Autor Thema: Nebeltrauer  (Gelesen 1029 mal)

Erich Kykal

Nebeltrauer
« am: Dezember 21, 2013, 13:46:55 »
Die Welt war Schweigen und Geruch,
als ich der stillen Wege ging.
Des Nebels kühles Seidentuch
berührte meine Traurigkeit,
und wo er in den Bäumen hing,
verfing verloren sich die Zeit.

Aus Schatten wurde Baumgestalt
mit jedem Schritt ins weiße Nichts,
das mit verwunschener Gewalt
die Sinne trügt auf manche Art,
sodass man zaudert angesichts
der Furcht, die den Betrachter narrt.

Das leise Knacken in den Reisern -
ein wildes Tier, das dich beschleicht?
Du eilst voran mit immer leisern,
gar unterdrückten Atemzügen.
Die Angst macht deine Schritte leicht
und straft die Ungewissheit Lügen.

Dann endlich Blau und weite Sicht!
Man mäßigt seinen Gang und weiß:
Das Ding im Nebel scheut das Licht.
So geht es öfter, nur nicht heute.
Ich blieb im Nebel, ging im Kreis,
und wollte Kummer sein - und Beute.
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Nebeltrauer
« Antwort #1 am: Dezember 22, 2013, 00:05:46 »
O, Erich -


ist das schön!
Ich bin regelrecht gebannt von Deinen Versen, die Wort für Wort eine äußere und innere Spannung und Stimmung aufbauen, daß man sich hineinversetzt fühlt.
Und mit welchen erlesenen Worten Du uns wieder verwöhnst!

Sie versöhnen mit aller Unbill des Tages.

Dafür ganz lieben Dank
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Nebeltrauer
« Antwort #2 am: Dezember 22, 2013, 13:25:58 »
Hi, Cypi!

Vielen Dank für dein Lob! Wieder ein typisches "Blick-aus-dem-Fenster-Gedicht" - gestern hatten wir hier dicken Nebel! ;D

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Nebeltrauer
« Antwort #3 am: Dezember 22, 2013, 20:30:59 »
Hallo Erich,

ein schönes Gedicht, das die schrittweise Entschleierung der bedrohlich verhüllten Szenerie thematisiert und prachlich sehr fein arbeitet. Ich kann mich an Bergwanderungen erinnern, bei denen Nebel und Wolken kaum mehr 20 Meter Sicht ließen und als es auf dem gleichen Weg zurückging, war alles neu, weil sich der Nebel gelichtet hatte. Ich bin auch oft nachts (ohne Lampe) durch Wälder gejoggt und jeder unbekannte Holzstoß schien ein streunender tollwütiger Hund, der dann aber still am Wegrand verharrte und mich -zu Stämmen sich wandelnd- doch ungebissen vorbeiließ.

Gern, sehr gern gelesen.

LG gummibaum

Erich Kykal

Re:Nebeltrauer
« Antwort #4 am: Dezember 22, 2013, 22:01:44 »
Hi, Gum!

Ja - fast jeder hat wohl solche Nebelmomente erlebt, auch ich bei Wanderungen im Gebirge...

Nächtliches Joggen im Wald verkneif ich mir lieber! :D

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.