Zeichen

[Seeräuber-Jenny]

Einmal Juda, immer Juda
mit nem großen gelben Stern.
Trägst du heute auch Bermuda,
man erkennt dich schon von fern.

Einmal Zecke, immer Zecke
mit ner Nummer als Tattoo.
Halt das Maul, Rotfront verrecke,
und der Nächste, der bist du.

Einmal Tucke, immer Tucke,
rosa, wie die Mädchen sind.
Wischst dir vom Gesicht die Spucke,
senkst die Wimpern tränenblind.

Komm, Zigeuner, spiel ein Lied mir
mit der Fiedel in der Hand.
Darfst auch leben wie ein Kriechtier,
nur nicht hier in diesem Land.

Einmal Nazi, immer Nazi,
eine Fahne schwarzweißrot
schwenken Burschenschaft und Bazi
bis zum elendigen Tod.

Nur wo Liebe ist, ist Leben,
und wer sich dem Hass ergibt,
hat dem Teufel sich ergeben,
der gegrillte Nazis liebt.

[Erich Kykal]

Hi Jen!

Jo- immer feste druff!

Gut geschrieben! Mir persönlich ist der quasireligiöse Ausklang unlieb - jaja, ich weiß, ist metaphorisch zitiert. Dennoch - ich bin eben zusätzlich zu politischen Idioten auch noch gegen religiösen Fanatismus allergisch ... Nun ja - der Unterschied ist ja auch kaum breiter als der Einschlagsbereich einer Kugel ...

Sehr gern gelesen - bin voll dabei! Intoleranz allen Intoleranten - nur ein scheinbarer Widerspruch! Das haben nicht alle "politisch korrekten" Überdemokraten und Gutmenschen schon verstanden! Wie anders ist erklärbar, dass das rechte Gesindel neuerdings fröhliche Urständ feiert? Wehret den Anfängen!

LG, eKy

[Seeräuber-Jenny]

Hi Erich,

mit dem Teufel ist die Hölle in uns gemeint. Vielleicht zerfleischen sie sich ja gegenseitig wie in Sartres Stück "Geschlossene Gesellschaft". Vielleicht quält sie über kurz oder lang das schlechte Gewissen. Oder sie müssen untertauchen, landen im Knast oder werden erschossen. Sollten sie dann zu guter Letzt noch vom Teufel gegrillt werden, um so besser. Go to hell!

Die ursprüngliche Fassung habe ich im Sommer 2014 geschrieben, als diese Entwicklung schon vorhersehbar war. Die neue Fassung entstand unter dem Eindruck der Mahnwache am Brandenburger Tor für die Toten von Orlando. Die letzte Strophe ist neu dazu gekommen.

Wie begegnen wir Menschen, die voller Hass sind, die für Liebe gar nicht zugänglich sind, die jeden Ruf nach Menschlichkeit als Gutmenschentum diffamieren? Indem wir uns alle zusammenschließen, um sie in ihrem blindwütigen Zerstörungswahn zu stoppen. Möge ihre kranke Ideologie bald ein Fossil aus der grauen Vorzeit sein. Die Zukunft der Menschheit wird sie mit Sicherheit nicht sein. Die Schritte, die uns in die Zukunft führen, sind schon längst getan. Es lebe die Liebe!

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

[cyparis]

Jaja - es lebe die Liebe!

Zum Beispiel die Liebe Poesiegers zu Beate Zschäpe, die er als Madonna verherrlicht und der gar nicht sehr unterschwellig zum Kampf gegen "Fremdartiges" aufruft.
Daß sein Avatar (Nazi-Emblem) in Poetry noch stehenbleiben darf, wundert mich.
Pazifisten wie mich sperrt man.

Liebe Seeräuber-Jenny -

Du kannst ebensowenig wie ich Radikale zur sozialen Liebe hinwenden.
Sie hauen Dir selbst in der Provinz die Faust irgendwohin.

Den ersten Vers finde ich nicht soo sehr gelungen;
sie gröhlen "einmal Jude, immer Jude" und bei Dir wird (zum GlücK) an das unsägliche "Juda verrecke !" erinnert, das leider auch bei uns wieder hochkommt.

Ich habe ein hochinteressantes Interview mit Michel Houellebecq gelesen, der auch auf dieses Phänomen einging.

Naja -
ich faß mal wieder ein wenig Tritt.


Lieben Gruß
von
Cyparis

[Seeräuber-Jenny]

Nee, ein Nazi lässt sich in der Regel nicht zum liebevollen Umgang mit seinen "anders gearteten" Mitmenschen bekehren. Da lässt sich nix machen.

Das Wort "Juda" habe ich absichtlich genommen, in Anlehnung an "Juda verrecke". 

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny