Autor Thema: Classified  (Gelesen 1738 mal)

Aspasia

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Classified
« am: August 05, 2015, 16:39:27 »
Wann und wo treffen wir uns?

Am Ufer des Ota.

Wann?

Am Montag, vor der Arbeit.
sagen wir: um halbneun?
Zum Frühstück?

Woran erkenne ich dich?

Ich werde nicht mehr sehen
und nicht mehr hören können,
weder Haare haben
noch Haut.
Mein Fleisch wird schwarz sein
und stinken,
und ich werde nicht größer sein
als ein kleiner Hund.

Das macht es leicht, oder?

Du kannst mich nicht verfehlen!

(August 1945)

cyparis

Re: Classified
« Antwort #1 am: August 05, 2015, 21:56:31 »
Hiroshima, wie es lapidarer nicht geht.

Schaudernden Gruß, Aspasia,


von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

ANOUK

Re: Classified
« Antwort #2 am: August 24, 2015, 08:30:20 »
Ich habe vorgestern erst erneut eine Doku ( auf youtube) angeschaut. Diese zeigte auf, wie amerik. Ärzte hinterher  ins Gebiet flogen. Jedoch nicht ,um zu helfen, sondern um genau zu dokumentieren, welche Art von Verletzungen, Folgeschäden usw die Bevölkerung erlitten hat.
Mir kamen nicht mal mehr Tränen bei all diesen Aufnahmen, mich befiel bloß diese Übelkeit, diese dumpfe Übelkeit, die man verspürt, wenn Menschen keine Menschen mehr sind.
Und dies war bei weitem nicht die erste, sondern eher die x-te Filmaufnahme, die ich sah.. Was mich hieran speziell  fertigmachte war die Mutmaßung, dass dort aus diesem Leid ein Experiment gemacht worden ist, dass man so wissenschaftlich vorging in all dem Elend.
Aspasia, es ist schaurig.
Du hast es treffend dargestellt und das Unfassbare der Situation in deiner Art der Darstellung innerhalb dieser paar Sätze eingefangen. Das macht es so ergreifend.
lg
Anouk
Die Menschen sind nicht immer, was sie scheinen, aber selten etwas Besseres. (Lessing; aus: Nathan der Weise]

Aspasia

  • Gast
Re: Classified
« Antwort #3 am: August 24, 2015, 11:15:19 »
Diese zeigte auf, wie amerik. Ärzte hinterher  ins Gebiet flogen. Jedoch nicht ,um zu helfen, sondern um genau zu dokumentieren, welche Art von Verletzungen, Folgeschäden usw die Bevölkerung erlitten hat.

Liebe Anouk,

wie hätten die Ärzte denn helfen sollen? Gar nicht! Damals wussten die Menschen noch nicht viel über die Auswirkungen einer Nuklearwaffe und wie man Strahlenschäden und andere Nachwirkungen bekämpfen könnte. Die Amerikaner waren in dieser Hinsicht selbst noch ziemlich naiv, wie man in Dokumentationen über ihre Atombombentests sehen kann. Da standen junge Soldaten viel zu nah und völlig ungeschützt am Testgebiet. Viele von ihnen wurden später krank und starben frühzeitig.

Für einen Hollywood-Film wurde tonnenweise verseuchter Sand aus der Wüste von Nevada ins Studio transportiert - John Wayne, Susan Hayward und etliche Mitglieder der Crew starben später an Krebs.

Selbst die Bastler der Atombombe - die Mannschaft um Oppenheimer - konnten die Auswirkungen der Bombe nur ahnen, genaues Wissen darüber hatten sie nicht. Alles war noch blanke Theorie.

Abgesehen davon sind die Japaner ein Nation, die sich sehr gut selbst helfen kann, wie man immer wieder in der Geschichte gesehen hat. Da sie selbst ein sehr aggressives, kriegerisches Volk waren - die Chinesen können ein Lied davon singen -, sind sie Härten gewohnt. Hiroshima hatte die japanische Regierung nicht sonderlich verstört, sie war nur eine von vielen Städten dieser Größenordnung, die bereits in Schutt und Asche lagen. Erst mit Nagasaki gingen den Japanern die Augen auf.

Wie dem auch sei: Die Welt ist seitdem etwas schlauer, und mit gutem Grund hat niemand mehr eine Atombombe abgeworfen. Hoffen wir, dass es dabei bleibt.

