Autor Thema: Was sind wir denn?  (Gelesen 1367 mal)

Erich Kykal

Was sind wir denn?
« am: September 08, 2015, 11:03:23 »
Wozu noch Welt, wozu sich noch bemühen,
wenn doch nur Kälte bleibt in fernen Blicken?
Wozu sich noch an andere verschicken,
wo Schweigen und Verachtung dir erglühen?

Wozu sich noch am anderen verwunden,
der selbst sich wohl zutiefst verwundet fühlte
und alles, was im kranken Herzen wühlte,
dir auflud, nur um selber zu gesunden?

Was sind wir denn als ewig missverstanden,
wenn uns ein unbedachtes Wort entgleitet,
und die Gefühle, die uns einstmals banden,

verkehren sich und werden uns zu Waffen.
So wird der Schmerz, den unser Tun bereitet,
zur Hölle, die wir eigenhändig schaffen.
« Letzte Änderung: Oktober 09, 2021, 00:20:15 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Was sind wir denn?
« Antwort #1 am: September 08, 2015, 11:21:28 »
Lieber Erich,

ich nehme an, das Gedicht entspringt der gleichen Quelle wie "Gekappte Fäden", geht aber auf mehr Distanz. Es gefällt mir sehr gut (wie alles von dir, ich kenne keinen Forendichter von gleicher Stärke). Wie die andere Person, um die es geht, wirklich ist, weiß ich ja nicht. Aber Personen, die sich gern immer helfen lassen und dann, wenn sie bessere Helfer gefunden zu haben glauben, rasch zurückziehen, die kenne ich auch. Gar nicht so selten.

Sehr gern gelesen   

LG gummibaum

cyparis

Re: Was sind wir denn?
« Antwort #2 am: September 08, 2015, 12:35:59 »
Ein Sonett,

wie hinausgeschrien.
Fast ein de profundis.

Großartig, wenn auch der Anlaß dazu beweinenswert ist.
Der letzte Vers darf nicht zur Wahrheit werden!

Wie eitdem bestimmt noch öfter von mir zu lesen:
Laß fahren dahin!
Befreie Dich von einer Last, die Du Dir zu Unrecht aufgebürdet  hast.
Du wirst wieder frei atmen können!


Ganz lieben Gruß
von
Cyparis




PS
Eine Sonettdichterin klagte einst einem Freund, daß sie einen sehr schmerzlichen Prozeß durchlebe.
Seine Antwort:
"Was schadet es, wenn ein gutes Sonett draus wird?"
Brutal, aber wahr und hilfreich.
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re: Was sind wir denn?
« Antwort #3 am: September 08, 2015, 14:56:58 »
Hi, Gum!

Vielen Dank für die Unterstützung, aber mit deiner Deutung bezüglich "sich helfen lassen wollende Personen" bist du auf dem Holzweg. Das war nie Teil der zugrunde liegenden Episode.


Hi, Cypi!

Ich muss das irgendwie bewältigen, und mit "sich von der Seele schreiben" geht das scheinbar immer noch am besten.

Ob zu Recht oder zu Unrecht aufgebürdet, sei dahingestellt - eine Mitschuld kann ich mir nun mal nicht absprechen - aber hier geht es, wie du richtig rätst, ums "Dahinfahren lassen", nicht um endgültige Schuldzuweisung.

Mach dir keine Sorgen, ich komm schon drüber weg - es dauert nur ein wenig ...


LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Was sind wir denn?
« Antwort #4 am: September 08, 2015, 19:10:10 »
Sorry, Erich,

dann habe ich dies

und alles, was im kranken Herzen wühlte,
dir auflud, nur um selber zu gesunden

falsch verstanden. Alles Liebe für dich in der schweren Stunde.

