Hi, Jonny!
Ich muss Curd leider Recht geben: In manchen Zeilen holpert die Sprachmelodie doch ziemlich.
Komm, trink noch ein paar Gläser Wein mit mir,
reich mir noch einmal auf dem Tisch die warme Hand.
Wenn wir heut gehen, dann bleibt dieser Zauber hier,
stoß an, zieh einmal noch mit mir durchs Wunderland.
Komm, lass uns einmal noch die alten Lieder hören,
unsere Jukebox wartet drüben an der Wand.
Wie viele werden sich heut Nacht die Liebe schwören?
Ein letzter, tiefer Blick von dir - durchbricht das Band...
Hier eine fünfhebige Version (wie die allererste Zeile vorgibt):
Komm, trink noch ein paar Gläser Wein mit mir,
reich übern Tisch zum letzten Mal die Hand.
Wenn wir heut gehen, bleibt der Zauber hier,
zieh einmal noch mit mir durchs Wunderland.
Komm einmal noch die alten Lieder hören,
die Jukebox wartet drüben an der Wand.
Wer wird sich heute Nacht die Liebe schwören?
Ein letzter Blick von dir durchbricht das Band...
Oder die durchgehend sechshebige Version?
Komm, trink noch ein paar Gläser
roten Wein mit mir,
reich mir noch einmal auf dem Tisch die warme Hand.
Wenn wir heut gehen, dann bleibt dieser Zauber hier,
stoß an, zieh einmal noch mit mir durchs Wunderland.
Komm, lass uns einmal noch die alten Lieder hören,
die
bunte Jukebox wartet drüben an der Wand.
Wie viele werden sich heut Nacht die Liebe schwören?
Ein letzter, tiefer Blick von dir - durchbricht das Band...
Die meisten Leser bevorzugen die abgespeckte, schlankere Variante, da sie sich leichter liest, zudem herrscht zur Zeit ein leichtes Vorurteil gegen "Füllwörter", also alles, was Zeilen in den Augen der Leser unnötig (?) verlängert. Ich bin da anderer Ansicht - es kommt darauf an, wie alles harmoniert, nicht, wie knapp man sich hält! Auch langzeilige Texte können lyrisch wertvoll sein, und was als Füller verdammt wird, vermag durchaus ein reicheres lyrisches Bild ins Gedächtnis zu zaubern.
Das Problem, das Curd anspricht, ergibt sich aus den indifferenten Auftakten von S1Z1 und 2 sowie S2Z1 und 3 - diese Zeilen kann man sowohl betont als auch unbetont anlesen, besonders jene, die mit einem An- oder Aufruf beginnen (Komm,...!). Wählt man die betonte Variante, holpert es spätestens bei der ersten Zeile mit unbetontem Auftakt!
Daher sollte man beim Dichten bemüht sein, solche zweifelhaften Zeileneinstiege zu vermeiden, zumindest wenn ein Text von anderen gelesen werden soll und nicht nur selbst deklamiert. Klare Betonungslage am Versbeginn sollte dann obligatorisch sein.
Abgesehen davon gut geschrieben und gern gelesen.
LG, eKy