Autor Thema: Wie Kinder sind  (Gelesen 1395 mal)

Erich Kykal

Wie Kinder sind
« am: Dezember 02, 2013, 18:08:40 »
Ich war ein Kind, wie Kinder sind,
die Glück vor allen Dingen
erfahren im Gelingen
von allem, was ihr Geist ersinnt.

Ich war ein Kind, wie Kinder sind,
die gleich und alles wollen,
was sie nicht wissen sollen,
eh nicht noch etwas Zeit verrinnt.

Ich war ein Kind, wie Kinder sind,
die lang am Leben reifen
und manches nie begreifen,
wie kleine Früchte, süß und blind.

Ich war ein Kind, wie Kinder sind,
die dort alleine spielen,
wo aller Spott von Vielen
nur Wispern ist im Sommerwind.

Ich war ein Kind, wie Kinder sind,
die hohe Mauern bauen
und niemandem vertrauen:
Verletzt, verloren - ewig Kind.
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Wie Kinder sind
« Antwort #1 am: Dezember 19, 2013, 23:18:09 »
Hallo Erich,

bei mir tritt Unruhe auf, wenn sich die erste Zeile mehr als dreimal wiederholt. Die Beschreibungen des Kindhaften gefallen mir aber.

LG gummibaum

Erich Kykal

Re:Wie Kinder sind
« Antwort #2 am: Dezember 20, 2013, 10:38:23 »
Hi, Gum!

Für andere ist die formelhafte Repetition eher beruhigend - man weiß, was kommt, sozusagen... ;)

Ich setze sie eher selten als Stilmittel ein, aber hier wollte ich den Charme eines kindlichen Auszählreimes beschwören, der Thematik wegen. ;D

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Wie Kinder sind
« Antwort #3 am: Dezember 21, 2013, 14:41:13 »
Hallo Erich,

danke für deine Antwort mit der Erklärung, eine Art  "Abzählreim"sei hier strukturierendes Element. Bin gerade auch am Reimen für meine kleine Nichte, die mir einen gemalten Weihnachtsbrief  - ein Suchbild mit vielen Geschenkkisten - geschickt hat. Da fiel mir dein Gedicht wieder ein, ich las es nochmals und diesmal mit rundum positiven Gefühlen.  Besonders gefällt mir Stelle mit der Angst vor dem Spott der andern "wo aller Spott von Vielen nur Wispern ist im Sommerwind." Hoffe, dir geht es gut.

Liebe Grüße
gummibaum

Erich Kykal

Re:Wie Kinder sind
« Antwort #4 am: Dezember 21, 2013, 19:57:36 »
Hi, Gum!

Danke der Nachfrage - ab heute sind Weihnachtsferien, wie sollte es mir da nicht gut gehen!!? ;D - 2 Wochen keine ewig aufgeregten, kreischenden Minimenschen mit übersteigerten Ansprüchen, fehlender Bescheidenheit und herabgesetzter Gehirntätigkeit! Herrrrrrlich!!!! :D

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Wie Kinder sind
« Antwort #5 am: Dezember 21, 2013, 23:06:22 »
Das Gedicht hat mich zutiefst aufgewühlt,
immer wieder neu.
Ich wollte eigentlich gar nicht kommentieren.

Als hättest Du mein Kindsein durch eine Lupe betrachtet.
Gleichzeitig beängstigend und verwirrend.
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Wie Kinder sind
« Antwort #6 am: Dezember 22, 2013, 13:23:16 »
Ach, Cypi - das war MEINE Kindheit: Ausgegrenzter, Sonderling, Spinner, Einzelkind, Freak, isoliert, komisch, seltsam, unbeliebt,...die Liste lässt sich beliebig fortsetzen!

Ich war immer der Kleinste und Dickste in der Klasse, Brillen- und Scheitelträger, nie "coole" Klamotten, nie "vorn dabei". In der Kleidung, die meine über 60-jährigen Eltern für mich aussuchten (Brauntöne, Schnürlsamthosen, Khakihemden,...), stolperte ich durch diese Jahre, nur mit meinem Mundwerk bewaffnet - der Klassenclown, der anders nicht wahr- und schon gar nicht ernst genommen wurde. Leider war das immer das, was er sich am sehnlichsten wünschte...

Als ich begriffen hatte, dass ich nie dazugehören würde, lernte ich mich abzugrenzen und beschloss, das Menschspiel niemals mitzuspielen. Seither gehe ich am Rande der Welt entlang, ein Beobachter von außen, den all das irgendwie nicht mehr betrifft. Auch ein Leben - einsam, aber schmerzfrei. 8)

LG, eKy

Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.