Autor Thema: Der Distelfink  (Gelesen 913 mal)

charis

  • Gast
Der Distelfink
« am: Oktober 15, 2015, 19:09:20 »
Ich denke an Flucht.
Die Wand im Licht.

Der Schein er trügt
den Schatten ohne Makel,
draußen die Sonne.
Farben übersetzen,

- in der trüben Mitte
halte ich das Gleichgewicht -

klammern sich an Eisenstäbe,
kriechen in den Flaum.
Die Kette hält sie nicht.

Ich reise mit dem Licht.
Der Schatten fehlt.


*) inspiriert von
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/64/Fabritius-vink.jpg
« Letzte Änderung: Oktober 16, 2015, 20:52:07 von charis »

cyparis

Re: Der Distelfink
« Antwort #1 am: Oktober 16, 2015, 16:00:20 »
Liebe charis,


jetzt habe ich mir das Bild weitaus genauer angeschaut.
Sei mir nicht gram, wenn ich den Kommentar noch verschiebe.
Bis bald, bald!

Lieben Gruß
von
Cypris
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

charis

  • Gast
Re: Der Distelfink
« Antwort #2 am: Oktober 16, 2015, 20:37:32 »
Danke, liebe Cyparis,

Da musst du aber schnell sein, solange noch etwas da ist von dem Text  ;)

Aber keine Sorge, ich werde mir wahrscheinlich noch die nächsten Jahre die Zähne
an diesem zarten Vögelchen ausbeißen.

Vielleicht verschwindet der Text aber auch ganz - oder es wird doch noch ein Sonett daraus,
was es zu Anfang schon beinahe war - im Moment ist das allerdings kaum vorstellbar für mich.

Lieben Gruß
charis - mit ihrem Vogel

cyparis

Re: Der Distelfink
« Antwort #3 am: Oktober 18, 2015, 10:37:46 »
Liebe charis,

warum solltest du den kostbaren Text löschen wollen?
Daß noch ein sonett draus werden kann, läßt mir die Sonne heller scheinen.

Zu Deinem zutiefst traurigen Gedicht:

Ich bin überhaupt nicht gut im Interpretieren eines Bildes.
Aber je länger ich betrachtet habe, desto trauriger wurde mir zumut.
Der Distelfink ist ein Flugvogel. Ihn anzuketten ist eine gefühllose Barbarei.
Der Fink kann nicht  w i s s e n, warum ihm die Freiheit genommen wurde. Er kann nur empfinden, daß er seines Habitats beraubt wurde. Schaurig.

Er kennt den Begriff "Freiheit" nicht, er kann sich - hilflos - der Gefangenschaft nicht erwehren und wird doch immer wieder versuchen, den Ketten zu entfliehen.



Ich denke an Flucht.
Die Wand im Licht.

Der Schein er trügt
den Schatten ohne Makel,
draußen die Sonne.
Farben übersetzen,

- in der trüben Mitte
halte ich das Gleichgewicht -

klammern sich an Eisenstäbe,
kriechen in den Flaum.
Die Kette hält sie nicht.

Ich reise mit dem Licht.
Der Schatten fehlt.


Hier kann auch ich nur interpretieren, Gefühle dahinter sehen, erkennen.
Ich mag mir gar nicht ausdenken, was LI und Fink auszuhalten haben.
LI mag sich vorstellen  k ö n n e n, was die Kette bedeutet. Der Distelfink ist dazu nicht fähig.
Seine Versuche, die Freiheit zu erlangen, müssen kläglich scheitern.


Hier scheint ausnahmsweise die Sonne, aber mir erscheint der Himmel grau und trüb.


Vielleicht fällt mir noch mehr ein - aber im Moment bin ich nur niedergeschlagen.



Herzlichen Sonntagsgruß
von
Cyparis


Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte