Autor Thema: Mein Engel  (Gelesen 1647 mal)

Erich Kykal

Mein Engel
« am: November 05, 2013, 20:28:39 »
So komm herab in meine Grabesstille,
du Engelchen mit Honig an den Flügeln!
Nicht länger mehr will ich mich zügeln,
an deiner Süße klebt mein ganzer Wille.

So komm herab auf meine dunkle Seite,
und löse dich in ihrem Wallen auf!
Ich nehme deine Endlichkeit in Kauf
für jeden Kuss, zu dem ich dich verleite.

So komm herab an eine scheue Seele,
die Ewigkeiten sich nach Lust verzehrte,
doch selten wagte, was das Herz begehrte,
dass ich ihr Seligsein dir anbefehle!
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Daisy

Re:Mein Engel
« Antwort #1 am: November 06, 2013, 14:34:48 »
Hallo Erich,

du meine Güte, was für ein "himmlisches" Liebesgedicht! Ist das schön!
Ein Leckerbissen für meine romantische Seele!  :)

Es ist bemerkenswert, wie du bei den Themen deiner Gedichten von tieftraurig und betrübt zu überschwänglich und hochromantisch nahtlos wechselst.
Auch wenn du es selbst nicht so recht glauben willst - du darfst dich wirklich mit den Großen messen! Da übertreibe ich mit Sicherheit nicht!

Chapeau und lieben Gruß von
Daisy

Erich Kykal

Re:Mein Engel
« Antwort #2 am: November 06, 2013, 17:05:48 »
Hi, Daisy!

Es steht hier zwar mangels nachhaltigerer Differenzierung unter "Rosen und Romantik", aber in diesem Gedicht geht es eigentlich um pure Lust, bloß halt poetischer abgefasst!

Die Themen und Inhalte wechseln bei mir tatsächlich sehr sprunghaft, vielleicht, weil mein Verstand ebenso rasch die Perspektiven wechselt. Ewig und ständig mit irgendwas beschäftigt, der Gute... :D

Er ist nicht flatterhaft, eher "umfassender" gepolt oder so, denn er möchte nie eine Sache einseitig betrachten. So springt er von einer Sichtweise zur nächsten, von einer Thematik zur anderen.

Die Gedichte folgen zumeist Eingebungen oder Anregungen des Augenblicks, sind quasi Momentaufnahmen innerer Befindlichkeit oder projizierter Meinung.
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Mandeltraum

Re:Mein Engel
« Antwort #3 am: November 06, 2013, 20:39:25 »
Hallo Erich,

habe ja nun schon so einige Deiner Gedichte gelesen - und bin immer wieder bestürzt darüber, mit welcher
Kontinuität Du dazu imstande bist, auf lyrischer Ebene höchste Qualität abzuliefern.

Was ich gern wüßte - arbeitest und feilst Du an Deinen Texten auch, oder fließen sie Dir wie von selbst in die
Feder? Mit Arbeiten und Feilen meine ich - teilweise auch längeres Zurücklegen eines Textes, um ihn immer mal
wieder, mit vielleicht zum Teil auch gewisser Mühe, zur Vollendung zu bringen? Und gibt es bei Dir auch Texte,
die unvollendet bleiben?

Natürlich mußt Du auf diese Frage nicht antworten. Ich wüßte es aber so gern.

LG
Mandeltraum
« Letzte Änderung: November 06, 2013, 20:41:15 von Mandeltraum »

Erich Kykal

Re:Mein Engel
« Antwort #4 am: November 06, 2013, 23:08:10 »
Hi, Mandeltraum/rosenrabe!

Ich habe das schon oft beantwortet, tu es aber gerne ein weiteres Mal.

