Autor Thema: Ohne Titel  (Gelesen 1037 mal)

cyparis

Ohne Titel
« am: M?RZ 10, 2015, 19:31:09 »

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Ich trug aus schwarzem Samt ein Band,
darüber Deine tiefen Blicke schweiften,
derweil mein Auge Dich nicht wirklich fand -
Jedoch die süßen Wünsche reiften.

Du scheutest, mir ganz offen zu begegnen:
Du wärst in meiner Glut verbrannt.
Dein Lächeln wollte mich nicht segnen
und unerreichbar blieb mir Deine Hand.

Nur Strenge ward von Dir mir dort zuteil,
ein Hieb, ein Stich, ein herber Spott,
als Gunstbeweis ein bittrer Pfeil.
Du wußtest, ich sah Dich als halben Gott

der Wörter, Worte und des Wahren,
des Schönen und des hohen Lichts.
Wie sonderlich warn Dein und mein Gebaren..
Du warst mir Alles, ich Dir beinah nichts.

Du schienst voll Ungeduld, war einmal ich nicht da,
denn daß Du Sonne warst und mir das Licht,
das sahst Du in dem Spiegel, der Dir nah.
Du fordertest, doch gabst Du nicht.

Es kam der letzte schwere Tag ins Land.
Um uns ringsher: Ah, wie sie keiften!
Ich trug aus schwarzem Samt das Band.
Doch blieben keine Wünsche mehr, die reiften.
Du gabst zum Abschied mir nicht Deine Hand.
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Ohne Titel
« Antwort #1 am: M?RZ 10, 2015, 19:46:08 »
Hi, Cypi!

Sorry, aber so finde ich keinen Rhythmus. Ist das nun ein vierhebiges Gedicht mit fünfhebigen Ausrutschern oder ein fünfhebiges Gedicht mit vierhebigen Ausrutschern??? S5Z1 hat sogar sechs Heber!

Ich versuche mal eine durchgängig fünfhebige Version:


Ich trug aus schwarzem Sammet wohl ein Band,
darüber Deine tiefen Blicke schweiften,
derweil mein Auge Dich nicht wirklich fand -
jedoch die süßen Wünsche in mir reiften.

Du scheutest, mir ganz offen zu begegnen:
Du wärst in meiner hellen Glut verbrannt.
Dein scheues Lächeln wollte mich nicht segnen
und unerreichbar blieb mir Deine Hand.

Nur Strenge ward von Dir mir dort zuteil,
ein leichter Hieb, ein Stich, ein herber Spott,
als Gunstbeweis war dies ein bittrer Pfeil.
Du wußtest, ich sah Dich als halben Gott

der Wörter, Worte und des einzig Wahren,
des Schönen und des immerhohen Lichts.
Wie sonderlich war Dein und mein Gebaren...
Du warst mir alles, ich Dir beinah nichts.

Du schienst voll Ungeduld, war ich nicht da,
denn daß Du Sonne warst und mir das Licht,
das sahst Du in dem Spiegel, der Dir nah.
Du fordertest allein, doch gabst Du nicht.

Es kam der letzte schwere Tag ins Land.
Und ringsumher um uns: Ah, wie sie keiften!
Ich trug aus schwarzem Sammet wohl das Band.
Doch blieben keine Wünsche mehr, die reiften.
Du reichtest mir zum Abschied nicht die Hand.



Das mit dem Spiegel in S5 ist eher suboptimal formuliert. Das könntest du bei Gelegenheit in wohlgefälligere Form bringen.

Die letzte Zeile habe ich etwas umgestellt, um schöneres Deutsch zu erhalten, und beim "warn" in S4Z3 würde ich getrost das "n" streichen.

Abgesehen von diesen Kleinigkeiten und dem metrischen Ungleichgewicht ein wunderschöner, schwermütiger Text, elegisch geradezu.

Sehr gern gelesen und bearbeitet!

