I
Es war kein bloßer Zufall, dass die Liebe
Apollo mit dem wuchtgen Drängen fand.
Durch Amors Pfeil war er doch heiß entbrannt
und feurig lockten ihn drauf seine Triebe.
Es wuchs in ihm ein Feuer, das zu nähren
nur ein Geschöpf auf Erden je vermag.
Und nichts begehrt’ er mehr, im Traum: sie lag
in seinen Armen, ohne sich zu wehren.
Zuvor beschoss der Liebesgott im Zorne
den Sonnengott Apoll, ob Drachensieg.
Denn dieser sprach mit Hohn: „Solch Bogen, vorne -
den du da trägst - ist Rüstung, die mir liegt.
Denn ich bin jener, der, nach Kriegers Horne,
mit engelsgleicher Anmut Kämpfen zieht!“
II
„Mit engelsgleicher Anmut Kämpfen zieht
Apollo, oh der Sonnengott, ich höre!
Und ich, so kleiner Liebesgott, ich störe
den Helden, der die Drachen wohl besiegt!
Dein Bogen, großer Meister, treffe alle -
doch meiner, Sonnengott, er treffe dich.
Kein Mann verspottet Cupido, nicht mich!
Die Liebe wird zu deiner großen Falle.
Zwei Pfeile habe ich - der eine Blei,
wird wer getroffen, ist er der, der flieht.
Der andere, der Gold um golden sei,
ist jener, dessen Mächte du bald siehst.
Der Sonnengott war noch doch immer frei.
Die Freiheit glich dem grünen Hain, dem Lied.“
III
Die Freiheit glich dem grünen Hain, dem Lied,
das Cupido aus tiefstem Herzen sang.
Sein Zorn glich einem Berg mit steilem Hang
und Glühen lebt in jedem Fingerglied.
Der Gott zog seinen Pfeil und sein Geschoss
traf golden den, der ihn zuvor verhöhnt.
Sein Stolz, er war noch immer nicht versöhnt,
doch der Apollo fiel vom hohen Ross.
Das Gold erweckte gleichsam rein das Feuer,
und zahlreich waren der Gefühle Hiebe.
Die Daphne war ihm jetzt schon wahrhaft teuer.
Sein Flehn sagt, dass er immer bei ihr bliebe!
Der Wald von ihr war dunkles Ungeheuer,
und an des Forstes Bäumen wuchsen Triebe.
IV
Und an des Forstes Bäumen wuchsen Triebe,
die Daphne wie ein zartes Blättchen lockten.
Die Nymphen, die im Sonnenlichte hockten,
warn alle doch Apollons Ehrensiege.
Der Liebesgott mit seinem großen Bogen,
er nahm die Waldesnymphe ins Visier.
Ach! Bliebe sie doch bei Apollo hier…
Das Blei im Pfeil, es traf sie wie in Wogen.
Ihr Fühlen war ihr selber nun verwehrt,
und heißes Blut war in ihr nun so kalt.
Und sie, noch nicht von einem Mann verzehrt,
sie wurde Stund um Stunde weiter alt.
Apollo wurde niemals nicht entehrt,
doch Daphne, sie versteckte sich im Wald.
V
Doch Daphne, sie versteckte sich im Wald,
entfloh Apoll, entfloh dem Lieben selbst.
Die Unberührtheit ist ihr lieb. Ihr Held
verfolgt sie nur, und er verdirbt sie bald.
Sie rannte durch die Wälder und die Täler,
sie rannte panisch, rannte immer schneller.
Das Leben wurde dunkler, niemals heller,
der Grad zum Wandern wurde immer schmäler.
Die Nymphe suchte nach einem Versteck,
versuchte so, die Hoffnung nur zu schinden.
Sie rannte dem Verehrer weiter weg.
Sie sah ihn und sie wollte nur erblinden.
Das Fliehen, hatte es noch einen Zweck?
Der Gott, er hatte Mühe, sie zu finden.
VI
Der Gott, er hatte Mühe, sie zu finden,
er blickte sich nach allen Seiten um,
und wenn er was gehört, fuhr er herum.
Doch sie, sie wollte immer noch entschwinden.
Er rannte weiter, und sein großer Stolz
war ob der Daphne Flucht noch sehr labil.
Besessenheit war reichlich infantil,
doch war verursacht von des Gottes Holz.
Apollo rannte, rannte, und erkannte,
dass seine Liebe unter diesen Linden
ihm ach! so teuer war und ihn verbannte.
Er sah das Mädchen zwischen Baumes Rinden,
wie sie - sich panisch wendend - weiter rannte.
Er wollte sich an Daphne endlich binden.
VII
Er wollte sich an Daphne endlich binden!
Sie spüren und sie sich zu Eigen machen,
schon der Gedanke ließ ihn selig lachen.
Er wollte sich in ihren Armen winden.
In ihr besteht sein Schicksal fürderhin,
ihr Fliehen ist die Angst vor seinem Mut.
Das Flehen steht ihr dennoch trotzdem gut!
In ihr besteht sein einzger Lebenssinn.
Sie gab ihm ohne Zutun dennoch Freud
und bot ihm trotz der Abwehr starken Halt.
Er hat sein gierges Handeln nicht bereut!
Sein Herz, in diesem war ein tiefer Spalt.
Er lechzte schon nach ihr, er wollt’ sie heut.
Doch dies war nur ein Wunsch, der schon verhallt’.
VIII
Doch dies war nur ein Wunsch, der schon verhallt’:
Das Leben malte weiter bunte Pfade
und kannte dennoch keine Liebesgnade.
Er hörte, wie ihr Weinen ringsum schallt.
Der Sonnengott, er pirschte sacht heran,
die Augen seiner Göttin leuchten ihm.
Sie waren Sterne, die vor ihm entfliehn,
doch zogen sie ihn wohl in ihren Bann.
Es war ein Irren und es war ein Eilen,
er hatte ihr die Treue nicht geschworen.
Der Pfeil ließ Wunden, die wohl niemals heilen
und auch ihr Fühlen war längst eingefroren.
Das Leben hing an dünnen Tränenseilen,
das Leben wurd zum Labyrinth gekoren.
IX
Das Leben wurd zum Labyrinth gekoren,
die Türen stehen offen und verschließen
sich jäh. Die Tränen brennen und sie gießen
die Formen, die, aus denen wir geboren.
Auch Daphne lernte nun das Tränenmalen,
als Künstlerin war sie wohl auserwählt.
Sie hatte sich durch Angst und Furcht gequält,
sie hatte sie durchlebt, die Lebensqualen:
Die Panik, die sie hatte, scheint vergangen,
ganz tief in ihr, war wer, der mit ihr spricht.
Der Himmel ist in Wolkendunst gefangen!
„Oh Vater, bitte, komm! Erlöse mich.“
Zwei Stimmen, die darauf in ihr erklangen -
die Wege beider kreuzen sich doch nicht.
X
„Die Wege beider kreuzen sich doch nicht,
mein Kind, ich höre dein Begehren, Bitten.
Doch trotzdem bricht dies meine eitlen Sitten.
Als Vater schenke ich dir aber Licht.
Als Vater schenke ich dir deine Ruh,
ich weiß, mein Kind, ich weiß um deine Angst.
Als hättest du Verführen je gekannt,
mach nun die Menschenaugen ewig zu!
Ich wünsche dir dein Glück im tiefen See
aus Hoffnung, Freude, die du schon verloren.
Dein Fühlen war zuletzt so kalt wie Schnee!
Du wirst verwandelt. Du bist auserkoren!
Ich sage dir zum ersten Mal „Ade!“"
Sie hatten sich den Abgrund wohl geschworen.
XI
Sie hatten sich den Abgrund wohl geschworen
und Daphne spürte Feuer um ihr Herz,
in allen Gliedern dumpfen, schlimmen Schmerz.
Ein greller Ton verhallt’ in ihren Ohren.
Apollo sah mit kaum benanntem Fassen,
was Daphnes Glieder langsam nun umfängt -
er hätte sich, ob Trauer, fast erhängt,
begann nun neben Lieben aber Hassen.
Sein Körper brannte und dem Gott war heiß,
er spürte nur noch Schmerzen, Stich um Stich.
Er sehnte sich nach Daphnes Herz - dem Eis -
und Schluchzen zerrte an seinem Gesicht.
Er fiel auf Knie, fiel unendlich leis.
Die Fassung halten war für beide Pflicht.
XII
Die Fassung halten war für beide Pflicht,
auch Daphne blieb ganz standhaft, stämmig stehen.
Sie konnte sich nicht rühren und nicht gehen,
der Lorbeerbaum vermehrte ihr Gewicht.
Die Hände waren Blätter, zarte Keime,
und Grün umgab den Busen und die Scham.
Ihr wurde endlich, endlich wieder warm!
Der Stamm umarmte letztlich ihre Beine.
So sicher wähnte sie sich nun, ohn’ Leid.
Apollo jedoch hatt’ ein Blatt erkoren
und nahm ein Stück von ihrem Bäumekleid.
Aus Blättern, die die Liebste wohl umfloren,
flicht er sich einen Kranz - er ist bereit
und ihn verließen schließlich dann die Horen.
XIII
Und ihn verließen schließlich dann die Horen,
die Göttinnen, die Lebensregeln schufen.
Apollo ward von Trauer nur gerufen,
seit ihn des Amors Mächte wohl durchbohren.
Das Leben war ein unendlicher Kreis,
so rund wie auch der neue Lorbeerkranz.
Apollos alter, ruhmverdankter Glanz,
wird langsam mit dem Hass der Liebe alt.
Apollo fleht und ruft dann noch im Schwinden:
„Oh bitte, Friede, komm, errette mich!
Ich will uns in dem Kreiselleben finden,
doch finde ich nur Trauer und nicht dich.“
Es ließen ihn zwar nachher seine Sünden,
doch ihn verließ darauf dann auch das Licht.
XIV
Doch ihn verließ darauf dann auch das Licht,
der Sonnengott, er dunkelte dahin.
Wo war da noch des Lebens wahrer Sinn?
Die Nacht, die Nacht, die Nacht, die schuf er nicht.
Apollo lehrte sich darauf das Lieben
und Fühlen wirklich doch von Grund auf neu.
Er trennte Weizen immer noch von Spreu,
sein Schwert bereit zu weitren Todeshieben.
Im Frieden wollte er die Sonne geben,
tat trotzdem das, was ihn zuvor verriet.
Sein Bogen blieb für ihn sein großer Segen.
Doch war es er, dem Leben wohl entflieht.
Er spürte dies, er fühlte, wenn das Leben
mit engelsgleicher Anmut Kämpfen zieht.
VX
Es war kein bloßer Zufall, dass die Liebe
mit engelsgleicher Anmut Kämpfen zieht.
Die Freiheit glich dem grünen Hain, dem Lied,
und an des Forstes Bäumen wuchsen Triebe.
Doch Daphne, sie versteckte sich im Wald:
Der Gott, er hatte Mühe, sie zu finden.
Er wollte sich an Daphne endlich binden.
Doch dies war nur ein Wunsch, der schon verhallt’.
Das Leben wurd zum Labyrinth gekoren,
die Wege beider kreuzen sich doch nicht.
Sie hatten sich den Abgrund wohl geschworen.
Die Fassung halten war für beide Pflicht,
und ihn verließen schließlich dann die Horen,
doch ihn verließ darauf dann auch das Licht.