Hi Erich,
wir sind schon wieder beim "Thema".
Na gut, ich halte dagegen:
A) Es gibt keine einzig wahre Wahrheit - auch der sogenannte "kulturelle Konsens" ist eine Zeiterscheinung - dreh die Hand um: Er wird sich verändern.
B) Man darf immer Zweifel haben. Wer es sich verbieten lässt, ist selber Schuld.
C) Wahrnehmung ist nicht gleich Wahrheit.
Unsere Wahrnehmung ist begrenzt, kulturell - individull geschichtlich gefärbt und sehr oft von Emotionen überlagert.
Das heißt: Wir sehen was , wir erleben was -und insoferne ist es für jeden einzelnen auch persönlich real , aber es ist eben nicht absolut
real so, kann es nie sein.
Es wird immer Meinungen und Unterschiede geben, ganz einfach deshalb, weil wir verschiedene Individuen mit unterschiedlichem
Erleben, unterschiedlicher Geschichte, unterschiedlichen Standpunkten sind.
Gerade die Verschiedenheit der Standpunkte bedingt ja auch die Unterschiedlichkeit der Wahrnehmung.
Ein Lehrer wird z.B Schule anders wahrnehmen als ein Schüler, ein Dirketor anders als ein Elternteil - und gänzlich Unbeteiligte sehen
es noch ganz anders.
Also, wo soll da die "wahrere Wahrheit " in der Wahrnehmung sein? Es gibt viele Puzzelsteine.
Du sprichst immer vom "reinen Intellekt", so als wäre das ein Allheilmittel - so, als wären Gefühle, Intuition, Träume bloß ein Krebsleiden - aber eigentlich meint jeder , der den Intellekt verherrlich, unbewusst immer nur seinen eigenen und das ,was er selber gerade denkt
meint, als klug ansieht. Alles andere wird dann daraus abgeleitet.
Motto: MIR ist das wichtig- daher hat es das für dich auch zu sein, sonst bist du blöd.
Es ist nämlich einfacher zu sagen: Du bist blöd! als: Das kann ich nicht nachvollziehen, das sehe ich anders.
Kommunikation auf gleichberechtigter, gleichwertiger Augennähe ist etwas, das wir erst lernen müssen.
Bei den alten Affenmännchen ging es nämlich vorwiegend um Dominanz. Das merkt man noch immer, besonders als Frau.
Burka ja, Burka nein - er wird schon wieder nur diskutiert, was FRAUEN anders machen sollen.
Gipst euch euren Schwanz ein , Kerle, dann wirds euch wurscht sein , was Frauen anziehen oder auch nicht. ( So , jetzt hab ich
auch mal was Deftiges gesagt!
)
Verstehen, mitfühlen lernen geht jedenfalls anders.
Mag sein, dass Gott eine Erfindung des Menschen war, um gegen eine überbordende, lebensbedrohende Natur einen
unsichtbaren, hilfreichen Freund zu haben.
Aber was ist so schlimm daran? Wenn es dabei hilft, im Leben gelassener , zufriedener und hoffnungsvoller zu sein, ist es keine
schlechte Erfindung. Wir haben ja auch Zahnprothesen erfunden. Wenn es persönlich Freude macht und gut tut,hilft, ist es ok .
Solange anderen damit nicht geschadet wird.
Aber wie bei allen Erfindungen, die der Mensch gemacht hat, gab und gibt es auch Missbrauch.
Merke: Jede Sache ist nur so gut, wie der , der sie verwendet. Man kann auch mit einem Buttermesser jemandem das Aug ausstechen.
Muss man deshalb Buttermesser verbieten - oder nur auf den richtigen Umgang damit hinweisen?
Man kann mit einem Auto jemanden tot fahren. Muss man deshalb das Autofahren verbieten? usw.usw.usw.
Unserer Erfindungen gehen manchmal nach hinten los - sind sie deshalb von Übel?
Spiritualität an sich ist genauso ok wie es ok ist, sich ein hübsches Bild an die Wand zu hängen oder ein Motorrad in die Garage zu
stellen oder ein Gedicht zu schreiben. Deshalb aber alle zu verteufeln oder für unmündig und blöd abzutun, nur weil sie das so
machen, das ist präpotent und überheblich.
Wenn es einem Spaß macht, gut tut und man damit andere nicht verletzt, dann ist Spiritualität ein Lebensinhalt, der von anderen
respektiert und geachtet werden soll. Darüber schimpfend und undiffenrenziert abwertend herzuziehen, zeugt von einem
erschreckenden Mangel an Empathie und Einfühlungsvermögen . Auf jeden Fall vergiftete es die Stummung.
Sollte das ein intellegenter Mensch nicht erkennen und vermeiden können?
Es gibt also aus meiner Sicht der Dinge nicht nur eine Präpotenz der " Gläubigen" über die "Ungläubigen" - auch das umgekehrte ist
der Fall!
Heutzutage wird auch gegen Spiritualität gewettert, was das Zeug hält - mit demselben Schaum vorm Maul mit dem vor
Jahrhunderten dafür gewettert wurde. So what?
Das Spiel dahinter ist immer das Gleiche: Es ist ein Spiel von Präpotenz und Überhebung, mit dem Ansprich auf "mehr Wahrheit".
Ach , herrje!
Irgendwann mal sagte ein kluger Kopf: Ich weiß, dass ich nichts weiß.
Der hat mir gefallen.
Lg, larin