Gesang der Perle
Sie trug aus Seide ein schlichtes Kleid,
es spielte im Kerzenlicht
wie Perlmuttschimmern zur Sommerzeit
bevor der Tag anbricht.
Ihr Haar war blond, ihr Ohr geschmückt
mit einer Perle in Gold.
Als ich ihr sagte, ich sei entzückt,
da lächelte sie nur hold.
Und ihre Lippen sprachen kein Wort,
allein die Perle sang
ein Lied von einem fernen Ort,
den ganzen Abend lang.
Ein Lied so lieblich und geheim
von Welten unter dem Meer,
verheißungsvoll wie Kinderreim,
so schlicht war ihre Mär
von Landen, zu denen selbst das Licht
kaum vorzudringen wagt,
wo es sich an sich selber bricht
und es aus Muscheln tagt.
Ich lauschte, lauschte immerfort,
sie lächelte nur beinah,
und beide sprachen wir kein Wort.
Sie wusste was geschah.
Ich blickte in das grüne Meer
der Augen, wie Wasser so klar;
ich merkte schließlich gar nicht mehr,
wie kühl es mir doch war.
Die Perle sang so rein und hehr,
ihr Singen riss mich fort;
ich lebe seither im tiefsten Meer
an perlmuttschimmerndem Ort.