Autor Thema: LAUTERE LYRIK  (Gelesen 18391 mal)

gummibaum

Re: LAUTERE LYRIK
« Antwort #30 am: Februar 17, 2016, 08:56:39 »
Bild 31: Blick hinter die Kulisse.

Hervorragend ist diese Beziehung zwischen noch dem, der sich noch nicht gefunden und dem, der sich früh ausverkauft und verloren hat, in Worte gefasst: Trauer, die Liebe streift.

Chapeau!

LG gummibaum   
« Letzte Änderung: Februar 17, 2016, 08:58:50 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: LAUTERE LYRIK
« Antwort #31 am: Februar 17, 2016, 13:58:10 »
Hi, Gum!

Ich liebe solche Bilder, die an Grenzen liegen. Sie bleiben vieldeutig - einer mag bloß einen müden kostümierten Knaben und einen erschöpften Artisten nach der Vorstellung sehen, ein anderer sieht vielleicht Vater und Sohn, wieder ein anderer möglicherweise ein Liebespaar, oder zumindest eine erste Andeutung davon. Es könnten natürlich auch Brüder sein ...
Auch der Blick des Jungen wie der Gestus des Großen sind mehrfach auslegbar, ganz nach persönlicher Präferenz, individuellen Wahrnehmungsfiltern und jeweiliger Prägung der Persönlichkeit. Kurz - ein Meisterwerk, das es allen und niemandem recht macht.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: LAUTERE LYRIK
« Antwort #32 am: Februar 17, 2016, 23:47:10 »
Ja, Erich, das macht den Reiz des Bildes und wird wir von dir mehr als angemessen umgesetzt.

(Die Melancholie der blauen hält sich abgeschwächt in der rosa Periode Picassos, wie das Bild zeigt. Im emotionaleren antibürgerlichen Leben der Künstler streiten sich Liebe und Schmerz, Bewunderung und Ausbeutung, Freiheit und Heimatlosigkeit.)

LG g
« Letzte Änderung: Februar 17, 2016, 23:49:57 von gummibaum »

gummibaum

Re: LAUTERE LYRIK
« Antwort #33 am: Februar 20, 2016, 13:41:35 »
Bild 50: Das Kind zeigt als einziges die Hände und somit noch Handlungsfähigkeit. Daher werden die Eltern wohl mehr von ihm empfangen, als ihm geben können. Diesen sind die Körper vorerst Zuflucht.

Das Gedicht geht über das Bild hinaus und lässt die Trauer so tief einschneiden, dass nurmehr entleerte Hüllen bleiben. Gut finde ich, dass über die Ursache der Trauer nicht spekuliert wird, und dass Meer und Himmel nicht als Täter, sondern als Mitfühlende erscheinen.

Sehr gern gelesen, Erich. Wirkt intensiv!

LG g

vielleicht für dich interessant:

http://opus.uni-lueneburg.de/opus/volltexte/2009/14176/pdf/Teil%203.pdf
« Letzte Änderung: Februar 20, 2016, 19:12:10 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: LAUTERE LYRIK
« Antwort #34 am: Februar 20, 2016, 21:42:43 »
Hi, Gum!

Danke für den Link - hab ihn jetzt bloß überflogen, braucht auch lang zum Hochladen. Interessante Bilder, das von dir zuvor Bedichtete auch dabei.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: LAUTERE LYRIK
« Antwort #35 am: Februar 20, 2016, 22:29:50 »
Bild 48: Leerzeichen bei "er glaubt". Bild 54: ohne ich/dich.

Der Tod spielt in der Kunst und deinen Gedichten eine größere Rolle als heutzutage im Leben. Früheren Generationen war das Memento mori wichtiger.

Bild 48: Die sehr allgemeinen Überlegungen, die du anstellst, finde ich gut und wesentlicher als die Details des Bildes (wie die verfallende Burg, die unverhoffte Begegnung beim Holzsammeln usw.). 

Ich staune nur, wie schnell du mit diesen Sonetten vorankommst.

Lg g
« Letzte Änderung: Februar 21, 2016, 00:28:24 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: LAUTERE LYRIK
« Antwort #36 am: Februar 21, 2016, 00:24:06 »
Hi, Gum!

Danke für die Tipps zu den "kleinen Schlampereien", die man ab und an gern übersieht! :D

Schnelles Fortkommen - ich wundere mich selbst. Scheinbar sind Bilder für mich ein wunderbarer Katalysator für das Freisetzen von lyrischer Energie. Ich hoffe nur, die Qualität leidet nicht unter der Rasanz der Entstehung!

