Autor Thema: Ein Tag wie jeder andere  (Gelesen 1206 mal)

galapapa

Ein Tag wie jeder andere
« am: Januar 20, 2014, 18:34:39 »
Es ist ein Tag wie jeder andere,
ich lebe die Erinnerung,
in der ich durch mein Leben wandere
und meine Seele scheint noch jung.

Ich spür die Dämmerung  mich küssen
und schau mich um. Mir wird so leicht -
da ist kein Wollen mehr und Müssen,
als wär der Horizont erreicht.

Wo sind die blauen Ozeane,
mit Wünschen und Begehr gefüllt?
Verloren wie das Ungetane
und in Vergessenheit gehüllt?

Stets konnt ich das Dahinter spüren
wenn ich zum fernen Ende sah,
wo Meer und Himmel sich berühren.
Nun bin ich diesem Jenseits nah.

Wozu sich bang und Sorgen machen,
wenn Unumgängliches geschieht?
Am End ist Scheiden ein Erwachen,
in das die Seele still entflieht.
« Letzte Änderung: Januar 22, 2014, 14:49:48 von galapapa »

gummibaum

Re:Ein Tag wie jeder andere
« Antwort #1 am: Januar 20, 2014, 22:13:26 »
Hallo galapapa,

du beschreibst sehr schön mit naturhaften Bildern einen Moment, der eine ruhige Aussöhnung mit unseren Grenzen erreicht und dem Ende freundlich entgegenblickt.

Ich ganz das gut nachempfinden.

LG gummibaum


galapapa

Re:Ein Tag wie jeder andere
« Antwort #2 am: Januar 21, 2014, 07:37:50 »
Hallo Gummibaum,
danke für Deinen Kommentar zu meinem Text!
Ich finde, man sollte sich nicht zu viele Gedanken machen zu Dingen, die wir sowieso nie verstehen werden. Stille Akzeptanz erzeugt glücklich machende Zufriedenheit.
Herzlichen Gruß!
Galapapa

Erich Kykal

Re:Ein Tag wie jeder andere
« Antwort #3 am: Januar 21, 2014, 20:10:06 »
HI, Charly!

Erneut ein tiefsinniger Text, durch die kurzzeiligen, ja beschwingten Verse erfrischend konterkariert. Das verleiht dem Text eine Leichtigkeit, die die Schicksalsergebenheit ohne Hader schön transportiert.

Ideen:

S1Z2 - Die Verkürzung "leb" will mir hier nicht recht schmecken, sie passt nicht zur sonst so gehobenen Sprache. Alternative: "Ich lebe in Erinnerung," oder "ich lebe die Erinnerung,". Ich würde letzteres vorziehen, da die Folgezeile mit einem weiteren "in" beginnt.

S2Z2,3 - Hier würde ich zur besseren Strukturierung - auch des Vortrags - die Satzzeichen wechseln: Z2 Komma oder Strichpunkt am Ende, Z3 Bindestrich

S3Z3 - 2 Kommata zuviel.

S5Z1 - "Wozu sich bang und Sorgen machen," ist durchaus richtig konstruiert, dennoch musste selbst ich stutzen und überlegen. Vielleicht allgemein verständlicher so: "Wozu sich bange Sorgen machen,"

S5Z3 - "Am End" ist wieder so eine Verkürzung, die deine schöne Sprache mindert. Alternative: "Zuletzt..."


Sehr gern gelesen - du schreibst in letzter Zeit viele dieser "Finde dich drein" - Gedichte. Ich hoffe, es geht dir soweit gut?

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

galapapa

Re:Ein Tag wie jeder andere
« Antwort #4 am: Januar 22, 2014, 06:54:42 »
Hallo Erich,
danke für Deine Gedanken zu meinem Text!
"Ich lebe die Erinnerung" gefällt mir in der Tat besser; die Verkürzung hätte mich nicht gestört, das finde ich weder unschön noch unüblich oder -passend.
Den Bindestrich habe ich gerade wegen der Strukturierung, um den Leser auch zu lenken, an diese Stelle gesetzt.
Danke für den Komma-Hinweise!
Wegen "sich bang und Sorgen machen": Um meine Bedeutung aufrecht zu erhalten müsste ich schreiben "...sich bang, Sorgen..." und das finde ich unschön.
Zu "am End": Ich hatte da ursprünglich "zuletzt" stehen, das aber wieder geändert, weil ich die Zweideutigkeit von "am End" hier haben wollte.
Mir geht's übrigens sehr gut. Der Inhalt der Texte hat mit meinem Befinden nichts zu tun. Vielmehr hat das lyrische Ich, das da rumphilosophiert in letzter Zeit, eben in Ermangelung an Ideen öfter das Bedürfnis, seine Weltanschauung zur Diskussion zu stellen. ;D
Herzlichen Gruß!
galapapa

cyparis

Re:Ein Tag wie jeder andere
« Antwort #5 am: Januar 22, 2014, 14:22:41 »
Lieber Galapapa -

ich schließe mich Gummibaum an.
Erichs Kritiken sind immer sehr ausgefeilt, an so etwas wage ich mich gar nicht heran.
(Ich genieße und schweige).
Ich mag sehr (nicht nur) Deine Gedichte, die sich mit dem Nachsinnen uber und auch dem Vorausschauen auf die Endlichkeit beschäftigen - ich fühle mich dann geborgen.

Aus dem dass mach bitte noch ein das.

Herzlichen Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

galapapa

Re:Ein Tag wie jeder andere
« Antwort #6 am: Januar 24, 2014, 10:34:14 »
Liebe Cyparis,
hab lieben Dank für Deine lobenden Worte!
Im Zufriedensein mit dem, was man hat, steckt schon ein Stück Geborgenheit.
Danke für den Hinweis mit dem "s"!
Liebe Grüße!
Galapapa

Daisy

Re:Ein Tag wie jeder andere
« Antwort #7 am: Januar 26, 2014, 21:56:41 »
Lieber Galapapa,

das ist wieder eines der Gedichte, die mich besonders ansprechen!
Hier beneide ich das LI ganz besonders um seine Ruhe und Abgeklärtheit und ich warte auf den Tag, da ich selbst ebenso empfinden kann!  :)
Ein beglückendes Leseerlebnis, vielen Dank dafür!

Lieben Abendgruß von
Daisy

galapapa

Re:Ein Tag wie jeder andere
« Antwort #8 am: Januar 26, 2014, 22:44:14 »
Liebe Daisy,
das Lob aus Deiner Feder erfreut mich immer ganz besonders, nicht zuletzt, weil Du immer genau den Kern der Aussagen und Gefühle erkennst.
Danke für diesen, Deinen Kommentar und herzliche Grüße an Dich!
galapapa