Autor Thema: Der große Moralist  (Gelesen 1160 mal)

Larkin

Der große Moralist
« am: Juli 09, 2015, 01:12:59 »
Der große Moralist

oder der Versuch, die wahren Teufel zu entlarven

Der erhobene Zeigefinger will uns weisen
wohin es geh'n soll auf uns'ren Reisen.
Der Sophist, er spricht zu uns - den armen Sündern:
"Der Teufel will den Reichtum uns'res Seelenheils plündern!"

Die Sitte - ach, wär' man ihr doch nur gewahr!
Doch, leider: "Tu es diaboli janua!"
Die Schuld wird uns auf die Stirn gebrannt
und jede Lust wird als Teufelswerk verbannt.

Der Mensch soll nicht leben nach der Natur,
er muss Leisten Gottes großen Schwur.
Doch ist die Natur nicht Gottes Arbeit
und daher Lust das große Ziel - nicht ertragend' Leid?

Entlarven wir also unseren Sophist,
der seine gute Flagge auf großem Unrecht hisst.
Wer der Advocatus diaboli ist?
- es ist unser großer Moralist!

Das große Gute - es schreibt vor und klagt,
ohne, dass es eigene Erfahrung wagt.
Wer aber will Vernunft erlernen,
kann er nicht einmal von großer Sünde schwärmen?

(c) Larkin 09.07.2015

Erich Kykal

Re: Der große Moralist
« Antwort #1 am: Juli 09, 2015, 12:56:04 »
Hi, Larkin!

Du machst leider so viele formale Schnitzer, dass der Inhalt deiner Zeilen darüber in den Hontergrund gerät. Hier die erste Strophe:

Der erhobene Zeigefinger will uns weisen
wohin es geh'n soll auf uns'ren Reisen.
Der Sophist, er spricht zu uns - den armen Sündern:
"Der Teufel will den Reichtum uns'res Seelenheils plündern!"

Die erste Zeile beginnt betont, hat sechs Silben ("erhobene" musst du kürzen, sonst reihen sich zuviele unbetonte Silben aneinander): "Der erhobne Zeigenfinger will uns weisen" - die betonten Silben sind fett gedruckt. Am Zeilenende fehlt ein Komma.
Diese Folge solltest du nun beibehalten, soll ein einheitliches Taktbild, eine klarer Rhythmus entstehen.

Aber schon Z2 beginnt unbetont und hat nur 5 Heber, zudem ist das "gehen" hier zu Unrecht verkürzt (und keiner verwendet dafür heute noch einen Apostroph!): "wohin es gehen soll auf unsern Reisen." ("unsern" geht auch und klingt zudem runder)

Zeile drei folgt wieder dem Schema von Z1.

In Z4 fehlt zwischen "Seelenheils" und "plündern" fehlt hier eine Silbe, das wirft den Leser aus dem Takt. Altern.: "Seelenheiles plündern." Damit hätte die Zeile dann aber 7 Heber, man muss also noch irgendwo kürzen.

Richtig formuliert läse sich die erste Strophe also so:

Der erhobne Zeigefinger will uns weisen,
allwohin es gehen soll auf unsern Reisen.
Der Sophist, er spricht zu uns, den armen Sündern:
"Der Teufel will den Reichtum aller Seelen plündern!"

So haben alle Zeilen dasselbe Schema: Betonter Auftakt, sechs Silben, weibliche Kadenz.

So sollten sich alle weiteren Zeilen in diesen Takt fügen, indes, davon kann leider keine Rede sein! Ich möchte die restliche Korrektur allerdings dir überlassen, jetzt wo du hoffentlich weißt, worauf es ankommt. ;)
Dennoch ein paar Hinweise:

Die Sitte - ach, wär' man ihr doch nur gewahr! - unbetonter Auftakt! 5 Heber.
Doch, leider: "Tu es diaboli janua!" - unbetont! 5 Heber.
Die Schuld wird uns auf die Stirn gebrannt - unbetont! Betonungsproblem "uns auf" (Lösung: "die Schuld, sie wird uns auf die Stirn gebrannt"). 5 Heber.
und jede Lust wird als Teufelswerk verbannt. - unbetont! Betonungsproblem "Lust wird". (Lösung: "und jede Wollust wird als ...")

Der Mensch soll nicht leben nach der Natur, - unbetont! 4 Heber.
er muss Leisten Gottes großen Schwur. - unbetont! "leisten" klein. 5 Heber.
Doch ist die Natur nicht Gottes Arbeit Betonungsproblem "ist die" (Lösung: "Doch ist Natur nicht Gottes große Arbeit"). 5 Heber.
und daher Lust das große Ziel - nicht ertragend' Leid? - unbetont! Betonungsproblem "Ziel - nicht" (Lösung: "und" statt Bindestrich). 7 Heber. "etragend' Leid" falsche Formulierung.

Entlarven wir also unseren Sophist, - unbetont! Betonungsproblem "also".
der seine gute Flagge auf großem Unrecht hisst. Betonungsproblem "Flagge auf".
Wer der Advocatus diaboli ist? Auch hier kein Takt!
- es ist unser großer Moralist! - unbetont! Betonung!

Das große Gute - es schreibt vor und klagt, - unbetont. 5 Heber.
ohne, dass es eigene Erfahrung wagt.
Wer aber will Vernunft erlernen, Betonung "wer aber" indifferent. Bei betont gelesenem Auftakt Betonungsproblem "aber".
kann er nicht einmal von großer Sünde schwärmen?


Der ganze Text ist quasi eine Aneinanderreihung von Senkungsprallen, unterschiedlichen Heberzahlen, wechselnden Auftakten und beliebigen Kadenzen, kurz, es kann kein Rhythmus entstehen, alles liest sich zerfleddert und zerfahren.
Entweder du hast das rasch und ohne Überarbeitung verfasst, warst vielleicht nicht ganz nüchtern dabei, oder - und dies bleibt andernfalls als einzige Annahme übrig - es mangelt dir eklatant an sprachlichem "Taktgefühl"! ;)


LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re: Der große Moralist
« Antwort #2 am: Juli 15, 2015, 14:34:44 »
Diabolisch ungetaktet, aber inhaltlich so recht getackert:


Cyparis

mit besten Grüßen! ;)
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
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