Autor Thema: Thugz Passion  (Gelesen 676 mal)

Makaveli

  • Gast
Thugz Passion
« am: Juli 18, 2014, 21:41:10 »
Ich sitze hier und sing laut heiter
leise mich fragend immer weiter -
Hab ich nen Riss? Bin ich gerissen?
Was alle Andern scheinbar wissen.
Der von draußen mir am Fenster winkt,
der am Glashaus steht, zu seh’n: er sinkt!
Der Nachts heimlich am Bett mir sitzt,
ins Ohr mir flüstert, mit mir schwitzt.
Die Tag für Tag kommen und gehen,
die Tag für Tag es kommen sehen.

Ist es Schmerzens-oder Herzensblut,
ist’s lebensmüd? Ist’s Todesmut?
Was ich vor mir seh in Klarheit -
nicht in mir steckt diese Wahrheit!
Ich bin ein Weiser, der die Wahrheit findet -
ein Kind, dass sich die Schuh nicht bindet.
Ich bin ein Spinner, über Senkel stolpernd -
ein Gewinner, Richtung Ziele holpernd,
je nachdem, ob sich wer findet -
der kommt und mir die Schuhe bindet!

Bin ich Grund zum Klatschen? Grund zum Fluchen?
Bin im Grunde nichts als Grund zum Suchen.
Nach dem Ort, an den ich fort gestohlen -
mich zu finden! Und dich abzuholen!
Wer durch Gitterfenster in den Kerker steigt,
mir die Hand reicht, statt mit Fingern zeigt;
wer kommt und mir hilft aufzustehen
an dessen Seite will ich voran gehen!
Wenn du mich hälst, dann kann ich führen -
durch die Tür, wo sie Beton anrühren.

Wer mich liegen sieht und doch bewegt
wer mich fallen sieht und doch erträgt
dem zeige ich, was sich versteckt
an Orten, wo man sonst aneckt.
Wo das Leben sich eingemauert
mit letztem Stein auf’s Ende lauert!
Wo Andere verschämt wegblicken,
dort werde ich dich lustvoll zwicken!
Wo du die Augen schließt zum Versteck,
werde ich dich brüllen: Komm! Verreck!

Wenn du wortlos bittest, ich soll schweigen,
werd ich lachend mit dem Finger zeigen;
bis du Wut hast, nimmst den Strolch
fasst sein Herz, nimmst den Dolch
fasst den Mut, nimmst den Frust
treibst ihn in des Lebens Brust!
Hörst du? Wie wir diesen Schrei befreien -
das Leben nach dem Leben schreien?

Siehst du, wie wir gen Morgen fliehen,
wie wir Morgen Morgen nach uns ziehen?
Siehst du, wie wir uns Morgens küssen -
wenn wir es tun, weil wir es müssen?
Wie wir offen auf der Straße liegen,
uns leidenschaftlich ineinander biegen?
Wie wir’s offen auf der Straße treiben,
bis Andren wird nichts Andres bleiben,
als sich in dunklen Ecken, hinter Hecken
vor Geilheit stöhnend die Wunden zu lecken?

Siehst du nicht? Was wir verpassen,
wenn wir unser Herz nicht fassen?
Hörst du nicht? Ich such ohne Pause,
nach meinem Frieden und zu Hause!
Wo ich erwache und hör Kinder lachen,
die laufen-fallen-lernen-machen.
Wo ich erwache und der Frieden siegt,
weil friedlich schlafend dort noch jemand liegt.
Du hörst mich von zu Hause singen?
So hol mich ab! Ich werd uns bringen!

cyparis

Re:Thugz Passion
« Antwort #1 am: Juli 19, 2014, 07:10:12 »
Hallo, Makaveli -

das ist ein sehr lebendiges Gedicht mit vielen Wortspielereien und -verbindungen, aber mit der Metrik komme ich an vielen Stellen nicht zurecht.
Auch wird mir bei der Interpunktion fast so blümerant wie bei der Groß- und Kleinschreibung.

Aber es stehen viele Bilder vor mir auf, die mich teilweise belustigen (das mit den Schuhnesteln kenne ich so gut!) und nachdenklich stimmen.

Ich habs gern und interessiert gelesen.


Herzlichen Gruß
von
Cyparis








an dessen Seite will ich voran gehen!
Wenn du mich hälst, dann kann ich führen -


Mir gefiele vorwärts besser. Bei hälst fehlt ein t.

werde ich dich brüllen: Komm! Verreck!

Besser "werd ich Dir brüllen..." (?)
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Makaveli

  • Gast
Re:Thugz Passion
« Antwort #2 am: Juli 19, 2014, 17:53:18 »
Hehe, ja, was die Zeichensetzung angeht, und die Groß- bzw. Kleinschreibung, das kommt wohl daher, wenn man etwas zu viel nur für sich selbst schreibt ;) Der Text ist schon bisschen Älter, und ich hatte irgendwann einfach keine Lust mehr, noch zu überarbeiten, wenn ich fertig war mit schreiben. Da kam mir sofort der Gedanke, was wieder passieren wird, wenn ichs poste. Geschlossen und weg.

Seeräuber-Jenny

Re:Thugz Passion
« Antwort #3 am: Juli 21, 2014, 11:29:18 »
Hallo Makaveli,

dieses Gedicht geht unter die Haut. Was geht in dem Kopf eines Gangsters vor? Was für ein Mensch ist er? Was bewegt ihn? Du hast es eindrucksvoll geschildert.

Offensichtlich handelt es sich um einen Raptext. Die metrischen Unebenheiten werden nur beim Lesen deutlich. Gesprochen würde der Text viel rhythmischer wirken.

Für einen Rap ein wirklich guter Text, wie man sie leider nicht so oft findet.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
« Letzte Änderung: Juli 21, 2014, 11:45:01 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz