Entschuldigt bitte!

[Günter]

Entschuldigt, aber ich finde sie dumm,
die Menschen und ihre Gedanken.
Sie bleiben bei einem Betrüger meist stumm,
und fügen sich irrigen Schranken.
Sie predigen Weisheit, die sie nicht versteh’n
und wollen die Wahrheit – zum Teufel! – nicht seh’n.

Entschuldigt, aber ich finde sie blöd,
sie lassen sich alles gefallen.
Sie glauben zu denken, doch folgen sie öd
Hass- Gutmenschen, weil sie nichts schnallen.
Sie folgen dem Gelde, dem Ruhm und dem Teufel
und haben bei dem, was nicht schmerzt, keine Zweifel.

Entschuldigt, aber ich find’ sie abscheulich,
die lügenden heuchelnden Schlangen.
Die Selbstsucht und Größenwahn folgend getreulich,
um ihre Erbärmlichkeit bangen.
Ich möchte nur fliehen, ach lasst mich in Ruh!
Doch leider gehöre ich selber dazu.

[Erich Kykal]

Hi Günter!

Da hat sich ja jemand ein großes moralisches Aufwallen von der Seele geschrieben! Zuletzt ein Schäufelchen Selbstkritik: Asche auf's Haupt ist gut für die Glaubwürdigkeit. 

Der Furor wirkt jedenfalls echt und aufrichtig, das Augenzwinkern am Ende relativiert das Pathos und entschärft es. Eine interessant zu lesende Mischung.

Interessant auch das Hebungsschema der Strophen: 434344

Auch wenn es betonungstechnisch hie und da ein wenig hakt, auch syntaktisch nicht immer einwandfrei ist (zB die Verkürzung "Hass- Gutmenschen" finde ich in beiden Punkten  etwas zu gewagt), liest es sich insgesamt doch überraschend flüssig.

Ein gelungener Einstand, wie ich finde. Quantitativ zu wenig noch, um sich ein tieferes Urteil zum allgemeinen lyrischen Potential erlauben zu dürfen, aber der Ausblick ist positiv.

Gern gelesen! 

LG, eKy

[Günter]

Lieber Erich,
ich danke Dir für die schnelle und umfassende Antwort. Mit den genannten Stockungen hast Du Recht, doch mir fiel da eben nichts bessere ein.
Dein "wirkt jedenfalls echt und aufrichtig" freut mich besonders.
Quantitativ...? Nun, wir werden sehen!
Dank auch für das gern gelesen!
LG Günter

[cyparis]

Lieber Günter -

Monate sind darüber vergangen!
Ich grabe und wühle mich durch Beiträge, die mir sozusagen "durch die Lappen gingen" durch meinen Krankenhausaufenthalt.
Das ging dann ein wenig die Kreuz und die Quer, wie das Leben so spielt.
Und wenn ich jetzt daherkomme wie die alt Fasenacht:
Sei ganz lieb und herzlich auf der Wiese willkommen

von
Cyparis!

[Günter]

Hallo Cyparis,
es ist in der Tat etwas spät, doch... wie sagt man so schön, besser spät als gar nicht.
Mit dem Willkommen hält sich des Wetter eher bedeckt.
Ich hatte mich vorgestern mal zu einem Slam gewagt und sogar der 2. Platz bekommen. Mein erster Versuch!
Darüber war ich (3x so alt wie der Rest) sehr erstaunt.
Solche Texte habe ich hier nicht gefunden. (?)
Danke fürs Reinschauen!
LG Günter

[cyparis]

Lieber Günter,

einfach mal einstellen!
Ich hab auch ein paar Mal an einem Grand Slam mitgemacht, das höchste war eine rote Trostpreisrose.
Ich trage zu schnell vor.
Hauptsache, es macht Spaß!

Lieben Gruß
von
Cyparis

[Agneta]

eine moralische Abrechnung mit der Gesellschaft, mit dem Menschen als Mensch , so wie er sich oftmals gibt. lieber Günther.
So sind wir gestrickt , wir Menschen, der eine mehr, der andere weniger. Jeder verirrt sich, gut, wenn er dann jemanden hat, der ihn herausführt aus sich selbst. Oder zu sich selbst?
Interessante Gedanken, die du mit Selbstkritik am Ende pointierst. Könnte man sicherlich lange drüber philosophieren.
LG von Agneta

[Günter]

Liebe Agneta,
schön, Dich auch unter diesem alten Beitrag zu finden.
Vieles können wir selbst bestimmen, doch eben nicht alles. Das Ichselbst zu überwinden ist wohl das Schwerste?
LG Günter