Autor Thema: "Stoss"gebet  (Gelesen 1176 mal)

Erich Kykal

"Stoss"gebet
« am: Februar 03, 2014, 20:42:58 »
Der Herr aber sprach (der so heißt, weil er keine Herrin ist!):
Das Weibliche sei dem Außergemännlichen untertan!
So du also Teil der Beschürztheit niederer Herkunft bist,
sei Gleichmut und Stille und diene ihm wohl, deinem Mann!

Also, sprach der Herr, sei dem Weibe der Busen gegeben,
auf dass er sie beuge zur Geste der Demutsbezeugung.
Sie soll sich verneigen vor männlichem, höherem Leben,
und Einblick gewähren den Blicken erotischer Neigung.

Der Herr gab ihr Stimme, den Mann und Gebieter zu preisen,
und Wahrheit zu künden von der Größe seines Geschlechts!
Der Herrscher des Heimes wird ihr seine Größe beweisen
im Namen des Herrn und Jahrtausende währenden Rechts!

Der Herr gab ihr Form, das Gefäß seines Willens zu werden,
und der Wille des Mannes, er gelte ganz als der seine!
Er züchtige Zaudernde, welche die Ordnung gefährden
mit flammenden Händen und werfe die tödlichen Steine!

So siehe denn, Weib, du der Schöpfung läßlichste Laune,
das Tragen von Knaben, es sei deine heiligste Pflicht!
Der Mann ist dein Schicksal, drum lausche ergeben und staune,
wenn er dir die lautere, ewige Wahrheit verspricht!
« Letzte Änderung: Juni 09, 2021, 07:48:30 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Daisy

Re:"Stoss"gebet
« Antwort #1 am: Februar 04, 2014, 17:30:18 »
Hallo Erich,

das ist ein wirklich starkes Stück!  :o ;D

Warum aber "Stoss"gebet und nicht "Stuss"gebet?  ;)

Da ich dich und deine Einstellung zu diesem Thema jedoch ein ganz kleines bisserl zu kennen glaube,
gehe ich davon aus, dass dieser Text eine Verteufelung solcher Sitten und Gebräuche ist und dem kann ich natürlich nur aus vollem Herzen zustimmen.

"...und Wahrheit zu künden von der Größe seines Geschlechts!" ist ein besonders reizvoller Vers!  :D

Dieses Gedicht passt sehr, sehr gut in meinen heutigen Tag!  :)

LG Daisy
« Letzte Änderung: Februar 04, 2014, 19:39:01 von Daisy »

Erich Kykal

Re:"Stoss"gebet
« Antwort #2 am: Februar 04, 2014, 20:50:15 »
Hi, Daisy!

"Stoss" - deshalb, weil es so schön zweideutig ist... Einerseits das Hervorstoßen des Gebetes aus tiefster (Männer-)Brust, andererseits...äh...das Hinein..äh...stoßen in...äh...na, du weißt schon, der männliche Part eben, der Machotraum: "das Weib nehmen", sie sich unterwerfen...ach, ist mir das jetzt peinlich! ;) :D

Man sollte es nicht glauben, aber es gibt nach wie vor viele Muslime, die würden jeder Frau, die sie unaufgefordert anspricht, sofort und mit aller Kraft ins Gesicht schlagen.
Von so herzigen "Traditionen" wie Frauenbeschneidung und Vernähen der Vagina ganz zu schweigen, wie sie in Afrika gebietsweise noch gang und gäbe sind!
Schlimm genug, dass in einem sich nach außen hin "modern" gebenden Staat wie Saudiarabien Frauen nicht einmal den Führerschein machen dürfen, ganz zu schweigen davon, sich unabhängig außerhalb der Familie und deren Kontrolle zu bewegen. Dass selbst glaubensfremde Touristinnen sich dort verschleiern müssen, setzt der Arroganz dieses Systems die Krone auf! Lasest du von jener Studentin, die dort vergewaltigt wurde? Als sie die Tat anzeigte, wollte man sie wegen "außerehelichen Verkehrs" oder "öffentlicher Unzucht" für zig Jahre einkerkern und auspeitschen! Erst der Aufschrei der Weltöffentlichkeit (und der so zu erwartende Schaden für Ruf und Wirtschaft) bewirkte eine Freilassung! Deutlicher kann sich die Perversion solch einer Kultur nicht verraten. Wenn Recht zu Unrecht wird, das Opfer zum Schuldigen, dann hat sich diese Lebensform überlebt und muss sich selbst zerstören!

