Autor Thema: Marionette  (Gelesen 1463 mal)

Jana

Marionette
« am: April 07, 2015, 15:32:15 »
Mir schenkst du die Stimme, du schenkst mir das Leben,
Auch wenn nach Gehorsam nur wenige streben
Reicht ewige Demut, sie gibt mir den Sinn!
Ich strebe, mein Meister, zu dir ewig hin!
Ob unsere Fäden sich jemals verknoten?
Noch gibt es die Schere, bald ist sie verboten.
Es lebe dein Werk, oh, mein Schöpfer, so lang!
Trägt Trauer die Freude, so wird mir ganz bang.
Tauscht unsereins Blicke, die hölzern nur starren?
Ein Meister, der Meister, er hält uns zum Narren.

Erich Kykal

Re: Marionette
« Antwort #1 am: April 07, 2015, 21:55:45 »
Hi, Jana!

Wenn man die Bilder erst zurechtgerückt hat, ein ausdrucksstarkes Werk!

Das Gleichnis von den (Schicksals?)Fäden, die sich verknoten und der bald verbotenen Schere (Sinnbild für die Schwierigkeit, sich aus Abhängigkeitsverhältnissen zu lösen. Wer je in einer Sekte war, weiß, wovon die Rede ist!) finde ich gelungen, aber man muss es öfter lesen, um alles zu verstehen.

Das Gedicht beschreibt eine Person auf dem - freiwilligen - Weg in solche Unfreiheit. Noch hat sie eine Wahl, noch ist die "Schere" nicht verboten, die ihr wieder Freiheit verschafft, aber vor lauter Begeisterung für ihren "Meister" (Gehirnwäsche? Unselbstständigkeit?) geht sie stur weiter den Weg unreflektierter Anbetung und Verherrlichung (ihres Gottes - oder ihres Sektenoberhauptes? Da verschwimmt wohl die Grenze!).
Zuletzt dann die dämmernde Erkenntnis: Auch dieses Himmelreich ist nur Trug und Manipulation?!

Ich hab's da leicht - für mich ist jedes "Gebet" eine Beleidigung des funktionierenden Verstandes! ;) :D >:D
Aber ich weiß, wie sehr der Mensch sich oft nach Leitung, Führung und der Gnade der ultimativen Wahrheit sehnt. Und solang das so ist, werden andere diese Sehnsucht missbrauchen und ausnutzen! ::) >:(

Das ist meine Deutung - ohne Anspruch auf Korrektheit! Dein Werk mag anders gemeint gewesen sein!

Gern gelesen! :)

LG, eKy

Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Jana

Re: Marionette
« Antwort #2 am: April 07, 2015, 22:34:16 »
Ja, lieber eKy,

mein Gedicht zeigt glaube ich tatsächlich eine gewisse Ambivalenz.
Ich danke Dir für die Gedanken dazu, ich freue mich, dass bei Dir (trotz der vielen Bilder) ein so klares Bild entstanden ist!

Danke!

Liebe Grüße
Jana

Letreo71

Re: Marionette
« Antwort #3 am: April 09, 2015, 20:28:00 »
Liebe Jana,

es ist gar nicht so einfach, die Fäden so zu spinnen, dass es passt und verstanden wird.
Ist Dir hier mit Deinem Akrostichon, wie ich finde, sehr gut gelungen.

Gern gelesen.

Liebe Grüße,

Letreo

cyparis

Re: Marionette
« Antwort #4 am: April 10, 2015, 11:25:28 »
Wohlan, Freunde, seht:

ein sehr gelungenes Akrostichon unserer jüngsten Künstlerin!

Liebe Jana,

du bist wahrlich in allen Sätteln gerecht!
Ein wunderschönes. tiefgründiges "Marionettentheater" hast Du auf die Bühne gestellt.
Kein Wunder, daß Dir in anderen Räumen von Neid diktierte Mißgunst entgegenschlägt!

Hier wird Dir Lob und Dank,
nicht nur

von
Cyparis :)
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Curd Belesos

Re: Marionette
« Antwort #5 am: April 14, 2015, 12:44:24 »
das stimmt  8)

denn es gefällt auch mir.

LG
CB
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch