Im Dorf

[gummibaum]

Das Tageslicht zeigt abendliche Welke.
Die Farben auf den Häuserwänden sind
wie böse Augen heut und auch wie blind,
die Fledermäuse schwirren um Gebälke.

Dann lösen sich die alten, leeren Scheunen
in ein konturlos Unbestimmtes auf -
Jedoch ums Heim der Asylanten streunen
Konturen. Werfen Brennendes hinauf.

Vom kleinen Rathaus heult die Brandsirene,
das halbe Dorf löscht mit und doch zu spät.
Zwei Kinder sind durch mörderische Pläne
verbrannt. - Man hatte früher Hass gesät...

[Erich Kykal]

Hi, Gum!

Bis zur exakten Mitte ein weiteres wunderschönes Abendgedicht - und dann schwenkt es unvermittelt um in erschütternde Sozialkritik. Dieser Kniff macht die moralische Ohrfeige umso unerwarteter, heftiger.
Obwohl das Werk an sozialem und inhaltlichem Tiefgang gewinnt, wünscht man sich doch hinterher, das Gedicht wäre bei den schönen und unverfänglichen Bildern abendlicher Romantik geblieben!

Dennoch sehr gern gelesen.

LG, eKy

[gummibaum]

Das Gedicht war zunächst nicht so geplant, aber ich konnte dann nicht umhin, wieder einmal aus einer anderen Perspektive zu schauen.

Danke auch hier.

Alles Liebe
gummibaum

[cyparis]

Lieber gummibaum,

   
sehr bedrückend, weil wahr.
Schlimm. Und wie immer von Dir sehr passend gewandet!
Ein vollkommenes Gedicht, das trotz aller Düsternis durch das Kongeniale von Form und Inhalt besticht.

Lieben Gruß
von
Cyparis

[Agneta]

Lieber Gum,

mir geht es ein bisschen wie Erich, aber aus anderem Grund. Die ersten beiden Strophen sind stark, bildreich und wortgewandt: Konturen werfen Brennendes...,
konturlos Unbestimmtes ect.
In der letzten Strophe flacht das ab. Fast so, als hätte sich die Poesie verflüchtigt. Alltagssprache: das halbe Dorf, das Kind als abgegriffener Effekt, den auch die Fernsehbilder benutzen.
Dann als Schluß für ein starkes Gedicht zu Anfang ein Rückblick im Rückblick. Das kommt nie gut.
Der Hass sollte vorher kommen , wenn überhaupt, denn jeder weiß ja,aus welchem Grund Menschen sowas tun.
Tipp:

Ich würde bei der Brandsirene bleiben in dem Bild, würde sie gellen lassen allen durchs Mark und poetisch sich in den Baumwipfeln verankern, sodass man sie nie mehr los wird.
Das wäre ein adäquater Schluß, der den ersten beiden Strophen im Stil gerecht wird.
Meine bescheidene Meinung. Nur als Tipp gedacht.
LG von Agneta

[gummibaum]

Liebe Agneta,

ich werde das Gedicht vielleicht umschreiben. Es wurde damals zu schnell dunkel und daher der schwächere zweite Teil. Deine Gedanken will ich dann gern berücksichtigen.

Vielen Dank erst einmal.

LG gummibaum

[cyparis]

Warum umschreiben?
Mir wäre es viel lieber, Du würdest - wenn schon - eine Zweitfassung einstellen!

Lieben Gruß
v.
Cyparis

[gummibaum]

Auch gut, Cyparis. Im Moment bin ich sowieso mit anderem (spanischer Geschichte des 20 Jh.) beschäftigt.

LG g
 

[cyparis]

Darunter fällt ja zu einem Gutteil die Franco-Diktatur.
Beschäftigst Du Dich freiwillig damit?

LG
Cyparis

[gummibaum]

Ja, freiwillig.

2. Republik, 1931-36 und Bürgerkrieg, 1936-39. Jede Woche 50 Seiten auf Spanisch und Fragen zum Text auf Spanisch beantworten.

Textbeispiel:

En ese mes...In jenem Monat (März 1936) wurde das Dekret zur Intensivierung der Land-Kultivierung von 1932 wieder in Kraft gesetzt, und das Ministerium für Landwirtschaft, dessen Vorsitzender jetzt Mariano Ruiz-Funes aus der Partei der Linksrepublikaner war, autorisierte das Institut für Agrarreformen, geleitet wieder von Adolfo Vázquez Humasqué, wegen sozialer Nutzung all jene Grundstücke zu besetzen, die das Landproblem in irgendeinem Gemeindebezirk lösen könnten, um große Eigentums-Konzentration, einen Überschuss an Bauern und das Vorherrschen extensiver Bewirtschaftung zu vermeiden.

Mühsam aber auch interessant für mich.

LG g

[cyparis]

Es gruselt  mich!