für sie für alle Zeit in Erz gegossen! Dementsprechend unaufgeschlossen sind sie gegenüber Spielereien und Experimenten - oder einem Geist, der sich leichter Freiheiten nimmt als ihr eigener. Zum Glück habe ich genug Selbstbewusstsein, um nichts auf das Gesumm dieser Bienenseelen zu geben.
Mir ist auch ausgesprochen egal, ob mein Gedicht nun noch als Sonett gilt oder nicht. Es gilt mir als Gedicht, das genügt. Immer.
Ich schreibe einfach, wie ich WILL. Wenn ich ein "sauberes" Sonett WILL, dann schreibe ich eines - wenn ich aber spielen WILL, dann spiele ich. Punkt.   

Vielen Dank für deine Begeisterung! 

LG, eKy

[cyparis]

Lieber Erich,

wer streng an den Regeln klebt, muß doch lyrisch verarmen.
Dir hingegen gelingt es, daß fast jedes Deiner Gedichte eine Offenbarung ist.
Was wäre die Lyrik ohne Dich?

Lieben Gruß
von
Cypi

[Erich Kykal]

Hi Cypi!

Was die Lyrik ohne mich wäre? Ich gehe mal davon aus, du meinst die von uns so geschätzte melodisch fließende "altmodische" mit Reimen und Struktur.

Sie wäre wohl ohne mich genauso "von gestern", als altbacken und verstaubt abgetan, kaum noch allgemein gelesen und geschätzt, wie jetzt mit mir auch. Aber darum geht es mir nicht, obwohl ich es zutiefst bedaure.
Ich schreibe letztlich nur, weil es MIR Freude macht, mit Sprache zu spielen und umzugehen. Ich schreibe, weil ich meistens zu faul bin zu malen, darum versuche ich mit Woren zu malen, was mich bewegt.
Ich schreibe, weil ich es genieße, wenn ich damit jemanden erfreuen und begeistern kann, und ich trinke das Lob dafür wie ein Lebensmittel! - Also ja, ein wenig auch aus Selbstsucht.

Fakt aber ist, dass die Lyrik an sich letztlich sich selbst genügen sollte. Sie sollte nicht entstehen, um sich selbst oder einen Autor größer zu machen, dann verrät sie sich nur und macht sich kleiner - und den Autor natürlich mit. Dichter aus Geltungsdrang schwirren in den Foren einige herum. Wir kennen die falschen Namen und ihre falsche Hoffnung ... - das Leben unterrichtet sie noch, wie uns alle.

Vielen Dank für das Lob, das meinen Durst gestillt hat! 

LG, eKy

[cyparis]

Dann formuliere ich es anders:

Was wäre die Lyrik für mich, gäbe es Deine Gedichte nicht!

Lieben Gruß in Dankbarkeit:

Cypi

[Erich Kykal]

Deine Dankbarkeit ist die meine! 

LG, eKy

[Curd Belesos]

Dann formuliere ich es anders:

Was wäre die Lyrik für mich, gäbe es Deine Gedichte nicht!

Lieben Gruß in Dankbarkeit:

Cypi

Das unterschreibe ich 

[Erich Kykal]

Hi Curd!

Bin zufällig hier vorbeigedriftet und habe bemerkt, dass ich dir damals nie für dieses Lob gedankt habe. Dies sei hiermit zerknirschtest nachgeholt! 

LG, eKy