Autor Thema: Die Wiese  (Gelesen 1423 mal)

Jana

Die Wiese
« am: Juli 23, 2014, 02:37:14 »
Wirklich, ich hätt' nie gedacht,
Dass es solch ein Forum gibt,
Wo man mit den Worten sacht
Spielt und ehrliche Kritik
Nur normal ist. Ja, und echt:
Dieses Forum - existent,
Schreiben ist doch kein Gefecht,
Wie man es von manchen kennt.


Danke noch mal für den freundlichen Empfang hier.:)
Jana
« Letzte Änderung: Juli 23, 2014, 20:21:09 von Jana »

Martin Römer

  • Gast
Re:Die Wiese
« Antwort #1 am: Juli 23, 2014, 08:34:42 »
Ich sende ebenso einen Morgengruß an die Gemeinde,
und wenn wir
Cyparis noch haben, haben wir keine Feinde.

Erich Kykal

Re:Die Wiese
« Antwort #2 am: Juli 23, 2014, 08:53:51 »
Hi, Jana!

Ein sehr anrührendes Dankeschön an uns hier - ich fühle mich als Teil dieses Forums geschmeichelt und geehrt! :)

Dein Text ist übrigens ein schönes Beispiel dafür, dass es besser und harmonischer ist, bei einer Art Auftakte zu bleiben.

Deine Auftakte hier (betonte Silben unterstrichen):

unbetont Ich hätte wirklich nie gedacht,
betont Dass es so ein Forum gibt,
unbetont In dem man mit den Worten sacht
betont Spielt und ehrliche Kritik
betont Gang und Gebe ist. Tatsächlich weibliche Kadenz
betont Ist das Forum existent.
unbetont Der Umgangston ist nicht verächtlich, weibliche Kadenz
unbetont Nein, freundlich, und das permanent.

Das folgt keinem Rhythmus, was das Lesen recht schwierig macht, wenn man nicht wie der Autor eine bestimmte Melodie dafür im Kopf hat. Auch die Kadenzen folgen nur der Sprachmelodie, nicht einer Ordnung (was im Idealfall beides der Fall sein sollte): Zwei sind weiblich, der Rest männlich. Das wollen wir aber an anderer Stelle behandeln.

Hier nun eine Version mit durchgehend betonten Auftakten:

Hätte wirklich nie gedacht,
Dass es so ein Forum gibt,
Wo man mit den Worten sacht
Spielt und ehrliche Kritik
Gang und Gebe ist. Tatsächlich
Ist das Forum existent.
Umgangston ist nicht verächtlich,
Sondern freundlich, permanent.

(Eine Version mit unbetonten Auftakten wäre in diesem Falle erheblich schwerer zu erstellen und nur mit tiefgreifenden Umstrukturierungen und Änderungen möglich.)
Vergleiche die beiden Versionen, indem du sie laut vorträgst. Urteile selbst, was einem Leser angenehmer sein mag.

Für den Fall, dass du bei den Auftakten Unterscheidungsschwierigkeiten hast:

Betonter Auftakt: Gleich die erste Silbe der Zeile ist betont, dann folgt eine unbetonte und im weiteren Wechsel so fort. Ein Hebungsprall (2 betonte Silben hintereinander) ist im Regelfall zu vermeiden.
Unbetonter Auftakt: Genau entgegengesetzt. Die erste Silbe bleibt unbetont, die zweite ist betont und wiederum in gleichmäßigem Wechsel so fort.

Es ist möglich, Auftakte in einem Gedicht zu wechseln, allerdings sollte dies rhythmisch geschehen, also einer Ordnung folgen, die die Satzmelodie vorschreibt. Das klingt aber nur selten wirklich gut. Bei gereimter Lyrik ist es gemeinhin probater, sich auf eine Art Auftakte zu beschränken.

Die Kadenzen betreffen die Zeilenenden. Männliche Kadenzen beenden die Zeile auf einer betonten Silbe, weibliche auf einer unbetonten. Hier ist der (wiederum rhythmische) Wechsel unproblematischer und kann den Takt einer Strophe sogar hervorheben und untermalen.

