Autor Thema: Einsamkeitsbefreit  (Gelesen 1425 mal)

Koollook

Einsamkeitsbefreit
« am: November 22, 2014, 19:55:47 »
Einsamkeitsbefreit

Wer bist du mir? Ein Unbekannter.
Wer bin ich dir? Dein bester Freund.
Wir kennen uns nebeneinander,
wie unser Leben nun mal läuft.

Was sagst du mir? Dein ganzes Leben.
Was sag ich dir? Hallo, wie geht’s?
Wir tauschen Worte miteinander,
die du in meine Arme legst.

Was gibst du mir? Deine Geschichte.
Was geb ich dir? Ein wenig Zeit.
Wir sind so fern nah bei einander,
verwand und einsamkeitsbefreit.

cyparis

Re:Einsamkeitsbefreit
« Antwort #1 am: November 23, 2014, 12:05:53 »
Lieber Koollook,


das Gedicht ist zutiefst verstörend und deprimierend (für mich).
Auf der einen Seite ein Geben, auf der andren lediglich ein Nehmen?

Wo kann die Befreiung von der Einsamkeit sein?
Oder habe ich hier eine zwischenmenschliche Beziehung total fehlinterpretiert?



Herzlichen Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Thomas

Re:Einsamkeitsbefreit
« Antwort #2 am: November 26, 2014, 17:26:12 »
Lieber Koollook,

ich empfinde das als ein von der Form her sehr gelungenes Gedicht. Zum Inhalt dieser monologische Dialog sehr passend! Ich denke, du sprichst da etwas Wichtiges und Aktuelles an, nämlich eine Art "einsamkeitsbefreiter" Fern-Nah-Beziehung, welche durch den Wandel der Kommunikation(-smittel) auch noch befördert wird. Man hat viele Freunde, aber selten einen Partner, denn das setzt die Bereitschaft zu Veränderung durch den anderen voraus, also eine Nah-Nah-Beziehung. Gut, dass du nicht wertest und den Leser nachdenklich stimmst. Ich glaube, dein Gedicht wird seine Wirkung tun.

Liebe Grüße
Thomas
S p r i c h t die Seele so spricht ach! schon die S e e l e nicht mehr

(Friedricht Schiller)