Lieben Gruß
Aspasia

ANOUK

Re: Classified
« Antwort #4 am: August 24, 2015, 13:53:18 »
Liebe Aspasia, war die Amerikanische REGIERUNG wirklich so naiv, dass sie keinerlei Ahnung von dem Ausmaß /Folgen eines Atomwaffeneinsatzes hatte? Immerhin fanden bereits vor dem Abwurf auf Hiroshima und Nagasaki auf der Alamogordo Test Range Atomwaffentests statt. Und man konnte -wenn auch nur unter Laborbedingungen- die Auswirkungen der Atomwaffe berechnen, wenn auch (zugegebenermaßen) in vollem Umfang nicht vorhersehen.  Kann es nicht ( rein theoretisch) sein, dass der Abwurf auf diese beiden Städte  eine Art "Atomwaffentest-Charakter" hatte? Immerhin bestand die Kapitulation Japans unmittelbar bevor. "Musste" es dann sein, dass man diese Bomben warf? Und warum warf man zwei unterschiedliche Bombentypen ab (eine mit Uran- und eine mit Plutoniumkern) wenn nicht, um die unterschiedlichen Auswirkungen dieser zu prüfen?
Sicher konnten die Ärzte in all dem unvorstellbaren Elend nicht wirklich helfen, nicht wirklich versorgen, nicht wirklich lindern und einige von ihnen werden selbst postwendend der Strahlenkrankheit zum Opfer gefallen sein.
Trotzdem es unmöglich gewesen sein mag, zu helfen, so verwirrt die Kühle und die sehr wissenschaftlich verrichtete Arbeit des Dokumentierens seitens der Ärzte und Wissenschaftler...
Dennoch, und da gebe ich dir absolut  Recht, dennoch hat das ganze zur positiven Folge, dass seither niemand mehr eine Atombombe abgeworfen hat. Und das WEIL die Bilder der Zerstörung und all die ermittelten Spätfolgen ihre Runde um die Welt gemacht haben.
lG
Anouk
Die Menschen sind nicht immer, was sie scheinen, aber selten etwas Besseres. (Lessing; aus: Nathan der Weise]

Aspasia

  • Gast
Re: Classified
« Antwort #5 am: August 24, 2015, 16:21:43 »
Liebe Aspasia, war die Amerikanische REGIERUNG wirklich so naiv, dass sie keinerlei Ahnung von dem Ausmaß /Folgen eines Atomwaffeneinsatzes hatte? Immerhin fanden bereits vor dem Abwurf auf Hiroshima und Nagasaki auf der Alamogordo Test Range Atomwaffentests statt.

Liebe Anouk,

ob die Bombentests mit den beiden Bomben auf Japan vergleichbar sind, weiß ich nicht. Das müsste ich in meinem Buch über die Entwicklung der Atomkraft nochmal nachlesen. Insofern ist es sehr wahrscheinlich, dass es sich bei der Uran- und Plutoniumbombe ebenfalls eher um Tests als um eine Notwendigkeit handelte. Dies ist unter Historikern aber bis heute umstritten. Es wurde ja auch an anderen Stoffen geforscht, wie z.B. an schweren Wassern.

Und ja: Die Amerikaner waren damals naiv, sonst hätten sie sich selbst besser geschützt. Sie wussten zwar, welch eine fürchterliche Waffe sie bauten, aber es war nun mal ein "Pilot"-Unternehmen. Wie groß ihre Naivität war, zeigt der Dokumentarfilm "The Atomic Café" (neu nicht mehr erhältlich, aber hier kannst Du mal die Beschreibung lesen: http://www.amazon.de/Atomic-Cafe-Coll-Region-NTSC/dp/B001B1Q3FS/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1440426778&sr=8-1&keywords=The+Atomic+Cafe).

Bei uns in Deutschland war die Naivität nicht minder groß, da wurden uns Verhaltensprogramme angeboten für den Fall eines Atombombenabwurfs, die aus heutiger Sicht geradezu lachhaft sind. Dies hier im Detail zu bringen, würde jedoch den Rahmen sprengen.

Nur noch dies: Selbst Marie Curie (gest. 1934) war bei ihrem Hantieren mit stahlenden Materialien nicht bewusst, was sie sich antat. Das waren auch nicht die Unternehmer, die stahlendes Material bei der Uhrenherstellung verwenden ließen, weil das Zeug auf den Zifferblättern so schön glitzerte, und damit ihre Arbeiterinnen verstrahlten.

Ein ganz großer Naiver damals war auch Albert Einstein: Er bezweifelte, dass angesichts der geringen Kenntnisse und der schwierigen Forschungsarbeit in weniger als 50 Jahren eine Atombombe erfunden werden könnte - dann ging es jedoch mit Nachdruck innerhalb von drei bis sechs Jahren, je nachdem, wo man die Zeitrechnung der Intensivierung in der Atomforschung ansetzt. Das ist die andere Seite der Amerikaner: Wenn sie unbedingt etwas wollen, werden sie genial. Allerdings haben sie natürlich auch deshalb auf das Tempo gedrückt, weil sie wussten, dass die Deutschen unter Werner Heisenberg eine Wasserstoffbombe entwickeln wollten.

Genug von mir zum Thema: Krieg ist immer ein Übel, egal mit welchen Waffen.

LG
Aspasia

« Letzte Änderung: August 24, 2015, 16:35:47 von Aspasia »