War einst ein Mann, der zog mit einem Knaben
wohl über Land, auf den er gern sich stützte,
denn er war alt. Obschon ihm dies oft nützte -
es half ihm nicht, allein voran zu traben.
Der Knabe aber wollte es nicht leiden,
dass ihm der Alte an die Schulter fasste.
Er dachte, dass ihn dies zu sehr belaste,
und sann darüber, dieses zu vermeiden.
Um listig seine Pflichten zu verkürzen,
beschleunigte er seine jungen Schritte.
Bald stolperte der Mann in seinem Tritte,
und ließ den Knaben los, um nicht zu stürzen.
Der Alte schwieg. Es kam die Zeit zu rasten,
und aus dem Ranzen nahm er Trank und Speise
und aß allein, als sei auf dieser Reise
er ganz für sich. Der Knabe musste fasten.
Begierig sah er Brot und Wurst verschwinden,
und auch vom guten Käse blieb kein Kanten
für ihn, den Listenreichen, den Gewandten.
„Wie kannst du“, rief er, „mich so grausam schinden!?“
Der Alte schwieg. Dann sprach er ernst und leise:
„Als wir marschierten, war ich ganz alleine,
so bin ich es beim Rasten auch. Wer seine,
nie andrer Last nur sieht auf seiner Reise,
der ist nicht wert, dass man das Brot ihm reiche.“
Und als sie weiterzogen durch die Lande,
begriff der junge Wandrer seine Schande
und trug fortan die Hand, so als begleiche
er eine Schuld, den Blick gesenkt im Leide.
Des Abends rief der Mann in der Taverne:
„Wer andern hilft, dem hilft ein andrer gerne.
Heda, Herr Wirt! Den Braten für uns beide!“