Hi, Ingo!
Das Hebungsschema der Strophen lautet 4-3-4-3. Allerdings ist Zeile drei der letzten Strophe um einen Heber zu kurz - es müssten ja 4 sein! Wäre aber leicht zu korrigieren: "dem wunden Vogel gleich verletzt".
In der letzten Zeile würde ich eher "aufgeklärte" oder "gut erklärte" schreiben, denn "abgeklärt" steht auch in der Bedeutung von "ausgeglichen, ruhig, gelöst", beschreibt also mitunter einen Charakterzustand. Dies kann hier unter Umständen verwirrend wirken.
Das Gedicht beschreibt, wie zwanghaft Menschen darin sind, sich Dinge zu erklären und in der tatsächlichen Welt zu verankern, auch wenn keiner darum gebeten hat. Manche Leute können wohl nicht mit einem "Zauber" in der Welt leben und tun ihr Möglichstes, jeglichen Anflug von "Magie" aus selbiger zu schaffen. Sie verstehen nicht, was für ein Kind der eigentliche Gedanke hinter dieser Figur ist, die hier als Gleichnis dient. Zwar versuchen sie nicht, dem Kind zu erklären, dass es gar keinen Weihnachtsmann gibt - obwohl sie es sicherlich gern täten - und halten sich an die gesellschaftliche "Übereinkunft", dem unfertigen, naiven Geist der Heranwachsenden dieses Stück fantastischer Welt zu gönnen, aber ganz können sie nicht aus ihrer Haut: Wo es um schlicht physikalische Unmöglichkeiten geht, können sie solch ein Gedankengut nicht akzeptieren, nicht zulassen - nein, mein Herr! Das muss wissenschaftlich erklärbar sein! Wo kämen wir hin, wenn Kinder an Wunder glaubten! Womöglich glauben sie dann sogar als Erwachsene noch an jeden Blödsinn wie Religionen, Esoterik und Außerirdische, die sie holen kommen, wenn sie es nur schaffen, würdig und rein genug zu sein...
Nun, diese Leute sollten ihren Kindern, bzw. den Menschen, die mal daraus werden könnten, doch etwas mehr zutrauen!
![Grin ;D](http://www.dielyrik-wiese.de/lyrik-wiese/Smileys/classic/grin.gif)
Nicht alle, die als Kind an den Nikolaus oder das Christkind, die Zahnfee oder den Osterhasen, den Sandmann oder eben den Weihnachtsmann glaubten, werden später zwangsläufig Priester, Sektenmitglied oder Bachblütenjunkie!
![Cheesy :D](http://www.dielyrik-wiese.de/lyrik-wiese/Smileys/classic/cheesy.gif)
Dem Ganzen liegt natürlich auch eher ein wesentlicher Zug der menschlichen Natur zugrunde: Wissen zu wollen, wie etwas funktioniert - um es gegebenenfalls selbst anwenden zu können und sich so einen evolutionären Vorteil zu verschaffen. Unerklärbares ist uns unangenehm, lässt es uns doch dumm dastehen - und Dummheit ist evolutionär benachteiligend! Also suchen wir nach Erklärungen in allem, was wir uns nicht erklären können: So entstanden auch alle Religionen - Welterklärungsmodelle auf der jeweiligen sozialen, kulturellen und kognitiven Stufe ihrer Erdenker!
LG, eKy