Autor Thema: Muschelträume  (Gelesen 880 mal)

Jonny

Muschelträume
« am: August 15, 2015, 22:46:50 »
Eine Muschel träumt seit Jahren,
auf dem dunklem Meeresgrund.
Doch sie würde gern erfahren:
Ist die Welt dort oben bunt?

Von einer Sonne wird erzählt,
die das Meer zum glitzern bringt,
von einem blauen Himmelszelt,
in dem so mancher Vogel singt.

Kam ein Fisch vorbeigeschwommen,
sie erzählte ihm ihr Leid.
So hat er sie mitgenommen,
festgesaugt am Schuppenkleid.

Oben angekommen setzte
er sie ab, auf einem Stein,
dem das Wasser stets benetzte
und so liess er sie allein.

In einem Jahr bin ich zurück,
von meiner Reise durch das Meer,
bis dahin wünsche ich dir Glück,
versprech dir, ich komm wieder her!

Die Muschel freute sich am Licht,
am Wind, der Wellen steigen ließ,
doch bald beglückte sie es nicht,
dass sie die Heimat so verließ.

Sah Vögel, die am Himmel zogen,
sie hörte ihre Melodie,
doch alle sind vorbeigeflogen
und keiner hatte Zeit für sie.

Nach einem Jahr der Einsamkeit,
inmitten all den schönen Dingen,
erschien der Fisch und fragte sie:
Soll ich dich jetzt nach unten bringen?

Ja, bitte, nimm mich mit nach unten,
die Welt hier oben ist zwar schön,
doch hab ich hier kein Glück gefunden,
jetzt möchte ich nach Hause gehn.

Und so geschiehts, dass sich noch heut
Muscheln tief im Sand verstecken,
die Heimatflucht wird oft bereut,
doch wer gut träumt, lässt sich nicht wecken...
« Letzte Änderung: August 16, 2015, 11:49:56 von Jonny »

cyparis

Re: Muschelträume
« Antwort #1 am: August 30, 2015, 18:48:11 »
Lieber Jonny -


das könnte glatt in die Kategorie "Grimms Märchen" passen! :)
Von einigen Tippfehlern abgesehen (warst Du in Eile?):
Und: Nur in der Meerestiefe wachsen Perlen.

Sehr liebenswert!


Herzlichen Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
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