Bestimmte Gedichtformen verlangen eine bestimmte Struktur. Sonette bespielsweise sollen fünfhebige (Heber sind betonte Silben) Zeilen mit durchwegs unbetonten Auftakten und weiblichen Kadenzen haben, was die Sprachmelodie besonders weich und tragend macht. (Zudem 2 Quartette mit gleichen umarmenden Reimen und 2 Terzette mit nur 2 oder 3 Reimen, wobei sich die allerletzten beiden Zeilen nicht reimen sollten. Inhaltliche Ordnung: 1. Quartett - These, 2. Qu. - Antithese, Terzette - Synthese. Dies ist eine alte, strenge Ordnung. Heute sieht man es nicht mehr so eng und es gibt viele unkonventionelle Sonette.)

Sorry - ich komme schon wieder ins Schulmeistern - Berufskrankheit! :-\

LG, eKy
« Letzte Änderung: Juli 23, 2014, 09:05:00 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Die Wiese
« Antwort #3 am: Juli 23, 2014, 10:05:24 »
Liebe Jana,


auch ich bedanke mich ganz herzlich für dieses  Loblied auf unser Forum, die schöne Wiese!
Wie Du siehst, hat sich der Experte mit Deinem Text auf das Beste beschäftigt.
Mir hat er so oft so konstruktiv "auf die Sprünge geholfen", daß er (nicht nur deswegen) die tragende Säule des Forums geworden ist.

Wenn Du einmal seine Sonette gelesen hast, wirst Du wahre Kunst vor Augen gehabt haben.


Freundlichen Gruß
von
Cyparis



Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

gummibaum

Re:Die Wiese
« Antwort #4 am: Juli 23, 2014, 10:49:09 »
Begegne Wachsendem versonnen.
Der Wiesenduft geht zu Gemüt.
Genieße, was das Wort gesponnen
und pflanze, was hier schöner blüht...    

Jana

Re:Die Wiese
« Antwort #5 am: Juli 23, 2014, 17:16:05 »
Lieber eKy,

ich danke dir! :)
Ich habe jetzt mal probiert, es zu überarbeiten, und auch die Kadenzen (glaube ich) sind jetzt richtig.

Liebe Cyparis,

nichts zu danken.
Ja, ich merke schon, dass in diesem Forum nahezu nur wahre Kunst zu finden ist. Daher ja auch danke, dass ihr mich so freundlich aufgenommen habt.

Lieber gummibaum,

mal wieder wunderschöne Zeilen.

Liebe Grüße an euch,
Jana

Erich Kykal

Re:Die Wiese
« Antwort #6 am: Juli 23, 2014, 20:18:37 »
Hi, Jana!

Ich bin leider pingelig (sagen manche Leute, weiß gar nicht, wo die das hernehmen... ) ;):

S3 - "...mit den Worten..."

Die vorletzte Zeile hat wieder einen unbetonten Auftakt. Alternative: "Schreiben ist dort kein Gefecht,"

Ja, die Kadenzen sind nun alle männlich - aber wie gesagt, die sind bei weitem nicht so problematisch für das Gleichmaß der Sprachmelodie wie Auftaktfehler.

Insgesamt gute Korrekturarbeit! :)

LG, eKy

« Letzte Änderung: Juli 24, 2014, 08:00:40 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Jana

Re:Die Wiese
« Antwort #7 am: Juli 23, 2014, 20:22:08 »
Hallo eKy,

leider? Glücklicheweise. ;)
Danke für die erneuten Verbesserungen.

Ich lerne das hoffentlich auch irgendwann.

Liebe Grüße,
Jana

Seeräuber-Jenny

Re:Die Wiese
« Antwort #8 am: Juli 24, 2014, 00:13:21 »
Liebe Jana,

was für ein reizender Lobgesang auf unsere Wiese!

Ja, so soll es sein! Schöne und anspruchsvolle Gedichte, ehrliche und konstruktive Kritik, bei der auch die Textarbeit nicht zu kurz kommt, und ein freundlicher Umgangston.

Ich danke dir für diese Zeilen.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
« Letzte Änderung: Juli 24, 2014, 01:09:11 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz