Nach den 20 Märchen (Grimms Märchen in Versen bei poetry.de, 3/13 ) hat mich die Modenschau unserer Schule diesmal für Sagen vereinnahmt. Die Schülerinnen, die Schneiderinnen werden wollen, suchen sich in Gruppen einen Sagenstoff aus und schneidern sich je nach der Rolle, in der sie darin auftreten, ein Kostüm. Die Gedichte finden dann in der Moderation ihren Niederschlag. Hier ist ein erster Versuch über den sagenumwobenen Affenbrotbaum.
Baobab
Savanne ist mein Heimatland.
Und manchmal kratzt ein Elefant
den Rücken sich am dicken Stamm.
In meinen Ästen, krumm und stramm,
haust der Lemur mit seinem Kind,
da meine Gaben köstlich sind.
Ich spende Schatten. Und mein Stolz,
das ist mein wasserreiches Holz.
Mein grünes Blatt trägt wie die Hand
fünf Finger, und mein Blütenstand
bezirzt den Flughund, der zur Nacht
mir naschend die Bestäubung macht.
Die Frucht gleicht einem Straußenei.
Ihr Fleisch belebt, wirkt wie Arznei.
Der Mensch glaubt an der Ahnen Kraft
in mir, schlürft Tee aus Rindensaft,
webt seine Hüttenwand, sein Kleid,
aus meinem Bast seit langer Zeit.
Ich werde tausend Jahre alt.
Allein, mich wurmt die Missgestalt
der Äste, die so wurzelgleich,
als hinge ich vom Himmelreich,
geformt, das heißt, gezwirbelt sind,
dass sich ein Mythos darum spinnt.
Der sagt, dass die Hyäne klar
entdeckte, dass sie hässlich war.
Und weil sie Wut auf Gott empfand,
so riss sie mich aus seinem Land.
Sie warf mit mir nach seinem Thron…
Ich wurzle mit dem Kopf als Lohn.