LG gummibaum

a.c.larin

Re: Was sind wir denn?
« Antwort #5 am: September 08, 2015, 20:04:54 »
hallo erich,

diese sonett gefallt mir ausnehmend gut, weil es den zweifel und schmerz über misslingendes / misslungenes in- beziehung- sein so auf den punkt gebracht in szene setzt.

da hab ich nichts mehr hinzuzufügen als ein: ich kenne das - diesen tiefen schmerz des auf sich selbst zurückgeworfen seins.
( weil das zu einem bestimmten zeitpunkt meines lebens auch mein thema war)

nun ist aber glücklicherweise viel wasser die donau hinunter geronnen und ich habe dazu gelernt, habe verstehen gelernt, wie die "fallen" beschaffen sind , in da man da so gelegentlich tappt - und in welche ich manchmal tappe und warum.
und dass es möglichkeiten gibt,nicht mehr so oft zu tappen, nicht merh so tief zu tappen und ( wenn man mal wieder getappt ist, rascher wieder weiterzumachen im text.
erlösung von dem ewig gleichen ist möglich.
ich sage "erlösung", weil es wirklich darum geht, lösungen zu finden, ( die meist darin besateene , allte muster abzuändern aufzuweichen)
das geht
ass ist aber kein religiöser vorgang, sondern ein psychologischer.
und dieses protedere macht arbeit und dauert geraume zeit.
die so gewonnene lebensqualität rechtfertigt aber den aufwand.

wenn es dich interessiert: mehr über pn.

wenn nicht: wunderschönes gedicht!
am liebsten würde ich darauf in reimen antworten - aber ich hab heut einfach noch zu viel arbeit zu erledigen.

alles liebe und gute,
schön, dass du da bist!
larin

Erich Kykal

Re: Was sind wir denn?
« Antwort #6 am: September 08, 2015, 22:17:39 »
Hi, larin!

Die Person, die gemeint ist, wird es verstehen, wenn sie es liest. Es handelt sich dabei allerdings nicht um dieselbe Person wie in "Gekappte Fäden", sondern um eine andere, die sich mir gegenüber seit meinem Besuch ganz und gar in Schweigen hüllt - warum auch immer.

Ich habe zwar so meine Vermutung, woran es liegen könnte, aber ich kann nicht sicher sein. So oder so aber keine Art, mit einem (behaupteten) "Freund" umzugehen, ihn einfach so in der Luft hängen zu lassen.

So habe ich diesen Sommer gleich zwei Menschen verloren, die mir lieb waren, die ich an mich herangelassen hatte, weil ich sie gern hatte und ihnen vertraute. Das - und vor allem die Art des Verlustes - hat mich sehr verletzt und in sozialen Dingen verunsichert - und sicher war ich als lang isoliertes Einzelkind in diesen Dingen persönlichen Umgangs ja ohnehin nie!

Das sieht nun freilich so aus, als würde ich bei persönlichem Kontakt alle vergraulen, die es mit mir versuchen wollen - aber derlei passiert mir sonst nicht, und schon gar nicht zweimal hintereinander!

In Zukunft werde ich mich wieder auf den Foren"verkehr" beschränken und den direkten sozialen Kontakt nach Möglichkeit minimieren. Ist wohl besser für mich - und für die andern!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
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a.c.larin

Re: Was sind wir denn?
« Antwort #7 am: September 10, 2015, 05:18:43 »
hi erich,

zurückgewiesen zu werden tut immer weh - egal, welche vorgeschichte man hatte.

wir alle wollen "so gern landen", und es geht halt nicht immer.
manchmal sind unsere erwartungen an andere einfach zu hoch.
manchmal mischen sich unerfüllte sehnsüchte aus ganz alten tagen dazu und das gegenüber ist überfordert.
manchmal hat man einfach nur pech und ist zum falschen zeitpunkt zur stelle, just bei der person, die gerade nicht geneigt ist.

aber deshalb generell aufhören in real zu kommunizieren?
man lernt in- beziehung- sein nur durch in - beziehung- sein, so wie man motorrad fahren nur durch motorrad fahren lernt.
(und auch geübte motorradfahrer sollen gelegentlich stürze produzieren, wenn straße und/ oder wetterbedingungen vertrackt sind)

ich würde dir raten: enttäuschung auskurieren - und nach geraumer zeit wieder versuchen. der weg zum erfolg führt nur über training.

fall down seven, stand up eight!  (edison brauchte geschlagene fünf jahre erfolglosen versuchens, bis er wusste, welches material er für den glühdraht der glühbirne nehmen musste. fünf jahre lang schrieb er in sein tagebuch: failure - try again!)

und dass du nicht zu ertragen wärst in RL ist ein märchen! also das sehe ich ganz anders.
und das sage ich nicht, um dir zu schmeicheln.


lg, larin
« Letzte Änderung: September 10, 2015, 05:23:01 von a.c.larin »

Erich Kykal

Re: Was sind wir denn?
« Antwort #8 am: September 10, 2015, 11:09:27 »
Vielen Dank, liebe Larin!

Aber ergehen wir uns nicht in Bestätigung (auch wenn du es unterstützend und aufbauend meinst), die Betreffenden werden schon ihre - aus deren Sicht gute - Gründe haben, mich zu verwerfen, auch wenn mir nicht klar ist, weshalb nun genau.

Nun, schön langsam komme ich drüber weg - denke ich. Vergeben werde ich das aber wahrscheinlich nie, wenn ich an all die Krankheit, die - auch körperlichen - Schmerzen denke, die ich mir ohne diese unselige Reise möglicherweise erspart hätte!

Wie kann man (im einen Fall) - wahrscheinlich jahrelang - eine schlechte Meinung von jemandem haben und ihn dennoch mehrfach einladen?
Wie kann man (im anderen Fall) jemanden wegen eines einzigen Fehltritts (was auch immer der gewesen sein mag) ohne Chance auf Erklärung, Rechtfertigung oder Entschuldigung in die Wüste schicken?
Wie konnten beide in meiner Gegenwart dazu schweigen und weiter so tun, als wäre ich willkommen, unfähig oder unwillig, die Kränkung auszusprechen in einem klärenden Gespräch? Mit Kühle haben sie mich weiter "ertragen" und endlich zur Tür hinaus komplimentiert, die ich zwar bemerkte, aber nie als so tief und unumkehrbar gedeutet hätte, wie sich dann herausstellte.
Was für eine Sorte "Freund" ist das wohl?

Hmm - die Betroffenen mögen natürlich einen ähnlichen Fragenkatalog in meine Richtung haben, aber ehrlich gesagt, je mehr ich drüber weg komme, desto weniger interessieren mich ihre - vielleicht guten - Gründe, und desto gewichtiger erscheint mir ihr unsoziales Verhalten mir gegenüber. Nicht, dass ich ihnen alle Schuld zuweisen möchte, aber zumindest suche ich die Fehler nicht mehr nur bei mir!

Wie dem auch immer sei - ich bin fertig mit den beiden. Leider.

Nein, für eine Weile habe ich wieder genug von den Menschen! Nix für ungut, das bezieht sich natürlich nicht auf jene, denen ich immer noch vertraue - aber ich brauche einfach wieder etwas emotionalen Abstand. Und ich will sowas natürlich nicht noch einmal erleben müssen!

So, genug Selbstmitleid und Nabelschau!

LG, eKy
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Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re: Was sind wir denn?
« Antwort #9 am: September 10, 2015, 12:11:52 »


Hmm - die Betroffenen mögen natürlich einen ähnlichen Fragenkatalog in meine Richtung haben, aber ehrlich gesagt, je mehr ich drüber weg komme, desto weniger interessieren mich ihre - vielleicht guten - Gründe, und desto gewichtiger erscheint mir ihr unsoziales Verhalten mir gegenüber. Nicht, dass ich ihnen alle Schuld zuweisen möchte, aber zumindest suche ich die Fehler nicht mehr nur bei mir!


....
Wie dem auch immer sei - ich bin fertig mit den beiden. Leider.


LG, eKy


Recht so!
Erinnere Dich - oder lieber nicht! ;) - an eine Deiner "Gästinnen", die mit ihren Liebesansprüchen bei mir abblitzte und dann in einem anderen Forum über mich herzog, daß die Wände wackelten.
Das hat im Moment geschmerzt - war aber rasch auskuriert.

Laß fahren dahin - und dann möglichst weit weg.
Ich bin ungeheuer erleichtert, daß Du nicht in Bausch und Bogen alle Kontakte rabiat abgelehnt hast.


Was ist mit dem Auswahl-Gedichte-Sammelband?
Ich konnte ja leider nicht "vor Ort" in den Genuß kommen.



Ganz lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re: Was sind wir denn?
« Antwort #10 am: September 10, 2015, 12:30:12 »
Hi, Cypi!

Vielen Dank auch dir für den ermutigenden Zuspruch - auch der letzten Tage.

Was du mit "Auswahl-Gedichte-Sammelband" meinst, verstehe ich nicht. Das grüne Buch hast du hoffentlich erhalten - danach gibt es jetzt erst mal nix mehr. Ich habe in einem Beitrag lediglich mit dem Gedanken gespielt, in 10 Jahren oder so ein Gesamtwerk zu verlegen.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
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