Dass du aber nicht denkst, ich wäre nur hinter den islamischen Kulturschanden her - es gibt zig patriarchalische Kulturen von Steinzeitniveau bis Moderne, in denen solches Gedankengut ebenso weit verbreitet ist. Und wenn wir selbst zurückschauen, dann ist es noch gar nicht so lange her, dass Frauen auch bei uns so gut wie keine Recht und keine Stimme hatten! Sie - wie auch der Islam es tut - zum Ausgleich auf ein Podest zu heben und zu "holden Bildern der Anbetung" zu stilisieren, verrät nur das schlechte Gewissen jener, die sich auf derlei Traditionen nur allzu gern berufen, weil sie zu feige oder geistig zu unbeweglich sind, sich einem neuen Weltbild zu stellen.
Solche Mechanismen der Unterdrückung zur Langzeitabsicherung dem aktuellen Gott in den Mund zu legen, sie also quasi in die Religion einzubauen, war ein probates Mittel, die Zweifler und Mahner mundtot zu machen: Wer an Gottes Gebot rüttelte, war vogelfrei. Nicht dass es viele Männer gegeben hätte, die derlei gewagt hätten - und die Frauen hatten ja ohnehin keine Stimme unter den erhobenen Fäusten ihrer Herren!

Der absolute Gipfel sind Kulturen, in denen die Frau als absolut wertlos erachtet wird, unerwüscht schon als Kind wegen der zu stellenden Aussteuer im späteren Heiratsfall. In China herrscht mittlerweile eklatanter Frauenmangel, weil in den letzten Jahrzehnten - auch wegen der Einkindpolitik - unzählige neugeborene Mädchen nach der Geburt heimlich getötet wurden, weil sie als Makel oder Schande galten und nur Söhne den Familien Gesicht verliehen! Schließlich hat ja nur ein Mann "etwas zu sagen"...

Ja, es gibt viele gute Gründe, so ein Gedicht zu schreiben, wie es so oder so ähnlich in fast jedem "heiligen Buch" der Weltgeschichte stehen könnte. Wusstest du, dass es in einer dieser Weltreligionen tatsächlich ein Gebet gibt, in dem man Gott ausdrücklich dafür dankt, nicht als Frau auf die Welt gekommen zu sein? Mehr ist dazu wohl nicht mehr zu sagen...

Ich wollte es eher so wirken lassen, als wäre es dem Verfasser todernst mit dem Inhalt - der Text sollte sich und die Gedankenwelt seiner "Beter" quasi selbst verraten. Ein wenig hinterfotzig, und ich gehe das Risiko ein, dass sich ein oberflächlich Lesender oder ein geistig Abgelenkter vielleicht tatsächlich über mich beschweren, weil ich hier solch offensichtlich "frauenfeindliche" Gedichte poste! Aber damit kann ich leben... ;D

LG, eKy
« Letzte Änderung: August 13, 2021, 13:26:51 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Daisy

Re:"Stoss"gebet
« Antwort #3 am: Februar 04, 2014, 21:10:53 »
Hallo Erich,

dass dir das alles ganz schrecklich peinlich ist, weiß ich doch, aber ich konnte es dir dennoch nicht ersparen näher darauf einzugehen, weil mich das ss an Stelle des ß ganz spontan an Stuss denken ließ.  :D ;)

Ansonsten zeigen deine Ausführungen genau das auf, was ich aus dem Gedicht herausgelesen und es ebenso interpretiert habe. Meine Haltung solchen Ländern und Kulturen gegenüber ist die, dass ich nie im Leben in ein solches Land reisen würde, egal welche großartigen Landschaften und Bauwerke es dort zu sehen geben sollte.

LG Daisy

Ingo Baumgartner

Re:"Stoss"gebet
« Antwort #4 am: Februar 05, 2014, 11:20:08 »
Erinnert mich an Altes Testament, Koran und so manche christliche Kirche. Aber, frage ich, warum denn nur? :D :D LG Ingo

cyparis

Re:"Stoss"gebet
« Antwort #5 am: Februar 13, 2014, 20:47:16 »
Hallo, Erich -


Ich wollte es eher so wirken lassen, als wäre es dem Verfasser todernst mit dem Inhalt - der Text sollte sich und die Gedankenwelt seiner "Beter" quasi selbst verraten. Ein wenig hinterfotzig, und ich gehe das Risiko ein, dass sich ein oberflächlich Lesender oder ein geistig Abgelenkter vielleicht tatsächlich über mich beschweren, weil ich hier solch offensichtlich "frauenfeindliche" Gedichte poste! Aber damit kann ich leben...

Eine bitterböse, salzsäurehaltige Satire, äußerst gelungen!
Aber ich kenne Geister, die das ernstnähmen und Bravo! riefen.


Abendgruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:"Stoss"gebet
« Antwort #6 am: Februar 13, 2014, 21:21:44 »
Hi, Cypi, Ingo, Daisy!

Ja, es sollte auch nach "heiligem Buch" klingen, um die beipflichtenden Geister zu entlarven.

Manchmal kocht es eben in mir über, und dann muss so ein Gedicht her, damit ich wieder atmen kann!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.