Hi, Jana!
Auch ich war einst - und bin es in vielerlei Hinsicht noch - ein "aus-dem-Bauch-heraus-Schreiber", der dachte, sein natürliches Rhythmusgefühl für Sprachmelodie und -takt würde automatisch alles richtig machen. Meist war das auch so, aber - rückblickend betrachtet, wenn ich meine "alten Hadern" mal wieder lese - muss ich doch gestehen, dass ich damals viele Metrikfehler schlicht übersah, als ich von betonten oder unbetonten Auftakten, männlichen oder weiblichen Kadenzen usw. noch keine Ahnung hatte.
Noch heute wüsste ich nicht, was einen Jambus von einem Tröchäus, einen Daktylus von einem Ambibrachys unterscheidet, denn solches Wissen ist für Fachtheoretiker oder Angeber gut, man braucht es zum Dichten selber aber nicht. Da ist nur wichtig, das Gleichmaß zu halten, die einmal gewählte Struktur im Regelmaß beizubehalten. Dabei können sich durchaus mal die Heberzahlen ändern - solange dies in gleichbleibendem Strophenrhythmus geschieht. zB: 4343 - 4343 - 4343 Heber pro Zeile.
Einfacher - und meist lyrischer - ist es aber, bei der einmal gewählten Heber - und Silbenzahl pro Zeile zu bleiben, sowie deren innerer Struktur: eben betonte oder unbetonte Auftakte der Zeilen oder betonte oder unbetonte Zeilenenden (= männliche oder weibliche Kadenz). zB wäre "... macht" am Zeilenende eine männliche Kadenz, "... machte" hingegen eine weibliche.
"Kann es ..." am Zeilenanfang ist ein betonter Einstieg, "Es kann ..." ein unbetonter.
Darauf solltest du bei deinen Werken - so sie gereimt sind und einer Struktur folgen - schon achten. Diesbezüglich kann man sich bei Wikipedia schlau machen. Manche Foren haben auch Fäden, wo all dies beschrieben wird. Wer zB Sonette schreiben will, sollte sich zuvor informieren, welchen Regeln diese folgen sollten. Da gibt es meist mehr als man zu wissen glaubt - aber je größer deine lyrische Welt wird, desto mehr werden solche "Grenzen" nicht zu unliebsamen Einengungen, sondern zu Herausforderungen an dein aufblühendes Talent!
Gummibaum - oder an anderer Stelle vielleicht ich - wollen sicher nicht dein Urheberrecht untergraben oder deine Intentionen verfälschen. Es geht vielmehr um praktische Beispiele mit pädagogoschem Hintergrund: Wie würde es "richtig" aussehen und wirken? Ob du diesen Vorschlägen dann folgst oder lieber nicht, oder ob du dann ureigene Änderungen anbringst - das bleibt immer ganz dir überlassen.
LG, eKy