Ich hoffe, mit dem "halben Gott für dich" bin ich nicht gemeint! :o ;) :D

LG, eKy

« Letzte Änderung: M?RZ 13, 2015, 22:16:13 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

charis

  • Gast
Re:Ohne Titel
« Antwort #2 am: M?RZ 11, 2015, 07:57:07 »
Liebe Cyparis,
Gefällt mir sehr gut. Vor allem auch weil es mich in manchen Passagen an eine verflossene Liebe erinnert;
er war ein ganz außergewöhnlicher Mann; ich hab ihn bewundert und war sehr verliebt. Vielleicht ist er wirklich ein Halbgott  ;), aber es war unfähig wirklich zu lieben. Er hatte Angst sich zu verlieren, obwohl er sich das andererseits zutiefst wünschte; es war eine sehr traurige Geschichte, die mich damals ziemlich aus der Bahn geworfen hat.
Die Strophe mit dem Spiegel passt genau zu meinen Erfahrungen. Ich lese es so:
Du schienst voll Ungeduld, war ich nicht nah,
denn daß Du Sonne warst und helles Licht,
das sahst Du nur im Spiegel, der ich war.

Sehr gerne gelesen!
Lieben Gruß
charis

cyparis

Re:Ohne Titel
« Antwort #3 am: M?RZ 11, 2015, 08:59:34 »
Lieber Erich,

hab herzlichen Dank für die Mühe, die Du Dir wieder einmal mit einem meiner störrischen Texte gemacht hast.
Aber in S2 hast Du den Sinn völlig verfehlt, das geht glatt dran vorbei.
Deine Fassung ist weitaus gefälliger als meine, aber meine gefällt mir besser, trotz aller Hebungs- und Senkungsungeschicklichkeiten. Bei Deiner steigen die damaligen Gefühle nicht so deutlich auf.

Liebe charis,

ja, das ist lange her.
Er war Lehrer für Literatur (Lyrik und Dramatik) und ich habe ihn wirklich tief verehrt. Im Grunde ein eingebildeter Fatzke, der genau wußte, wie es um mich stand, aber all das blieb natürlich unausgesprochen.
Tief gekränkt hat er mich - denn er versprach, mir zum Abschied die Hand zu geben. Glatt gelogen.
Auf der anderen Seite hat er mich zu unglaublichen Leistungen angespornt, bei ihm schrieb ich nur Einsen, außerdem entstanden in den Schuljahren sehr viele meiner Gedichte.

Deine Anregung übernehme ich gerne, denn sie verbessert diesen Vers.


Euch beiden nochmals Dank und
viele liebe Grüße
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Meishere

  • Gast
Re:Ohne Titel
« Antwort #4 am: M?RZ 13, 2015, 20:04:29 »
Hallo cyparis,
das gefällt mir sehr gut :)

Mir haben die Rhythmusungenaugigkeiten keinesfalls den Lesefluss gestört, aber ich bin ja auch kein eKy :p

Ich spüre die Emotionen, die in diesen Zeilen schlummern.
Mit der Hintergrundgeschichte wird es noch interessanter.

Ich hoffe doch, du hast aus dieser Zeit vor allem das Positive mitgenommen ;)
Zumindest könnte man das ganz stark vermuten.

LG,
Meishere

wolfmozart

Re:Ohne Titel
« Antwort #5 am: M?RZ 14, 2015, 13:20:30 »
Hallo cyparis,

schöne Poesie, die wie Zucker den lyrischen Schlund hinunterläuft.

Gern gelesen

wolfmozart

Curd Belesos

Re: Ohne Titel
« Antwort #6 am: April 30, 2015, 10:57:14 »
Liebe Cyparis,

ohne deine Erklärung hätte ich es als Erinnerung an einen Sommerfrischler in den Bergen genommen. Hoffnung, Wehmut und seine Unfähigkeit den Gefühlen Raum zu geben.

Man kann den Schmerz, den das Herz empfindet, beim Lesen nachvollziehen.

Einen lieben Gruß, ich habe es sehr gerne gelesen.

Curd.
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch