Autor Thema: Unabwendbar  (Gelesen 1026 mal)

Copper

Unabwendbar
« am: Oktober 26, 2015, 18:10:47 »
Bedenke Mensch bei allem Tun,
im dunklen Grab wirst du einst ruhn!
Ein Grab bleibt dir als letzter Lohn,
du armer Mensch, wer bist du schon!!

« Letzte Änderung: Juni 15, 2016, 15:48:46 von Copper »

Erich Kykal

Re: unabwendbar
« Antwort #1 am: Oktober 27, 2015, 16:16:38 »
Hi, copper!

Das erinnert an religiöse oder moralische Mahnung. Priester und Religionslehrer hören sich so an!
Warum muss sich das immer so anhören, als sagte einer zu jemandem, der gerade genüsslich in sein Schnitzel beißt: "Ist ungesund, weißt du?!" So als gälte es nur, jemandem die Freude an etwas - in diesem Fall am Leben selbst und an seiner Bedeutung - zu vergällen.

In diesem Fall ist es obendrein eine Lüge - keine aktive Lüge, sondern eine passive - eine, die so ziemlich alles exkludiert, was nicht in die weihevolle Demut ihrer Gemutung passt: Das pralle Leben davor, die Gefühle, das Lieben, das Hassen, die Natur: Lebendigsein in allen Facetten!

Denn dafür leben wir: Um lebendig zu sein. Solang es eben geht. Dass es nicht ewig geht, wissen wir - und können gut ohne Ermahnung dazu leben! ;)

Aber in diesem Quartett geht es im Grunde nicht um Sterblichkeit! Es geht darum, allzu lebhaften Zeitgenossen einzureden, sie seien ohnehin bedeutungslos angesichts der Unausweichlichkeit ihres Schicksals. Es will sagen: Seid bescheiden und demütig, fallt nicht auf, schon gar nicht unangenehm! Wahr ist nur das Unsterbliche - eben GOTT!

Solche Sätze werden von den Unkreativen und Pharisäern erfunden, um die lästigen Lebenslustigen (für sie "Leichtfertigen") zu schmälern und ins Unrecht zu setzen. Damit nichts die (gottgebene) gesetzliche Ordnung verletze! Zumindest kommt es mir so vor, je länger ich diesen Vierzeiler wälze!

Das könnte fürwahr ein perfektes Bibelzitat sein: O Mensch, sei deiner Nichtswürdigkeit gewahr und bete zu deinem Gott, dem allmächtigen und unsterblichen Herrn! Bleib Sklave, weil du sterblich bist, auch wenn er dich nach seinem Bilde schuf! (Häh??? Wie verdreht ist DAS denn!?) - Okay, der letzte Satz nicht, der würde die Aussage sowie die Widersinnigkeit(sprich: Unlogik) von Religion an sich schon allzu ehrlich auf den Punkt bringen! Das würden wohl nicht mal die dümmsten Bibelfuzzis fressen! ;D

Solche Sinnsprüche wie der obige mit ihrer vordergründig braven (aber im Grunde erniedrigenden) Ermahnung zu Einkehr und Besinnung sind eine hinterfotzige manipulative Verlogenheit und verordnete Demut, die den Leser klein machen und unterwürfig stimmen soll. So sehe ich das.

Bleibt die Frage, was dich zu solchen Zeilen bewog. DAS wüsste ich nun wirklich gern! War dir die Metabotschaft nicht bewusst? Oder bst du womöglich auch einer von denen, die glauben, die Menschen MÜSSTEN heilige Bücher haben, damit sie nie selbst zu denken anfangen? - Na, wollen wir mal nicht gleich das Schlimmste annehmen! ;)

Du hast es wohl anders gedeutet ...

LG, eKy
« Letzte Änderung: Oktober 27, 2015, 16:27:53 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Copper

Re: unabwendbar
« Antwort #2 am: Oktober 27, 2015, 18:46:27 »
Hallo Erich,

mit Genuss habe ich Deinen Kommentar gelesen, für den ich mich herzlichst bedanke.
Ich stimme Deinen Ausführungen in allen Punkten zu. Mein bescheidener Vierzeiler hat wohl den Kern meiner gewollten Aussage total verfehlt.

Genieße das Leben und belohne dich selbst, denn dein letzter Lohn ist nur ein kühles Grab. Nimm dich selbst und alles andere nicht zu wichtig und gib somit deinem Leben eine gewisse Leichtigkeit.
So wie es begann, so wird es enden, man kommt und geht mit leeren Händen.

Die letzte Zeile ist wohl nicht gelungen. Sie ist auf den Menschen bezogen zu sehr abwertend.

Ich wünsche dir einen schönen Abend.   Copper