Autor Thema: Ein schönes Pärchen  (Gelesen 6260 mal)

Seeräuber-Jenny

Ein schönes Pärchen
« am: Juni 10, 2016, 18:26:41 »
Fußball und Kunst, ein schönes Pärchen,
das wussten auch die Dichter schon,
hoben das Leder wie im Märchen
empor auf einen goldnen Thron.

"Die Angst des Tormanns beim Elfmeter",
der Peter Handke schrieb davon.
Die Riesenangst kennt wohl ein jeder,
wenn ihm mal Aus und Abseits drohn.

Ach, "Auf den Tod des Fußballspielers"
im "Deutschen Reiche Austria"
schrieb eine Elegie Fritz Torberg
dem großen Stürmer Sindelar.

"Hymne auf Bum Kun Cha", gesungen
von Eckhard Henscheid eindrucksvoll,
ist bis nach Asien geklungen.
Ja, und auch Cha schreibt wohl ganz toll.

Fußballer haben schöne Beine
und klug sind viele obendrein.
Einige bleiben auch bescheiden,
wolln niemals eitle Fatzken sein.
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

Erich Kykal

Re: Ein schönes Pärchen
« Antwort #1 am: Juni 11, 2016, 12:58:15 »
Hi Jen!

Witzig!

wir kennen natürlich die sprichwörtliche "Intelligenz", die hervorsticht, wenn Fußballer Interviews geben! ;D ;) ::)

Einiges mag dem Umstand geschuldet sein, dass sie immer direkt im Anschluss ans Spiel gefragt werden, wenn sie noch ganz "physisch" sind, ganz geforderter Körper, und noch nicht wieder auf "klares Denken" umgeschaltet haben - aber mal ehrlich: Wirklich nachhaltig Geistestätige findet man in dieser Riege selten, oder!? ;) ;D

Dass also "viele klug sind", möchte ich in Zweifel ziehen! >:D

Ansonsten ein nettes Loblied auf diesen Sport, auf den manche sich fixieren und sich dabei gerne betragen wie das Publikum bei blutigen Gladiatorenspielen in römischen Arenen - oder schlimmer! ::)
Ob die literarischen Vergleiche alle so anwendbar sind, vermag ich nicht zu beurteilen - ich habe kein einziges dieser Werke gelesen. Wie Fußballer finde ich intellektuelle Literatur nämlich langweilig! ;) ;D :o

Lachende Grüße, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Ein schönes Pärchen
« Antwort #2 am: Juni 13, 2016, 18:07:10 »
Fußball hat eine gewisse Magie und Poesie hat es auch. Da könnte die Schnittstelle sein, Jenny.
LG von Agneta

Aspasia

  • Gast
Re: Ein schönes Pärchen
« Antwort #3 am: Juni 13, 2016, 20:38:17 »
Hi Jen!
wir kennen natürlich die sprichwörtliche "Intelligenz", die hervorsticht, wenn Fußballer Interviews geben! ;D ;) ::)


Erich, Erich ... hast Du noch nicht gemerkt, dass kein Fußballer, egal ob intelligent oder schlicht gestrickt, den dümmlichen Fragen der Interviewer gerecht werden kann? Wenn du diese Fragen hörst, tickert dir als erstes durch das Gehirn, ob das wirklich der Weg in die Kabine ist oder in welcher Anstalt du eigentlich gelandet bist. Außerdem: Wer gibt schon Antwort auf verfängliche Fragen, für die der Mannschaftssprecher später Prügel in der Kabine bekommen könnte? Da weicht er doch lieber auf Wischiwaschi aus.

Zuweilen gibt es trotzdem intelligente Auskünfte, wie z.B. bei dieser Frage:

"Wie haben Sie das Spiel gesehen?"
"Genauso wie Sie ..."

(Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, die Antwort kam von Herrn Daum.)

Ist aber egal. Jenny hat zwar recht, dass Fußballer schöne Beine haben, aber dass man im Gegenzug annehmen muss, dass sie nichts in der Birne haben, ist ein Trugschluss. Gut Fussball spielen zu können hat nämlich eine ganze Menge mit Intelligenz zu tun.  ;)

LG
Aspasia




« Letzte Änderung: Juni 13, 2016, 20:39:49 von Aspasia »

Seeräuber-Jenny

Re: Ein schönes Pärchen
« Antwort #4 am: Juni 13, 2016, 22:37:35 »
Aspasia hat völlig recht. Fußball ist mitnichten ein Dummensport, lieber Erich.

Bei den Indianern Mittelamerikas diente er rituellen Zwecken. In verschiedenen chinesischen Dynastien war er sogar Nationalsport. Damals wurden die ersten Fußballregeln erlassen, um Gewalttätigkeiten zu vermeiden. Im Mittelalter wiederum ging es bei den Fußball spielenden Bauern in Italien, Frankreich und England recht hart zur Sache. Aber das war vorbei, als der moderne Fußball entstand, der sich an englischen Privatschulen und Universitäten großer Beliebtheit erfreute.

Wer die Fußballregeln liest, wird schnell feststellen, dass sie sehr komplex sind. Und wer ein EM-Spiel guckt wie das aktuelle Spiel Belgien - Italien, wird mir recht geben, dass so ein Fußballspiel alles andere als simpel ist.

Volker Finke, Ewald Lienen, Otto Rehagel, Felix Magath, Jürgen Klinsmann, Joachim Löw, um nur einige unserer Trainer zu nennen – alles intelligente Leute. Ebenso die Spieler, die heute oft von Sportinternaten kommen, auf dem Platz auf unterschiedlichen Positionen einsetzbar sind, und die jenseits des Platzes im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Vorbei die Zeit eines Lothar Matthäus, der kein Englisch konnte. Mesut Özil spricht fließend Deutsch, Türkisch, Englisch, Französisch.

Vor allem aber hat dieser wunderbare Sport etwas Magisches, Poetisches, wie Agneta schreibt. Vielleicht sind ihm deshalb viele Angehörige der schreibenden Zunft ihm verfallen. Als vergnüglichen Einstieg in die Literatur rund um das runde Leder kann ich "Fever Pitch" von Nick Hornby empfehlen.

Liebe Grüße
Jenny
« Letzte Änderung: Juni 13, 2016, 22:49:23 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
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Carl Schurz

Erich Kykal

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Seeräuber-Jenny

Re: Ein schönes Pärchen
« Antwort #6 am: Juni 13, 2016, 23:19:48 »
http://de.fifa.com/news/y=2011/m=1/news=der-fussball-und-seine-philosophie-1368021.html

Und über Konrad Koch, den Begründer des deutschen Fußballs, heißt es:

"Er war großzügig, ein feiner Mann, hoch gebildet, es war ein Genuss bei ihm zu sein. Wir wurden da in der Oberprima nicht angebrüllt, er hatte Verständnis für uns und war unter uns in den freiwilligen Turnstunden, als wenn er zu uns gehörte."
(Ewald Bertram, um 1900 Schüler von Koch)

"Konrad Koch war ein hervorragender Pädagoge, der auf der Grundlage des klassischen Humanismus eines Wilhelm von Humboldt und am Beispiel ewiger Größe und Schönheit des griechischen Volkes seine Schüler zu erziehen sich bemühte."
(Kurt Hoffmeister, Historiker)
« Letzte Änderung: Juni 13, 2016, 23:49:37 von Seeräuber-Jenny »
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Aspasia

  • Gast
Re: Ein schönes Pärchen
« Antwort #7 am: Juni 14, 2016, 08:00:47 »
Um auf Erichs Link einzugehen:

Unter den Fußballersprüchen (oder besser: Versprechern) findet sich immer dieser hier, der alles andere als dumm oder unlogisch und durchaus als richtige Aussage interpretierbar ist:

"Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu."

Wenn nämlich die Mannschaft X während eines Spiels immer nur die Latte und den Pfosten trifft oder nur knapp am Tor vorbeischießt oder der Torhüter einen überragenden Tag hat und jeden Schuss abwehrt oder hält, dann haben die Spieler kein Glück. Wenn dann aber im Gegenzug in der letzten Spielminute die Mannschaft Y ein Tor erzielt, obwohl ihr Stürmer klar im Abseits gestanden hat, der Schiedsrichter aber das Tor dennoch gelten lässt, kommt für die Mannschaft X noch Pech hinzu.

Beim Glück spielt immer der Zufall mit, beim Pech handelt es sich meistens um menschliches Versagen.

Davon abgesehen: Dumme Sprüche werden unabhängig von Rang und Bildung losgelassen, vom Gemüsehändler bis hin zum Professor. Meistens handelt es sich tatsächlich um Versprecher. Was mich mehr nervt, ist, wenn jemand wiederholt aufgrund schlechter Vorbereitung etwas Falsches oder Dummes sagt. So hatte ich mal im Radio eine Filmbesprechung von "Adaption" gehört (engl. Titel "Adaptation"), wobei die Moderatorin immer wieder den deutschen Titel englisch aussprach. Das Wort "adaption" gibt es aber im Englischen gar nicht, dort gibt es nur "adaptation".

Da kann man nur hoffen, dass solchen Leuten mal die Rote Karte gezeigt wird, so dass sie numerisch in Unterzahl bleiben  ;D (beliebter Spruch bei Fußballkommentatoren).

Erich Kykal

Re: Ein schönes Pärchen
« Antwort #8 am: Juni 14, 2016, 18:23:38 »
Hi ihr!

Nun, vielleicht bin ich erfahrungsgeschädigt: Als ich aufwuchs, gab es in Österreich einen bekannten Nationalspieler namens Bruno Pezzei, Verteidiger. Der machte bei einer Waschmittelwerbung mit (Prodixan). Weder der Mann noch das Produkt sind noch existent.
Damals schaffte er es, in Sprache wie Gesichtsausdruck dermaßen beschränkt rüberzukommen (Woar a hoart's Spüh', Mahmah!), als er in einer Szene mit seiner Mutter auftrat, dass sein Spruch die nächsten Jahre in Österreich ein geflügelter war! Die heilige Einfalt! Die anderen damaligen Stars des Leders glänzten auch nicht mit geschliffener Eloquenz (zB. Krankl), waren eher einsilbig und von den einfachsten Fragen überfordert, wenn der Reporter zu schnell sprach, sodass sich bei mir die Ansicht verfestige, Fußballer werde wohl nur jemand, dem es entsprechend im Oberstübchen fehle! ;D ::) >:D

Aber wenn das heute anders ist - ich bin sicher, bald schon geben sich auf dem Rasen nur noch Nobelpreislaureaten und Philosophiedozenten die Ehre! ;D ;D ;)

LG, eKy
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Aspasia

  • Gast
Re: Ein schönes Pärchen
« Antwort #9 am: Juni 14, 2016, 19:43:49 »
Nun, vielleicht bin ich erfahrungsgeschädigt: Als ich aufwuchs, gab es in Österreich einen bekannten Nationalspieler namens Bruno Pezzei, Verteidiger. Der machte bei einer Waschmittelwerbung mit (Prodixan). Weder der Mann noch das Produkt sind noch existent.

Beckenbauer sah mit seiner Suppenwerbung auch ziemlich peinlich aus. Es ist eben nicht jeder zum Schauspieler geboren - jedenfalls nicht außerhalb des Spielfeldes  ;). Hätten er oder Pezzei das Talent eines Reiner Calmund gehabt, der nicht nur ein guter Darsteller, sondern ein begnadeter Stegreif-Erzähler ist, hätten die Werbe-Fuzzis mehr Staat machen können. Dafür kann man einen Sportler allerdings nicht verantwortlich machen, denn das Werbekonzept wird nicht von ihnen erarbeitet. Und mal ehrlich, Erich: Würdest Du auf einen sechsstelligen Betrag verzichten, wenn Du ihn einfach so nebenher bekommen könntest?

Es hat sich in dieser Hinsicht aber durchaus vieles geändert. Früher hatten die Fußballspieler noch Berufe ausgeübt und die Kickerei für ein läppisches Entgelt zusätzlich betrieben. Uwe Seeler ging mit seinem Adidas-Musterkoffer als Vertreter Klinken putzen, Netzer betrieb seine Kneipe und Schwarzenbeck führte sein Schreibwarengeschäft. Jimmy Hartwig wuchs in der Kirschenallee in Offenbach auf, das war sozusagen die Bronx dieser Stadt, nach seiner Fußballkarriere wurde er Bühnenschauspieler. Heute sehen Fußballerkarrieren ganz anders aus, die meisten Spieler haben mindestens eine Lehre, etliche sogar ein Studium abgeschlossen.