Vielen Dank für dein anhaltendes Interesse. :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

a.c.larin

Re: LAUTERE LYRIK
« Antwort #37 am: Februar 21, 2016, 10:12:57 »
ad 18: Die Wassermühle

Wunderschönes Bild - wunderschönes Gedicht!

Was kann ich noch mehr dazu sagen ? Das eine wie das andere: In sich vollkommen und vollendet!

LG, larin

Erich Kykal

Re: LAUTERE LYRIK
« Antwort #38 am: Februar 21, 2016, 12:23:59 »
Hi, larin!

Frits Thaulow habe ich entdeckt, als ich im Netz nach Bildern für das erste Sonettbuch suchte. Er gilt als der Magier des spiegelnden Wassers - zurecht, wie ich finde.

Daneben sind Monsted, Shishkin, Achenbach und die Vertreter der "Hudson River School": Bierstadt, Moran und Richards meine Lieblinge in Sachen realistischer Landschaftsmalerei des 19. und frühen 20. Jhdts.

LG, eKy
« Letzte Änderung: Februar 21, 2016, 12:37:12 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: LAUTERE LYRIK
« Antwort #39 am: Februar 21, 2016, 19:37:42 »
Bild 55: Ganz klar, dass der Heilige von seinen unterdrückten Bedürfnissen verfolgt wird.

Das Gedicht lässt ihn sich unbekehrbar in seiner Religion einigeln und einen Gefangenen der "Halbwahrheiten" sein.

Ganz in meinem Sinne: Für mich ein Lebensängstlicher, der nicht schafft, sich auf die Triebe einzulassen, sie verteufelt und seine Flucht heiligspricht.


Sehr gern gelesen, Erich.

LG gummibaum   

Erich Kykal

Re: LAUTERE LYRIK
« Antwort #40 am: Februar 21, 2016, 20:42:02 »
Hi, Gum!

An diesem Sonett bist DU schuld! ;D Du hast mich auf Otto Dix gebracht, und nun gefällt er mir! ;) Es kommen später noch mehr seiner Bilder!

Danke für's Feedback! Das Bild bringt es wirklich wunderbar ans Licht, wie ein verkniffener Realitäts- und Selbstverleugner all seine unbewältigten Traumata und all die verdrängten Triebe und Bedürfnisse, Erinnerungen und Träume Huckepack trägt!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: LAUTERE LYRIK
« Antwort #41 am: Februar 23, 2016, 20:43:30 »
Bild 56: Das anzuschauen, tut jeder verletzten Seele gut.

Du baust das Idyll im ersten Quartett meisterlich nach, um es im zweiten mit Blicken hinter die Kulissen infrage zu stellen, und in den Terzetten rollst du rücksichtsvoll diese Wirklichkeit wieder ein, um der Absicht zu beschönigen nicht weh zu tun.

Wundervolles, verschmitzes Hin und Her.

LG g

Erich Kykal

Re: LAUTERE LYRIK
« Antwort #42 am: Februar 23, 2016, 23:43:32 »
Hi, Gum!

Danke!

Eins der wenigen Sonette, wo ich mich strikt an die (einst geforderte) Einteilung halte:
1. Quartett: These
2. Quartett: Antithese
Terzette: Synthese
Normalerweise ist mir diese Form thematisch wie sprachlich zu einengend, aber hier hat es gut gepasst!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: LAUTERE LYRIK
« Antwort #43 am: Februar 24, 2016, 22:43:49 »
Bild 47: Der sich im Angesicht des Himmels selbst zerreißende Volkskörper

Deine Betrachtungen gehen vom Gesamteindruck des Bildes aus (keine Details) und zeigen gut die Beziehungen zwischen Selbstgerechtigkeit und sich weiterverebender Feindschaft und Zerstörung. Die Bundeslade heiligt alles Übel.

Bild und Text ergänzen sich vorzüglich.

LG gummibaum



       

gummibaum

Re: LAUTERE LYRIK
« Antwort #44 am: Februar 26, 2016, 22:02:43 »
Lieber Erich!

Bild 58: Den auf den Schienen Aufgespießten hast du in den Terzetten schön ausgedeutet, indem du den Zeigefinger quasi zum Zeichen eines überdauernden Fanatismus erklärt hast.

Bild 59: Vom Gedicht ausgehend habe ich mir die Katarakte mächtiger vorgestellt (ich musste sie im Bild erst suchen). Vom Bild ausgehend sehe ich das einsame Haus als mögliches Opfer im Sturm. Sonst ist alles gut getroffen. Berg heil!

Deine ungebrochene Kreativität bewundernd mit

LG gummibaum