Autor Thema: Morgengrauen  (Gelesen 1844 mal)

cyparis

Morgengrauen
« am: August 22, 2013, 09:41:34 »


    Noch ruht der Nebel in den Wäldern,
    noch steigt er nicht aus Wiesen auf,
    noch schläft er in den Feldern,
    Bald beginnt der Sonne Lauf.

    Natur bleibt stumm im Morgengrauen.
    Kein Vogel in des Himmels Blauen.
    Kein Insekt wird sich hier tummeln.
    Ende ward den Bienen, Hummeln.

    An des Baches leiser Schwelle,
    flötet keine Hirondelle.
    Die perlmutterne Libelle
    häutet sich nicht mehr.

    Grau und trüb und leer die Welt.
    Nur Nebel noch, der Grauen hält.
    Wie ist das Herz mir schwer.

Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Morgengrauen
« Antwort #1 am: August 22, 2013, 10:39:57 »
Hi, Cypi!

Ein wunderschönes Herbstgedicht, wehmütig weich ans Herz greifend - zum Mitweinen schön!

Leider gibt es auch hier Unregelmäßigkeiten in Betonung und Heberanzahl, die den Rhythmus stören. Wenn ich darf:



    Der Nebel ruht in dunklen Wäldern, Du hast betont begonnen, das Gedicht hat aber meist unbetonte Auftakte.
    noch steigt er nicht aus Wiesen auf,
    noch schläft er in den kühlen Feldern, Ein Heber zu wenig - es müssen 4 sein.
    doch bald beginnt der Sonne Lauf. Ein Heber fehlte. Warum schreibst du "bald" groß nach einem Komma?

    Natur bleibt stumm im Morgengrauen.
    Kein Vogel in des Himmels Blauen.
    Kein Käfer will sich hier mehr tummeln, "Insekt" müsste bei unbetontem Auftakt der Zeile auf der ersten Silbe betont werden, das klingt sehr unnatürlich.
    und Ende ward den Bienen, Hummeln. Auch hier: unbetonter Auftakt!

    An des Baches leiser Schwelle, Dieser Wechsel zu betonten Auftakten ist okay, da er die Dynamik zur Conclusio hin sehr befördert.
    flötet keine Hirondelle.
    Perlmuttene Libelle Das sind so schon vier Heber. Und schreibt man nicht: "perlmutten"?
    häutet sich nicht mehr.
    Grau und trüb und leer die Welt.
    Nebel nur, der Grauen hält. Auch so 4 Heber, aber flüssiger zu lesen und von schönerem Klang.
    Ach, wie wird das Herz mir schwer. Die Conclusio selbst aber sollte wieder dem gewohnten Muster folgen, daher: unbetonter Auftakt. "wird" klingt weicher als "ist".



Seufz! Ach, wie fühle ich mit dir! Auch mir graut's vor dem Herbste, weiß ich doch, was ihm folgen muss: Ein weiterer kalter, nasser, klammer, bewölkter Winter!!! BRRRR!!!

Sehr gern mitgefühlt und bearbeitet!

LG, eKy
« Letzte Änderung: August 22, 2013, 10:42:46 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Morgengrauen
« Antwort #2 am: August 22, 2013, 10:53:30 »
Lieber Erich -


ganz abgesehen vom Formalen
(das korrigiere ich später):

Es geht eigentlich um den Frühling, in dem man erwartet, Insekten und andres Getier wieder munter zu sehen:
Nichts davon!
Selbst im sommer: Keine Grille, kein Heimchen, kein Heuschreck.
(Außer bei Dir)

Cyparis
(Wut auf Monsanto im Bauch)
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Mike S

Re:Morgengrauen
« Antwort #3 am: September 26, 2013, 17:29:56 »
Meine liebe Cyparis,

was für ein schönes Gedicht. Alles ist inhaltsleer und stumm, nichts bewegt sich, nichts füllt die Welt mit Leben und macht damit alles sinnlos. Auch mir ist das Herz schwer und dennoch danke ich Dir für diesen Gedichtbeitrag. Gerne las ich diese gelungenen Welten.

Dir alles Liebe
-immer-
Mike S
Every step I take I walk alone (Tarja Turunen)

Daisy

Re:Morgengrauen
« Antwort #4 am: September 27, 2013, 18:35:14 »
Liebe Cyparis,

den vorangegangenen Kommentaren kann ich mich ganz und gar anschließen
und dieses schöne, gefühlvolle Gedicht loben und bewundern!

Herzlichen Gruß von
Daisy

cyparis

Re:Morgengrauen
« Antwort #5 am: Oktober 09, 2013, 12:30:42 »
Heute an Erich:
Das mit den Betonungen und Silben muß ich nochmals genau beäugen!

Hi, Mike:
Hab Dank aus der Ferne!

Liebe Daisy -

hab innigen Dank für Dein Lob!
Das Grauen steigert sich von Jahr zu Jahr:
Sag mir, wo die Bienen sind....!


Euch allen herzliche Grüße!

Cyparis

Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Mike S

Re:Morgengrauen
« Antwort #6 am: Oktober 12, 2013, 08:00:19 »
Liebe Cyparis,

gerne kommentierte ich Dein Gedicht. Es lässt einen auf sich selbst blicken und es führt dazu, sich selbst zu entdecken.

Alle Grüße aus der Ferne
-immer-
Mike S

Nachtrag:

Geht es Dir denn schon wieder besser?
Every step I take I walk alone (Tarja Turunen)