Vom Beruf des Fußballers kann man schlecht auf die Intelligenz eines Spielers schließen. Wer kann sich vorstellen, dass Udo Lattek Mathematik und Physik studierte? Und Reiner Calmund Betriebswirtschaft? Und dass Oliver Kahn sein Studium mit dem Grad eines Master of Business Administration abschloss? Um nur mal drei Beispiele zu nennen.

Ich halte es für eine bemerkenswerte Leistung, als Profifußballer eine Lehre oder gar ein Studium abzuschließen, denn einfach mal so nebenbei trainieren ist heute nicht mehr drin.

« Letzte Änderung: Juni 14, 2016, 19:45:56 von Aspasia »

cyparis

Re: Ein schönes Pärchen
« Antwort #10 am: Juni 15, 2016, 10:16:13 »
Garantiert bin ich wieder mit Blindheit geschlagen:
Ich seh einfach keine Schnittstelle zwischen Fußball und Poesie,
selbst Radencovic, der singende Torwart, ließ mich nicht schwanken.

Da ich für Fußballspiele und -spieler absolut kein Gespür habe, kann ich nur gestehen:
Sie lassen mich kalt (falls sie mich nicht enttäuschen wie Spieler à la Beckenbauer).
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Aspasia

  • Gast
Re: Ein schönes Pärchen
« Antwort #11 am: Juni 15, 2016, 12:12:57 »
Garantiert bin ich wieder mit Blindheit geschlagen:
Ich seh einfach keine Schnittstelle zwischen Fußball und Poesie,
selbst Radencovic, der singende Torwart, ließ mich nicht schwanken.

Mit Gesang hat es nichts zu tun. Das lyrische Moment bei einem Fußballspiel liegt im Rhythmus der Körperbewegungen, die dem Tanz näher sind als dem Gesang. Und wie ich bereits schrieb, ist dieses Moment auch beim Boxen vertreten.

Seeräuber-Jenny

Re: Ein schönes Pärchen
« Antwort #12 am: Juni 15, 2016, 15:04:12 »
Stimmt. Man denke nur an Muhammed Ali.

Ja, die Poesie lässt sich in den tänzerischen Bewegungen, den ausgeklügelten Kombinationen, den genialen Spielzügen, den Traumtoren, der Faszination des Runden, das ins Eckige muss, entdecken.

Das lässt die Poeten nicht kalt, die ich in meinem Gedicht ehre.

Liebe Grüße
Seeräuber-Jenny
« Letzte Änderung: Juni 15, 2016, 15:06:26 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

Erich Kykal

Re: Ein schönes Pärchen
« Antwort #13 am: Juni 15, 2016, 16:53:05 »
Hi Aspasia, Jenny!

Tanz, Rhythmus, Körperbewegungen? "Poesie des Sports"?? - Nee, seid ehrlich, Mädels: Es sind die schwitzenden, durchtrainierten MÄNNERkörper, die es euch angetan haben, die Poesie ihrer Verführung durch das Animalische, welches Feld oder Ring mit Kampfplatz gleichsetzt! Nichts ist so sexy wie der Held, der aus der siegreichen Schlacht heimkehrt, nicht wahr?! ;) ;D :o

Gebt es zu, ihr Sixpack-Junkies! ;D ;) ;D ;) >:D

Lachende Grüße, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Aspasia

  • Gast
Re: Ein schönes Pärchen
« Antwort #14 am: Juni 15, 2016, 18:55:45 »
Hi Aspasia, Jenny!

Tanz, Rhythmus, Körperbewegungen? "Poesie des Sports"?? - Nee, seid ehrlich, Mädels: Es sind die schwitzenden, durchtrainierten MÄNNERkörper, die es euch angetan haben, d

Nein, Erich. Es sind nicht die schwitzenden Männer. Es ist tatsächlich die Poesie, die ein Mann mit seinem Körper ausdrückt, und am besten tut er das im Sport. Erinnerst du dich an die Szene in dem Film "The Dead Poets Socienty"? Da ließ der Lehrer jeden Schüler einen selbst erdachten poetischen Text aufsagen, bevor er ihn den Ball kicken ließ. Der Mann hatte Ahnung. Der Schreiber des Scripts auch.