Beim Dichten befinde ich mich in einer Art konzentrierten Halbtrance. Ich achte beim Schreiben primär auf Rhythmus, Sprachmelodie, -fluss und Reime. Der Inhalt ist oft eine Entscheidung des Augenblicks, ausgelöst von irgendeiner Inspiration, ist aber mit dem Dichten fließend und kann sich letztlich auch ganz woandershin entwickeln, während die Zeilen wachsen. Oft bin ich selbst erstaunt über die Conclusio, die sich da zuletzt ergeben hat, scheinbar irgendwie aus meinem Unterbewussten.
Natürlich gibt es auch immer wieder "konstruierte" Gedichte von mir, aber es ist für mich stets eine vergnügliche Angelegenheit, zu schreiben - sonst würde ich es nicht machen. Von Mühe kann also keine Rede sein. Für ein Sonett brauche ich im Durchschnitt 15 bis 30 Minuten. Danach folgt eine Überarbeitung zur Beseitigung minderer Stellen oder eingeschlichener Fehlerchen, gleich danach oder Tage später, wenn ich inneren Abstand gewonnen habe. Dann kann ich auch besser einschätzen, wie gelungen ein Werk ist.
Es kommt aber immer wieder vor, dass ich auch noch Jahre später an Texten feile, Details oder sogar ganze Strophen ändere, wenn ich drüber stolpere und mir dies oder das noch auffällt.
Ich habe festgestellt, dass sich nichts erzwingen lässt. Einmal habe ich über 6 Monate gar nichts geschrieben, ein andermal bis zu 7 Gedichte hintereinander! Ich dichte nur, wenn mir danach ist. Emotion muss dabei sein, und das Sprachzentrum ist ja auch nicht immer gleich gut drauf.
Unvollendete Texte habe ich keine, da meine Gedichte nicht lang genug sind, dass mir dabei die literarische Puste ausgeht.

Ich bedanke mich herzlich für dein ehrliches Lob, gebe allerdings zu bedenken, dass "höchste lyrische Qualität" auch stets eine Sache persönlichen Geschmacks ist. Andere empfinden meinen Stil als altmodisch oder geschraubt, angestaubt oder gekünstelt. Ich selbst würde mich als guten Durchschnitt bezeichnen, keinesfalls auf einem Level mit etwa einem Rilke! Und wenn ich lese, was ein Wolf von Kalckreuth als 15 - 17Jähriger verfasst hat, ehe er sich das Leben nahm, werde ich gleich noch viel bescheidener! Zu derlei wäre ich in diesem Alter nicht einmal ansatzweise in der Lage gewesen!

Ich bin ein guter Allrounder: Überall gut, nirgendwo genial. Fluch und Segen! Das gilt auch für mein Zeichen- und Maltalent...
Ich hoffe, alle deine Fragen beantwortet zu haben.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
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Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Mandeltraum

Re:Mein Engel
« Antwort #5 am: November 07, 2013, 04:42:50 »
Das hast Du. Ich danke Dir.

LG
Mandeltraum

cyparis

Re:Mein Engel
« Antwort #6 am: November 15, 2013, 17:38:05 »
Ich hatte zuerst eine Biene vor Augen, eine süße Biene natürlich, aber die transportiert den Honig nicht an den Flügeln.

Erich, das ist richtig reizend, das kommt so leicht und fast liebenswürdig daher - bis auf den etwas ernsteren Schluß - dass es eine wahre Wohltat ist!

wirklich: Reizend!

Lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Mein Engel
« Antwort #7 am: November 15, 2013, 19:33:27 »
Hi, Cypi!

Ganz lieb von dir, auch wenn es in diesem Fall nicht ganz so harmlos ist, wie es klingt. Schließlich ist hier von einem Ende der Unschuld die Rede - der Engel wird in den Niederungen menschlicher Lust seine Flügel verlieren, aber ich - als Engelsmörder sozusagen - nehme die Endlichkeit dieser Reinheit in Kauf, bloß um meine Lust an dieser Unschuld zu stillen!
Das ist der Gang der Dinge, mag einer sagen, und ich pflichte bei. Dennoch - es wirkt immer auch irgendwie wie eine Untat, selbst wenn es der Engel selber so will. Diese Zweischneidigkeit des Vorgangs wollte ich verdeutlichen.
Ja, es KANN reizend sein und soll es eigentlich auch - man könnte es aber immer auch als Missbrauch eines Mangels an Wissen und Erfahrung deuten, als einseitige Vorteilnahme des bereits "Gefallenen". Auslegungssache.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Mein Engel
« Antwort #8 am: November 15, 2013, 21:38:31 »
Ich sehe es lieber eher harmlos und harmonisch!
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Mein Engel
« Antwort #9 am: November 15, 2013, 21:51:49 »
Dies sei dir unbenommen! :)

Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
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